Eldoret (csr-news) – Seit 53 Jahren ist Nestlé in Afrika vertreten, seit 45 Jahren in Kenia. Und seit fünf Jahren gibt es in dem ostafrikanischen Land eine nationale CSR-Strategie – als Teil des globalen Programms „Creating Shared Value“. In Kenia bricht sich diese auf ein interessantes Projekt herunter: Kabiyet, eine abgelegene dörfliche Gemeinschaft im Hochland von Eldoret, die mit der Unterstützung von Nestlé eine professionelle Milchwirtschaft aufgebaut hat.
Ernährung, dörfliche Entwicklung, Wasser und Umwelt stehen im Focus der globalen Strategie. Sie knüpft an die Geschäftsfelder des internationalen Konzerns an, der Nahrungsmittel, Gesundheitsprodukte und Wellness bietet. Das kenianische Milchprojekt kommt zudem einem Grundsatz des Unternehmens entgegen: Rohstoffe seiner Produkte möglichst aus den Regionen zu beziehen, in denen diese Produkte vertrieben werden.
In Kenia benötigt Nestlé qualitativ hochwertige Milch für die Herstellung von Milchpulver. Unter den kenianischen Farmern ist die Haltung von Milchkühen zwar weit verbreitet, allerdings ist der Milchertrag dieser Kühe gering.
Im Rahmen seiner CSR-Strategie arbeitet Nestlé in Afrika gerade mit den kleinen Farmern zusammen. In Kabiyet sind das Landwirte mit zwei oder drei Kühen, etwas Mais und anderen Anbauprodukten für den Eigenverbrauch oder den lokalen Markt. Heute ist Kabiyet ein Modelldorf, das sich mit Unterstützung von Nestlé, dem East Africa Dairy Development Project, der Bill & Melinda Gates Stiftung und weiteren Partnern zu einer hochmodernen Milchsammelstelle entwickelt. Am 1. Januar 2009 nahm dort die Kabiyet Dairies Company ihre Arbeit auf und sammelte an ihrem ersten Tag 1.623 Liter Milch ein. Heute sind es täglich 20.000 Liter. Von den 6.000 Farmern im Einzugsgebiet der Milch-Company beteiligen sich etwa 3.000 an dem Projekt, mit dem Nestlé nicht nur die Menge der erzeugten Milch, sondern auch deren Qualität steigern will. Denn für die verarbeiteten Rohstoffe gelten weltweit die gleichen hohen Bedingungen wie in den USA.
Für die Beratung der Kabiyet-Bauern hat Nestlé extra einen Milchvieh-Experten aus Pakistan eingeflogen: Tahir Mahmood bringt ein hohes Maß an Fachkenntnissen mit und eine hohe Motivation: In Kabiyet könne er mit seiner Arbeit dem Unternehmen dienen, aber auch der Gemeinschaft und Gott, sagt Mahmood. Gemeinsam mit der Managerin, der jungen Chemieingenieurin Belinda Kobgei, bringt er das Projekt voran.
Um die Milchproduktion zu steigern, ist eine Kontrolle der Lebensbedingungen der Kühe erforderlich: sauberes Wasser, eine ausgewogene Ernährung und die Pflege der Euter nach dem Melken gehören dazu. Das ermöglicht die Stallhaltung der Tiere. Ein weiterer Vorteil: So lässt sich der Dung der Tiere einfacher einsammeln und zu Bio-Gas verarbeiten. Einige Biogasanlagen hat Nestlé gesponsert, um die Bauern zum Einsatz weiterer Anlagen anzuregen. Das schützt die Umwelt, denn die Suche nach Feuerholz hat in Kenia wesentlich Anteil am Verschwinden der Wälder. Und zudem ist der Einsatz von Biogas-Brennern in der Küche wesentlich angenehmer als das Kochen auf dem offenen Feuer in den sogenannten „Schwarzküchen“, die als Extrabauten vor dem Wohnhaus dienen und aus deren Türöffnung dann der Rauch quillt.
Überhaupt sind Frauen Profiteure und Treiber der nachhaltigen Landwirtschaft. Sie machen zwei Drittel der in der Landwirtschaft Tätigen aus, so Mahmood. Es sind Frauen wie Elizabeth Cgelel, die mit drei Kühen an dem Kabiyet-Projekt beteiligt ist. Sie betreibt eine Biogas-Anlage, besitzt einen innovativen Wasserbrunnen mit Keilriemenantrieb, eine Eigenentwicklung der Region, und baut zudem andere landwirtschaftliche an. Zu dieser Diversifizierung rät Nestlé den Farmern, der Anbau von Kaffee, Tee und Gemüse oder die Hühnerzucht machen sie unabhängiger. Ihr Gemüse hat Elizabeth Cgelel bisher auf dem örtlichen Markt verkauft. Nun will sie es kochen, um mit einer fertigen Speise einen höheren Preis zu erzielen. Aus der Farmerin ist eine Unternehmerin geworden.
Damit Farmer wie Elizabeth Cgelel ihre Milch in einen landesweiten Produktionsprozess einbringen können, ist ein erheblicher logistischer Aufwand erforderlich. Die Kabiyet Dairies Company hält 12 Sammelstellen vor, von denen aus die Milch zu drei Kühllagern transportiert wird. Morgens um 6.30 Uhr treffen dort die ersten mit Aluminium-Kannen beladenen Pickups ein und gleich bei ihrer Ankunft wird die Milch mikrobiologischen Tests unterzogen. Einmal täglich bringt sie ein Transporter zur Fabrik. Die Kühllager sind mit Fettabscheidern und einem 3-Kammer-Klärsystem ausgestattet, um das dort verwendete Wasser geklärt wieder der Umwelt zuzuführen. Zuvor hatten sich Anwohner über Geruchsbelästigung beschwert.
Die Mitarbeiter der Milchsammelstellen erfassen, welcher Farmer wie viel Liter beigesteuert hat und erstellen darüber einen Beleg. Mit einem Computerausdruck über einen Monat kann der Farmer dann sein Geld bei der neu eingerichteten örtlichen Bankfiliale abholen – oder mit einem Nachweis zur Monatsmitte einen Vorschuss erhalten. Der Milchpreis schwankt und liegt aktuell zwischen 25 und 27 Kenia-Shilling pro Liter (0,25 bis 0,27 EUR). Im Kollektiv lässt sich jedenfalls ein besserer Preis erzielen als bei einem Verkauf durch den einzelnen Bauern, sagt Mahmood. Vor Gründung der Company – 2008 – erzielten die Bauern weniger als die Hälfte des heutigen Preises.
In der Kabiyet Dairies Company verwalten die Farmer ihre Angelegenheiten selbst. Dem Vorstand gehört auch ein 19-Jähriger an. Das trägt dem Problem Rechnung, dass gebildete junge Leute meistens in die Städte abwandern. Die junge Führungskraft soll zeigen: Auch die Landwirtschaft bietet berufliche Perspektiven.
Damit Nestlé die Kabiyet-Milch als Pulver in seinen Produkten verwenden kann, braucht es eine Fabrik, die diesen Verarbeitungsschritt übernimmt. Die örtlichen Produktionsanlagen der regierungseigenen Kenya Co-operative Creameries KCC haben allerdings noch technische Probleme. „Wir tun alles, um das ans Laufen zu bringen“, sagt Unternehmenssprecherin Brinda Chiniah.
Sehen Sie >> hier ein Video mit dem Geschäftsführer der Kabiyet Dairies Company, Abraham Rugut
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