Hamburg (csr-news) > Anfang der Woche hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace eine Untersuchung über Chemikalien-Belastungen in Outdoor-Kleidung vorgelegt und damit die Branche aufgeschreckt. Inzwischen haben sich die wichtigsten Vertreter betroffen zu Wort gemeldet. Mangels Alternative für die eingesetzten Chemikalien bleibt es aber zunächst bei Absichtsbekundungen.
Die Jacken von Herstellern wie North Face, Mammut, Jack Wolfskin oder Vaude sollen ihrem Namen nach funktionieren, also möglichst wasserabweisend und winddicht sein. Funktionskleidung hat sich in den vergangenen Jahren vom Nischenprodukt zum Massenmarkt entwickelt. Alleine in Deutschland setzt die Branche rund 1,8 Milliarden Euro um. Da kommt es sehr ungelegen, wenn in den angebotenen Produkten gefährliche Chemikalienrückstände gefunden werden, die sowohl gesundheitsgefährdend als auch umweltschädlich sind. Denn gerade mit den Bildern einer unberührten Natur versuchen die Hersteller ihre Produkte an den Mann zu bringen. Im Rahmen ihrer Chemikalienkampagne Detox hat Greenpeace nun 14 Kleidungsstücke führender Outdoor-Marken auf PFC-Belastung sowie weiterer Schadstoffe untersuchen lassen. Ergebnis: In allen Produkten wurden PFC-Rückstände gefunden. PFC bezeichnet perlfluorierte und polyfluorierte Chemikalien, die seit über 50 Jahren produziert werden und sich weltweit über Luft- und Gewässerkreisläufe ausbreiten. Die Hersteller von Outdoor-Kleidung verwenden es, damit ihre Produkte Wasser- und Schmutz abweisend sind. Zwar überschritten die Werte nicht die zulässigen Grenzen und sind auch während des Tragens nicht gesundheitsgefährdend, wie die Hersteller wissen lassen. Dennoch gelangt das PFC in der Produktion oder beim Waschen in die Umwelt und kann darüber in die Nahrungskette und ins Trinkwasser gelangen. Dann wirkt es sich auf die menschliche Gesundheit aus. „Die Outdoor-Branche muss entgiften und gefährliche Chemikalien durch umweltfreundliche Alternativen ersetzen“, fordert deshalb Christiane Huxdorff, Chemie-Expertin bei Greenpeace.
„Wir begrüßen, das Greenpeace seinen Fokus auf dieses Thema legt“, heißt es bei Vaude. „Wir erhoffen uns dadurch Fortschritte bei der verfügbaren Technologie“. Ähnlich äußert man sich bei Jack Wolfskin: „Wir halten das Anliegen von Greenpeace für gerechtfertigt und arbeiten – unabhängig von der Greenpeace Kampagne – bereits seit mehreren Jahren daran, unerwünschte Chemikalien aus dem Herstellungsprozess unserer Produkte zu verbannen“. Auch die anderen Hersteller begrüßen die Kampagne, zeigen Verständnis und verweisen auf ihre schon langjährigen Bemühungen. Immer wieder genannt, die Produktion nach dem bluesign-Standard, einem Siegel für die umweltfreundliche Produktion textiler Produkte. Aber reicht das? Vaude beispielsweise verweist auf seinen langjährige Umsetzung dieses Standards und gibt an, etwa 60 Prozent seiner Bekleidungskollektion nach bluesign Standard zu produzieren. Dennoch die Probleme mit PFC-Rückständen, Alternativen sind noch nicht in Sicht. Auch wenn Greenpeace behauptet es gäbe Alternativen, etwa Wachsbeschichtungen oder Polyester, die Hersteller wollen kein Risiko eingehen. „Die Erwartungshaltung unserer Kunden an die Funktionalität der Produkte ist besonders hoch“, heißt es dazu bei Vaude und auch die anderen Hersteller argumentieren ähnlich. Fraglich ist, ob das Durchstreifen der heimischen Wälder nur in arktistauglicher Bekleidung möglich ist. Greenpeace jedenfalls fordert die Hersteller auf, einen klaren Ausstiegszeitpunkt zu benennen und verweist auf die britische Bekleidungskette Marks & Spencer, die bis 2016 vollständig auf PFC in ihrer Kleidung verzichten wollen. In Deutschland haben die Mitglieder der Fachgruppe Outdoor deshalb im Bundesverband der deutschen Sportartikel-Industrie schon im September in einer gemeinsamen Stellungnahme den Ausstieg aus der PFC-Verwendung zum gemeinsamen Ziel erklärt.