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Zusammen und gemeinsam für unsere Demokratie

Foto: Bernard Hermant/Unsplash+

Mut zur Zuversicht: Am 23. Juli lud der UVG e.V. zum Thema „Unternehmen und Demokratie“ ein.

Berlin (uvg) – Diese dritte Online-Veranstaltung war ein Austausch zwischen Engagierten zu der Frage, was Unternehmen und die Zivilgesellschaft angesichts der aktuellen politischen Situation für die Demokratie leisten können.

Kamala Harris ist auf der globalen Ebene der Weltpolitik sicher derzeit die Frau der Stunde. Nach Joe Bidens Rücktritt als US-Präsidentschaftskandidat der Demokraten haben Millionen von Menschen im In- und Ausland Hoffnung geschöpft für die Zukunft des Landes – und das internationale Miteinander.

Auch der deutliche Sieg der Labour-Partei in England Anfang Juli mit dem unmittelbaren neuen Annähern an die Europäische Union unter der Führung von Premier Keir Starmer lässt hoffen auf eine demokratisch-liberale Entwicklung in Europa; ebenso wie der Ausgang der Wahlen in Frankreich.

In Deutschland stehen die Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen vor der Türe. Die in drei Bundesländern durch den Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestufte AfD kann zum aktuellen Stand mit einem hohen Stimmenanteil rechnen. Und das, obwohl sich laut Umfragen seit Jahresbeginn bis Anfang Juni 2,6 Millionen Wähler:innen von der AfD abgewendet hatten.

Dabei ist die Stoßrichtung klar: Auf dem Weg zur Volkspartei will diese Partei eine „politische Wende, eine Umwälzung der Verhältnisse“ (rbb, 10. Juni 2024) erreichen. Viele demokratische Akteure mobilisieren daher erneut ihre Kräfte – bereits mit Blick auf 2025 – und sehen sich dabei selbst in der Schusslinie. Berichtet wird von gezielten Bemühungen, Fördergelder zu streichen oder Mietverträge auslaufen zu lassen.

Rolle der Unternehmen

Welche Rolle können und sollten Unternehmen jetzt spielen, welche Möglichkeiten haben sie?

Im März brachte der UVG e.V. Unternehmer:innen bereits zusammen, um über politische Verantwortung und Möglichkeiten zu sprechen, eine demokratische Entwicklung und eine weiter offene und vielfältige Gesellschaft zu unterstützen. Im Mai lud der Verein Interessierte und Demokratie-Initiativen zum Austausch ein. Von der Frage ‚Haltung gezeigt. Und was jetzt?‘ ging es hin zur Initiative, zum Machen.

Dabei wurde auch klar: Unternehmen haben ein Eigeninteresse, aktiv für die freiheitlich-demokratische Ordnung einzustehen. Die Teilnehmenden empfanden diese Veranstaltungen als inspirierend, als Mut machend, und es entstanden sogar einige neue Kooperationen zwischen Aktiven. Jetzt hat der UVG e.V. den Austausch weitergeführt und erneut Unternehmer:innen und Engagierte virtuell eingeladen.

Ausgangspunkt: Mut. Den man nicht verliert, den man neu schöpft, den man einander macht. Mut, nicht nur zu hoffen, sondern ein Mut zur Zuversicht. Genau darum geht es Katharina Roos, Co-Autorin des SPIEGEL-Bestsellers „Mut zur Zuversicht‘ in ihrem Impulsgespräch. „Zuversicht ist stärker als Hoffnung, denn Zuversicht ist aktiver und ermöglicht uns ein Handeln“, sagt sie. Und teilt hilfreiche Instrumente.

Mut zur Zuversicht

Das Bild des Riesenrads erinnert daran, den Blick auch mal zu weiten auf das große Bild. Nicht nur das Problem zu sehen, sondern das große Ganze, den Kontext, andere Entwicklungen. Andersherum erlaubt das Bild der Taschenlampe, das zu beleuchten, was gut läuft. Und sich weniger überwältigen zu lassen. Der ‚Circle of Influence‘ hingegen hilft zu entscheiden: Wo kann ich etwas tun? Und was liegt außerhalb?

Nachdem er im März die Frage aufgeworfen hat, wie mit extremen politischen Einstellungen in der Belegschaft umgegangen werden kann, berichtet Familienunternehmer Christoph Golbeck von seinen Erfahrungen seither. Klare Werte, klare Haltung, und dabei stets das auch zuhörende und menschlich-wertschätzende persönliche Gespräch auf Augenhöhe sind dabei seine wichtigsten Instrumente.

