München (csr-news) > Was tun Unternehmen konkret gegen den Klimawandel, zum Erhalt der Artenvielfalt oder gegen Korruption im eigenen Unternehmen? Die Ratingagentur oekom research hat in einer umfassenden Bestandsaufnahme untersucht, wie Unternehmen auf die sieben großen Herausforderungen der Nachhaltigkeit reagieren. Bei Weitem nicht genug, so das Fazit der Analyse, aber es gibt auch Vorreiter und Vordenker.
„Globale Geschäfte – globale Verantwortung“ hat oekem reserach die Analyse überschrieben. Es ist die bisher umfangreichste Bestandsaufnahme zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen, schreibt Robert Haßler, CEO von oekom research im Vorwort. Und die kommt keineswegs zu einem durchweg positiven Urteil. Nur jedes sechste bewertete Unternehmen aus dem weltweiten Aktienindex MSCI World, in dem die Global Player versammelt sind, zeigt demnach ein gutes Engagement für eine nachhaltige Entwicklung. Die Kategorie „sehr gut“ bleibt sogar unbesetzt. Rund ein Drittel der Unternehmen (31%) weist zumindest Ansätze im Nachhaltigkeitsmanagement auf, es fehlt aber an der systematischen und flächendeckenden Verankerung des Nachhaltigkeitsmanagements im Unternehmen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (52,3%) ist bisher kaum oder gar nicht aktiv. „Große Unterschiede zeigen sich im Umgang mit den sieben großen Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung“, stellt Matthias Bönning, COO und Head of Search von oekom research, fest. Neben dem Klima- und Artenschutz sowie der Bekämpfung der Armut sind dies die Versorgung der Menschen mit sauberem Wasser, der Schutz der Wälder, der demografische Wandel sowie die Bekämpfung der Korruption. „Bemerkenswert ist dabei, dass es in beinahe allen von uns analysierten Handlungsfeldern Vorreiter gibt, die der Branche zeigen, was möglich ist“. Doch trotz dieser positiven Einzelbeispiele bleibt der Großteil der Unternehmen hinter dem Machbaren und Notwenigen zurück. Bönning: „Häufig werden nicht einmal 40 von 100 möglichen Punkten erreicht. Dies ist vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen eindeutig zu wenig“. Im Branchenvergleich haben die Unternehmen der Papier- und Forstbranche die Nase vorn. Sie erreichen für ihr Nachhaltigkeitsmanagement im Durchschnitt 47,7 von 100 möglichen Punkten. Auf den weiteren Rängen folgen die Produzenten von Haushaltprodukten (45,4) und die Automobilhersteller (40,8). Auf den hinteren Rängen landen der Einzelhandel (21,7), die Immobilienbranche (20,6) sowie die Öl- und Gasbranche (18,9). Auch die Banken (23,0) und Versicherungen (24,1) erreichen nicht einmal ein Viertel der maximalen Punktzahl.
Die Frage lautet: Warum soll es zukünftig schneller vorangehen als bisher? Die Analyse liefert dazu zwei simple und klare Antworten: 1. weil es muss, und 2. weil es kann. In allen Bereichen der Nachhaltigkeit gibt es nach wie vor großen Handlungsbedarf, dass macht die Untersuchung deutlich. Gleichzeitig gibt es in allen untersuchten Branchen und Marktsegmenten Vorreiter und gute Beispiele für erfolgreiches Nachhaltigkeitsmanagement. Eine Orientierung an diesen Leuchttürmen im Sinne eines „Green Benchmarking“ sollte zukünftig ein stärkeres Gewicht bekommen. Zudem ist es an der Zeit, mit einem Fehlurteil aufzuräumen. „Nachhaltigkeit muss man sich leisten können“ ist eine ebenso verbreitete wie falsche Vorstellung. „Dabei werden die Wirkungszusammenhänge vertauscht“, heißt es in der Studie. „Das Engagement für Umwelt und Gesellschaft ist nicht Folge wirtschaftlichen Erfolgs, sondern dessen Wurzel. Nur wer effizient mit Energie und Rohstoffen umgeht, die Mitarbeiter im eigenen Unternehmen und bei den Zulieferern fair behandelt sowie marktgerechte Produkte für sich wandelnde Anforderungen anbietet, kann auf Dauer auch wirtschaftlich erfolgreich sein“.
Knapp 150 Seiten umfasst die Bestandsaufnahme „Globale Geschäfte – globale Verantwortung“. Die Ansprüche an eine Green Economy werden ebenso behandelt wie die wesentlichen Fakten zu den sieben großen Nachhaltigkeitsherausforderungen. In einem Gastbeitrag wird jedes Thema ausführlich von einem Experten beleuchtet. Die Studie (ISBN 978-3-86581-418-0) kann beim oekom Verlag oder im Buchhandel für 19,95 Euro bestellt werden.