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Kollege Aktionär – Mitarbeiterbeteiligung in Deutschland

Wenn sich der Chef auf der Weihnachtsfeier bei seinen Mitarbeitern bedankt, dann ist das eine nette Maßnahme um die Belegschaft bei Laune zu halten. Echte Beteiligung der Mitarbeiter am Unternehmenserfolg sieht aber anders aus. Das Deutsche Aktieninstitut hat untersucht, wie die Belegschaften in Deutschland am Aktienkapital beteiligt werden. Ergebnis: Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft.

Frankfurt am Main (csr-news) > Wenn sich der Chef auf der Weihnachtsfeier bei seinen Mitarbeitern bedankt, dann ist das eine nette Maßnahme um die Belegschaft bei Laune zu halten. Echte Beteiligung der Mitarbeiter am Unternehmenserfolg sieht aber anders aus. Das Deutsche Aktieninstitut hat untersucht, wie die Belegschaften in Deutschland am Aktienkapital beteiligt werden. Ergebnis: Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft.

„Knapp zwei Drittel der Umfrageteilnehmer beteiligen zwar ihre Mitarbeiter bzw. Führungskräfte am Aktienkapital, das Potenzial der Mitarbeiterbeteiligung in Deutschland ist damit aber noch lange nicht ausgeschöpft“, erläutert Dr. Christine Bortenlänger, Chefin des Deutschen Aktieninstituts (DAI), das zentrale Ergebnis der Studie. So liegt Deutschland mit 1,3 Mio. Belegschaftsaktionären im internationalen Vergleich weit abgeschlagen hinter z. B. Frankreich (3,4 Mio.) und Großbritannien (2,5 Mio.). Vor allem die zu geringe staatliche Förderung führen die Unternehmen dafür als Grund an. Mehr als achtzig Prozent der befragten Unternehmen kritisieren die steuerliche Behandlung und regen höhere Freibeträge als entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Mitarbeiterbeteiligung in Deutschland an. Tatsächlich ist die Anzahl der Mitarbeiteraktionäre seit der Jahrtausendwende sogar rückläufig, obwohl die Bundesregierung 2009 mit der Einführung des Mitarbeiterbeteiligungsgesetzes deren Anzahl deutlich steigern wollte. Rund 2-3 Millionen Arbeitnehmer sollten mittelfristig am Unternehmenskapital beteiligt sein. Tatsächlich ist es nur ein Bruchteil davon. Im Jahr 2012 gab es in Deutschland etwa 1,3 Millionen Belegschaftsaktionäre, zehn Jahre vorher waren es noch 1,6 Millionen. Um den Anteil deutlich zu erhöhen, müssten die Fördersätze erhöht werden. Zwar wurden diese 2009 von 135 auf 360 angehoben, nach Aussage der befragten Unternehmen hatte die Erhöhung aber keinen Einfluss auf die Motivation, einen Aktienplan einzuführen. „Denn der Fördersatz ist immer noch viel zu niedrig. Das zeigt der Vergleich mit anderen Ländern“, sagt Bortenlänger. Das DAI geht davon aus, dass die Förderung auf mindestens 1000 Euro pro Jahr angehoben werden müsste, so wie es beispielsweise in Österreich oder den Niederlanden üblich ist. „Dies muss auch das Ziel der künftigen Bundesregierung sein“, fordert Bortenlänger, „denn die Belegschaftsaktie ist ein vermögenspolitisch sinnvolles Instrument, um die Teilhabe breiter Bevölkerungsschichten am Produktivkapital der Unternehmen zu fördern“. Viel wichtiger scheint aber noch das Motiv der langfristigen Mitarbeiterbindung und die Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber, denn das sind die wichtigsten Motive, warum sich Unternehmen für ein Mitarbeiterbeteiligungsprogramm entschieden haben.

„Was durch die DAI-Studie für die Aktiengesellschaften belegt wurde, gilt erst recht für den Mittelstand“, so Dr. Heinrich Beyer vom Fachverband AGP, dem Bundesverband für Mitarbeiterbeteiligung. „Auch hier wirkt trotz des gestiegenen Interesses insbesondere bei Familienunternehmen die ungünstige steuerliche Behandlung der Mitarbeiterbeteiligung als Bremse“. Es gibt aber auch eine Menge Unternehmen, die Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen skeptisch gegenüberstehen, vor allem bei kleineren und mittleren Betrieben, das zeigt auch die DAI-Studie. Die Gründe sind vielfältig, oftmals sind kleine Unternehmen keine Aktiengesellschaften und eine Beteiligung der Mitarbeiter ist dann ungleich komplizierter, aber auch in Aktiengesellschaft bedeuten Beteiligungsprogramme einen höheren Aufwand. „Von der überwiegenden Mehrheit der Umfrageteilnehmer, die bislang keine Aktienbeteiligung anbieten, wird der hohe Implementierungsaufwand als Grund für das Fehlen eines solchen Plans genannt“, sagt Gordon Rösch, Partner bei Ernst Young, und mit der Durchführung der Untersuchung betraut. Zahlreiche Praxisbeispiele zeigen aber, dass ein Aktienplan auch in kleineren Unternehmen kostengünstig möglich ist. „Sowohl die Politik als auch die Marktteilnehmer müssen den zögernden Unternehmen die Scheu vor einer Mitarbeiterbeteiligung nehmen, indem effiziente Implementierungswege aufgezeigt und auf die Vorteile hingewiesen werden“, betont Bortenlänger. Denn, auch das zeigt die Studie, die Mitarbeiter denen Beteiligungsprogramme angeboten werden, sind in überwiegender Mehrheit damit und in der Folge auch mit ihrem Arbeitgeber zufrieden.

Mitarbeiterbeteiligung

Die Studie zur Mitarbeiterbeteiligung bietet das DAI zum Download an.

Weitere Studien zum Thema bietet der Bundesverband Mitarbeiterbeteiligung auf seiner Website an.


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