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Löwenzahn – Von der Pusteblume zum Autoreifen

Reifen zu entwickeln bedeutet vor allem an Sicherheit, Fahreigenschaften aber auch an den Kraftstoffverbrauch zu denken. Beim Reifenhersteller Continental will man noch einen Schritt weiter gehen und hat alle Bauteile eines Reifens auf den Prüfstand gestellt. Herauskommen soll ein neuer zukunftsweisender Autoreifen, nachhaltig produziert und recycelbar. Grün im Sinne des Wortes, denn er könnte aus Löwenzahn sein.

Hannover (csr-news) > Reifen zu entwickeln bedeutet vor allem an Sicherheit, Fahreigenschaften aber auch an den Kraftstoffverbrauch zu denken. Beim Reifenhersteller Continental will man noch einen Schritt weiter gehen und hat alle Bauteile eines Reifens auf den Prüfstand gestellt. Herauskommen soll ein neuer zukunftsweisender Autoreifen, nachhaltig produziert und recycelbar. Grün im Sinne des Wortes, denn er könnte aus Löwenzahn sein.

Kaninchen lieben ihn, zukünftig vielleicht auch Autofahrer – den Löwenzahn. Die Idee ist nicht ganz neu, aber inzwischen hat sie eine Reife erlangt, die auch konkrete Produkte ermöglicht. Es geht darum eine Löwenzahnsorte zu züchten, die in ökonomisch sinnvollem Umfang Kautschuk liefert. Hintergrund ist der weltweit steigende Bedarf nach Kautschuk, ein Naturprodukt aus dem Kautschukbaum. Eine Pflanze, die nur im sogenannten Kautschukgürtel in der Nähe des Äquators kultiviert werden kann. Die hohe Nachfrage führt zu einer Ausweitung von Monokulturen, für die nicht selten große Flächen Regenwald gerodet werden müssen. Aber auch dann braucht eine Pflanze mindestens sieben Jahre, bis sie das erste Mal nutzbar Milch gibt. Daraus resultieren teils extreme Preisschwankungen an den Märkten, weil die Nachfrage nicht schnell genug bedient werden kann. Betroffen davon sind die Hersteller von Autoreifen, denn deren Produkte bestehen bis zu 30 Prozent aus Naturkautschuk. Bei LKW-Reifen können es auch noch mehr sein. Die besonderen Eigenschaften des Naturkautschuks lassen sich bislang noch vollständig durch synthetische Nachahmungen erreichen. Es müssen also andere Alternativen gefunden werden. Der Reifenhersteller Continental hat zusammen mit dem Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und angewandte Ökologie (IME) am möglichen Alternativrohstoff Löwenzahn geforscht. Während man am IME durch klassische Züchtung die Pflanze optimiert, stellen die Reifen-Experten aus dem Kautschuk, der aus der Löwenzahnmilch gewonnen wird, Gummiproben her. „Die größte Herausforderung war, das Wildkraut in eine Nutzpflanze zu verwandeln. Mittlerweile weisen einige unserer Sorten einen deutlich gesteigerten Kautschukgehalt auf. Diese werden wir jetzt noch weiter stabilisieren“, schildert Prof. Dirk Prüfer vom IME. Ein intensiver Austausch sorgte für die zielgerichtete Weiterentwicklung des Rohstoffs. Inzwischen hat die Entwicklung einen Reifegrad erreicht, der den Einsatz in der Serienproduktion ermöglicht. Entscheidend dafür ist eine dauerhafte und gleichbleibende Qualität. Durch den Anbau in hiesigen Regionen würden auch die weiten Transportwege entfallen, CO2-Emissionen eingespart und die weitere Rodung von Regenwäldern gestoppt. „Wir investieren in dieses vielversprechende Materialentwicklungs- und Erzeugungs-Projekt, weil wir überzeugt davon sind, dass wir dadurch unsere Reifenproduktion langfristig weiter verbessern können“, sagt Nikolai Setzer, der im Continental-Vorstand für die Division Reifen verantwortlich ist. „Denn die Kautschuk-Gewinnung aus der Pusteblumenwurzel ist deutlich wetterunabhängiger möglich als die vom Gummibaum und eröffnet aufgrund ihrer agrarischen Anspruchslosigkeit ganz neue Potenziale – insbesondere für heute brachliegende Anbauflächen. Durch den Anbau in viel kürzerer Entfernung zu unseren Produktionsstandorten würden wir darüber hinaus in nennenswertem Umfang sowohl die Umweltbelastung als auch den Logistikaufwand senken. Dieses Entwicklungsprojekt zeigt eindrucksvoll, dass wir hinsichtlich Materialentwicklung noch lange nicht am Ende unserer Möglichkeiten angekommen sind“. Ein Beispiel wie man sich bei Continental mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. Ziel der Experten aus Forschung und Entwicklung ist es, den Reifen der Zukunft noch energiesparender und umweltfreundlicher in Herstellung, Einsatz und Recycelbarkeit zu machen. Dafür werden sukzessive alle Bauteile eines Reifens auf den Prüfstand gestellt und, wenn nötig, durch umweltschonendere Materialien ersetzt. Auch die Produktionsprozesse werden überprüft und wenn möglich auf nachhaltigere Verfahren umgestellt. Beispielsweise werden in einem neuen Verfahren Gummiabfälle in die Produktion zurückgeführt. Einen Einblick in die Nachhaltigkeitsbemühungen des Reifenherstellers bietet die Fallstudie: „Wir entwickeln Nachhaltigkeit“. Hier gibt es sie zum Download.

 

 


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