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Joblinge: die „Social Franchise“-Initiative bringt Benachteiligte in Ausbildung

Etwa jeder zwölfte Schulabgänger scheitert an der Schwelle zum Beruf. „Schulische Schwierigkeiten und vermeintliches Leistungsversagen sind nur die Spitze eines Eisbergs an Problemen“, sagt Ulrike Garanin, Vorstand des Münchener Vereins Joblinge. Dahinter stünden häufig zerrüttete Familienstrukturen und traumatische Erfahrungen. Seit seiner Gründung vor sieben Jahren hat Joblinge etwa 1.900 benachteiligte Jugendliche unterstützt – und die meisten von ihnen in Arbeit oder Ausbildung gebracht. Die Initiative bindet Unternehmen vielfältig in das Programm ein.

München (csr-news) – Etwa jeder zwölfte Schulabgänger scheitert an der Schwelle zum Beruf. „Schulische Schwierigkeiten und vermeintliches Leistungsversagen sind nur die Spitze eines Eisbergs an Problemen“, sagt Ulrike Garanin, Vorstand des Münchener Vereins Joblinge. Dahinter stünden häufig zerrüttete Familienstrukturen und traumatische Erfahrungen. Seit seiner Gründung vor sieben Jahren hat Joblinge etwa 1.900 benachteiligte Jugendliche unterstützt – und die meisten von ihnen in Arbeit oder Ausbildung gebracht. Die Initiative bindet Unternehmen vielfältig in das Programm ein.

Es ist keine leichte Gruppe, an die sich das Angebot von Joblinge wenden: Sogenannte Schulversager, unbegleitete Flüchtlinge, Jugendliche mit Drogen-, Haft- oder Missbrauchserfahrungen. Vielen dieser jungen Leute fehlen das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit und eine Perspektive. „Wichtig ist deshalb, dass wir in der ersten Phase sehr intensiv mit den junge Menschen arbeiten und ihnen in außerschulischen Angeboten Erfolgserlebnisse ermöglichen“, so Garanin. Am Anfang des sechsmonatigen Trainings stehen praxisorientierte Projekte, die zu einer Mitarbeit an ehrgeizigen Zielen wie der Entwicklung eines Zukunftsautos einladen und die zugleich Sekundärtugenden wie Pünktlichkeit vermitteln. Parallel dazu erhält der Einzelne Unterstützung bei der Lösung seiner persönlichen Probleme: Wer von Obdachlosigkeit bedroht oder völlig überschuldet ist, erfährt die Hilfe der Sozialpädagogen aus dem Joblinge-Team. „Unsere jungen Teilnehmer suchen nicht den Konflikt, sondern tauchen ab, wenn sie überfordert sind“, sagt Garanin. Das soll die intensive Begleitung verhindern.

Über eine sechs- bis achtwöchige Praxisphase und ein Bewerbungspraktikum führt der Weg der jungen Leute weiter zu einer Ausbildungs- oder Arbeitsstelle. Etwa zwei Drittel der Teilnehmer erreicht dieses Ziel und wird dann auch während der Ausbildung oder Einarbeitung von den hauptamtlichen Joblinge-Mitarbeitern unterstützt.

Social Franchising

Die 2007 durch die Eberhard von Kuenheim Stiftung der BMW AG und The Boston Consulting Group gegründeten Joblinge sind ein „Social Franchising“-Unternehmen und von Anfang an auf die deutschlandweite Verbreitung hin angelegt. Ihre Struktur ist vielschichtig: Franchise-Geber ist der gemeinnützige Verein (Joblinge-Dachorganisation), über eine Stiftung werden Spenden gesammelt und Franchise-Nehmer sind gemeinnützigen Aktiengesellschaften (gAGs) an elf Standorten – von München über Leipzig bis ins Ruhrgebiet. „Dahinter steht die Idee der lokalen Teilhabe“, sagt Garanin. Zu den Aktionären zählen lokale Unternehmen ebenso wie Privatleute oder öffentliche Träger. Finanziert wird die Arbeit vor Ort zu etwa 60% aus öffentlichen Transferleistungen – etwa der Bundeanstalt für Arbeit oder des Europäischen Sozialfonds – und zu 40% aus Spenden. Der Anteil an öffentlichen Mitteln bringt viele inhaltliche Verpflichtungen und administrative Pflichten mit sich. Eine materielle Dividende erhalten die Aktionäre nicht – wohl aber eine immaterielle: Die Teilhabe am erfolgreichen Berufsstart vorher chancenloser junger Menschen.

Ehrenamt und Corporate Volunteering

Zugleich bietet die Joblinge-Struktur vielseitige Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements: Vorstand und Aufsichtsrat der lokalen gAGs sind ehrenamtlich organisiert und während des sechsmonatigen Einstiegsprogramms begleiten ehrenamtliche, in einem zweitägigen Workshop vorbereitete Mentoren die Jugendlichen. Manche Mentoren-Beziehung bleibt während der Ausbildungsphase weiter bestehen. Garanin weiter: „Bei uns können sich Unternehmen und ihre Mitarbeiter im Rahmen des Corporate Volunteering beteiligen.“ So könnten Unternehmensmitarbeiter etwa an einem gemeinsamen Engagementtag ein Bewerbungstraining für die jungen Stellensuchenden organisieren und Joblinge damit unterstützen. „Eine wachsende Anzahl von Unternehmen nutzt das Corporate Volunteering in Kooperation mit den Joblingen als Instrument der Personalentwicklung und für die Mitarbeiterbindung“, sagt Garanin. Und manches Unternehmen hat über dieses Programm engagierte Auszubildende gefunden.

Weitere Informationen im Internet:
www.joblinge.de

Foto: ein „Joblinge-Tandem“ aus Mentor und Programmteilnehmer

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