Stuttgart (csr-news) > Wie kann man die Kompetenzen und Erfahrung älterer Mitarbeiter im Betrieb halten, wenn die nachlassenden Kräfte eine Weiterbeschäftigung auf dem ursprünglichen Arbeitsplatz nicht mehr ermöglichen? Angesichts des demografischen Wandels ist diese Frage gerade für den personalintensiven Servicebereich von Industrieunternehmen eine zentrale und strategische Herausforderung. Lösungen erforschen Erziehungswissenschaftler der Universität Stuttgart gemeinsam mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Wirtschaftspartnern. Ihr Ziel ist ein Lern- und Transferkonzept, das altersspezifischen Bedürfnissen gerecht wird und den Wissensaustausch zwischen älteren und jüngeren Servicetechnikern im Bereich industrieller Dienstleistungen unterstützt.
Industrielle Dienstleistungen wie Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten sind für den Maschinen- und Anlagenbau zu einem zentralen Geschäftsfeld geworden und ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Die Mitarbeiter auf diesem Terrain müssen neben fachlichem Können verstärkt auch methodische und soziale Kompetenzen mitbringen, Fähigkeiten also, die in der Branche bisher weniger im Fokus standen. Zudem muss man für den Job in hohem Maße mobil und belastbar sein – Anforderungen, die viele erfahrene und wertvolle Servicetechniker ab einem bestimmten Alter nicht mehr erfüllen können oder wollen. In einer älter werdenden Gesellschaft führt dies immer häufiger zur Frühverrentung oder zu einem Wechsel in neue Aufgabenbereiche. In beiden Fällen gehen wertvolle Kompetenzen für den Servicebereich verloren. Es besteht daher ein dringender Bedarf an Transfer- und Entwicklungskonzepten, die darauf abheben, die Beschäftigungsfähigkeit älterer Mitarbeiter zu sichern, ihre Kompetenzen gezielt weiterzuentwickeln, neue Karrierewege innerhalb des Unternehmens zu schaffen und den Kompetenztransfer zu den Jüngeren sicher zu stellen. Vor diesem Hintergrund verfolgt das mit 2,9 Millionen Euro ausgestattete Verbundprojekt mit dem Titel „Lebensphasenorientiertes Kompetenzmanagement und Arbeitsgestaltung im Bereich industrieller Dienstleistungen (EPO-KAD)“ das Ziel, Maschinen- und Anlagenbauer auf den demografischen Wandel im Bereich industrieller Dienstleistungen vorzubereiten und gemeinsam mit den Unternehmen ganzheitliche Lösungen zu schaffen. Hierzu haben sich das Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Stuttgart (Abteilung Berufspädagogik mit Schwerpunkt Technikdidaktik, Prof. Bernd Zinn, und Abteilung Berufs-, Wirtschafts- und Technikpädagogik, Prof. Reinhold Nickolaus) sowie das International Performance Research Institut (IPRI) zusammengetan. Zu den Praxispartnern gehören die Firmen Voith Industrial Services und TRUMPF sowie das IHK Bildungshaus der IHK Region Stuttgart und das Festo Lernzentrum Saar. Für die Umsetzung der Projektziele müssen neue Lern- und Transferumgebungen geschaffen werden. Diese sollen einerseits dazu anregen, das technologische Fachwissen und insbesondere die Fähigkeit, Störungen zu diagnostizieren und zu beseitigen, weiterzuentwickeln und andererseits auch die sozialen Kompetenzen fördern.
Wichtig ist dabei, dass alle Mitarbeiter befähigt sind, ihr spezifisches Wissen im Kontext industrieller Dienstleistungen weiterzugeben. Die Kompetenz des Lehrens ist daher ebenso angesprochen wie die des Lernens. Für beides soll ein ServiceLernLab entwickelt werden, das altersspezifischen Bedürfnissen gerecht wird und insbesondere den Wissenstransfer zwischen älteren und jüngeren Mitarbeitern unterstützt. Hierfür wird das erfolgreiche Konzept der Lernfabrik des Lehrstuhls Berufspädagogik mit Schwerpunkt Technikdidaktik (BPT) auf industrielle Dienstleistungen übertragen. Notwendig ist es zudem, Kompetenzen verlässlich zu diagnostizieren, wobei verschiedene (Mitarbeiter-) Rollen mit spezifischen Anforderungsprofilen zu berücksichtigen sind. Hierfür erstellt der Lehrstuhl Berufs-, Wirtschafts- und Technikpädagogik (BWT) innovative und verlässliche Instrumente zur Kompetenzdiagnostik, die auch für mittelständische Unternehmen mit vertretbarem Aufwand einsetzbar sind. Zudem werden die Voraussetzungen für die Umsetzung in der Praxis geschaffen. EPO-KAD kreiert die notwendigen Managementkonzepte zur Steuerung einer lebensphasenorientierten Kompetenzentwicklung im Unternehmen, entwickelt eine Art Blaupause für die kompetenzbasierte Gestaltung von Arbeitsprozessen und schafft eine Systematik zur Überprüfung des Erfolgs.
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