Gütersloh (csr-news) > Die Notwendigkeit der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung wird in zahlreichen Unternehmen inzwischen akzeptiert. Allerdings beleibt oft unklar, was darunter zu verstehen ist und wie diese Verantwortung im Unternehmensalltag aussieht. Genau dahin schaut der Corporate Responsibility Index der Bertelsmann-Stiftung und bewertet Unternehmen danach, wie sie CSR umsetzen und leben.
Deutsche Unternehmen haben noch erheblichen Nachholbedarf dabei, gesellschaftliche Verantwortung strategisch und praktisch umzusetzen, schreibt die Stiftung in einer Mitteilung zum heute, erstmals veröffentlichten Corporate Responsibility Index (CRI). Dieser zeigt, dass nur in etwa zehn Prozent der Betriebe CSR ein Bestandteil der gesamten Wertschöpfungskette ist. Bei der Mehrzahl der Unternehmen wird gesellschaftliche Verantwortung nur fragmentarisch gelebt. Für den CRI wurden 169 große und mittelständische Unternehmen unter die Lupe genommen, gemeinsam mit der Universität Bayreuth und der Unternehmensberatung Concern. Herausgekommen ist eine umfangreiche Benchmark-Studie, die relevante Erfolgsfaktoren unternehmerischer Verantwortung abbildet. Danach werden in 73 Prozent der Unternehmen die CSR-Aktivitäten zwar von der Geschäftsführung mitgetragen, allerdings sind diese Aktivitäten lediglich bei 39 Prozent der Unternehmen in ihre Geschäftsprozesse und Wertschöpfungsketten integriert. Es besteht also Nachholbedarf, so ein Fazit der Studie und der beginnt schon bei der Strategie. Erst 42 Prozent der Unternehmen verfügen über eine ausformulierte CR-Strategie, die Teil der Gesamtstrategie ist, obwohl zwei Drittel der Unternehmen CSR als wichtig bzw. sehr wichtig für ihren unternehmerischen Erfolg erachten. Denn Kunden, Mitarbeiter und potenzielle Mitarbeiter fragen nach. Vor allem die Kunden üben deutlichen Druck aus auf die Unternehmen im produzierenden Gewerbe, bei Konsumgütern und im Bereich Transport und Logistik. In der Finanzbranche steigt vor allem der Druck der Investoren auf die Unternehmen, gesellschaftlich verantwortlich zu handeln. „Unternehmen sollten sehr viel stärker mit ihren wichtigen Partnern und Kunden in Dialog treten, um die CR-Aktivitäten zielführend zu gestalten. Denn je besser sie deren Erwartungen entsprechen, desto höher ist die Akzeptanz“, sagte Birgit Riess, Expertin der Bertelsmann Stiftung für das Thema gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen. Von den Unternehmen, die sich an der Untersuchung beteiligten, überzeugte die Wissenschaftler vor allem der Automobilhersteller BMW. Als weitere Branchenbeste benennt der CRI die DZ Bank unter den Finanzdienstleistern, Hamburg Airport unter den Logistikunternehmen, die Jungheinrich Aktiengesellschaft unter den Maschinen- und Anlagenbauern, die LR Gebäudereinigung GmbH unter den Dienstleistungsunternehmen, die Lebensbaum – Ulrich Walter GmbH aus der Gruppe der mittelständischen Unternehmen und die Phoenix Contact GmbH in der Kategorie Familienunternehmen. Was die Besten auszeichnet: Das Top-Management trägt diese Strategie, CR ist Aufgabe hoher Leitungsfunktionen, eine Wertekultur ist in allen Unternehmensbereichen erkennbar, CR-Ziele sind klar definiert, und die Zielerreichung wird gemessen.
Aus den Ergebnissen der Untersuchung haben die Wissenschaftler Handlungsempfehlung für Unternehmen, Verbände, Wissenschaft und politische Entscheidungsträger abgeleitet. Für Unternehmen sei es beispielsweise essenziell, CSR in die Gesamtstrategie zu integrieren und dabei die gesamte Wertschöpfungskette zu betrachten. Wichtig ist zudem der regelmäßige und systematische Dialog mit wichtigen Anspruchsgruppen sowie die regelmäßige Messung der Aktivitäten. Den politischen Entscheidungsträgern empfehlen die Wissenschaftler vor allem, die Vielfalt möglicher Unternehmensverantwortung zu erhalten. „CR ist extrem facettenreich, und dementsprechend existieren auch verschiedene Wege zum Erfolg“, schreiben sie in der Studie. „Unternehmen müssen individuelle Lösungen finden, die zu ihnen passen“. Die Ausschreibung von CSR-Preisen halten sie dagegen für kein geeignetes Instrument um verantwortungsvolles, unternehmerisches Handeln voranzubringen. Außerdem sollte CR nicht immer weiter reguliert werden. Schließlich lassen sich exzellente Ergebnisse so nicht erreichen, vielmehr drohe die Gefahr eines „verordneten Mittelmaßes“. Viel wichtiger sei es für di Politik ein Klima zu schaffen, in dem CSR-Aktivitäten und Innovationen gedeihen können. Der Zivilgesellschaft empfehlen die Wissenschaftler, ihre Macht als Verbraucher zu nutzen. Organisationen der Zivilgesellschaft hätten zudem die Möglichkeit durch den Dialog mit Unternehmen auf deren Entscheidungen Einfluss zu nehmen.
Die Studie zum CRI Corporate Responsibility Index zum Download.
Quelle: Studie zum CRI Corporate Responsibility Index