Dr. Martin Weiß stellt den Business Council for Democracy (BC4D) vor. Bei dessen kostenfreien Trainings geht es darum, eine gute Debattenkultur und einen souveränen Umgang mit Informationen zu fördern. „Viele Arbeitgeber genießen eine hohe Glaubwürdigkeit bei ihren Angestellten“, betonte Martin Weiß. „Sie als Anwälte einer demokratischen Kultur zu gewinnen ist eines der Ziele des BC4D.“

„Teilweise erschütternd“

Wie bei allen Veranstaltungen des UVG e.V. steht auch diesmal das persönliche Gespräch und der Austausch zwischen den Teilnehmenden im Vordergrund. Eine Engagierte des Vereins Colorido e.V. aus dem Vogtland berichtet dabei besonders eindrücklich aus ihrem Alltag: „Eine Handvoll Engagierte arbeitet teilweise 30 Stunden die Woche“, sagt sie. „Das ist schon jetzt schwierig zu stemmen.“

Colorido ist ein Verbund engagierter Menschen, die über Projektarbeit, Vorträge, Ausstellungen, politische Bildung und Öffentlichkeitsarbeit Demokratie fördern und für weltoffenes Denken eintreten. Seit 2019 hat der Verein, der ehrenamtlich arbeitet und sich über Spendengelder finanziert, eigene Büro- und Veranstaltungsräume. Der Leitgedanke: „Alle anders – alle gleich“.

„Wir erleben regelmäßig Anfeindungen und müssen oft viel aushalten“, erzählt die Engagierte. „Vor allem abseits der Großstädte können wir nicht im Schutz einer großen Gruppe agieren, sind persönlich bekannt und oftmals ausgeliefert. Boshafte Bemerkungen und üble Kommentare gegen uns gehören zum Tagesgeschäft. Wir hatten sogar schon Morddrohungen und blutige Herzen im Briefkasten.“

Colorido e.V. ist eine von vielen lokalen Initiativen, die von der Amadeu-Antonio-Stiftung gefördert werden. Diese Stiftung will deutschlandweit eine demokratische Zivilgesellschaft stärken, die sich gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet. Dafür unterstützt sie Initiativen und Projekte, die sich für eine demokratische Kultur und den Schutz von Minderheiten engagieren.

Gemeinsam auf drei Ebenen

Eine Unterstützung solcher aktiven Menschen und Initiativen ist eine von drei Ebenen, die sich im Laufe der Veranstaltung als Möglichkeiten für Unternehmer:innen und Privatleute herauskristallisierten. Denn die Arbeit braucht viel Energie, viel Zuversicht, viele Menschen, die anpacken, und immer neu Finanzen.

Deutlich wurde: Die Worte ZUSAMMEN und GEMEINSAM sind zentral, denn so addiert sich Wirkung:

– Persönliche Ebene:
Wir lassen uns am ehesten von Menschen beeinflussen, die wir kennen. Daher sind wir selbst die besten Multiplikatoren in unseren Netzwerken und in persönlichen Gesprächen. Wir können aktiv sein, uns vernetzen, Haltung zeigen, und über Spenden oder Engagement Initiativen und Parteien unterstützen.

– Unternehmen:
In Unternehmen kommen viele Menschen zusammen. In einer ‚Landkarte des Handelns‘ haben Thomas Beschorner und Norbert Taubken Möglichkeiten dafür skizziert. Initiativen wie BC4D, Project Together oder Weltoffenes Thüringen verbinden Unternehmen. Weitere Möglichkeiten: siehe Quellen unten.

– Initiativen:
Es gibt viele Aktive direkt vor Ort. Diese direkt ansprechen und fragen: Was könnt Ihr brauchen? Das könnte sein: Mit Arbeitseinsätzen unterstützen. Ins Unternehmen einladen. Ressourcen wie Mental Health Programme nutzen lassen. Eine wertschätzende Plattform in den internen Medien bieten.

„Jede:r kann einen Unterschied machen“

Bei der Abschlussrunde zeigt sich das von allen geteilte Bewusstsein: Jede:r kann einen Unterschied machen. Handeln wirkt. Insbesondere das von Unternehmer:innen, die nach innen und nach außen Signalwirkung und Möglichkeiten haben als Einzelne, im Verbund, und im Zusammenspiel mit Initiativen. Einige Stichworte aus der Gruppe: Bubble erweitern. Einander stärken. Nicht warten. Sondern machen.

Am Ende der Veranstaltung schreibt einer der Teilnehmer spürbar bewegt: „Ich habe heute viel dazu gelernt 🙂 … auch wenn es teilweise erschüttert … meine Sicht auf vieles hat sich deutlich verändert ”

Wir dürfen Mut haben. Mut zur Zuversicht. Auf globaler Ebene in Europa und den USA. Und hier bei uns.

Daniel Silberhorn
ist Mitglied des Vorstandes des UVG e.V., Senior Advisor ESG & Sustainability Transformation bei SLR Consulting in Frankfurt am Main und Dozent für Global Communications an der Universität Erfurt

Ressourcen aus der Diskussion im Rahmen der Veranstaltung

Veranstaltungen/Gruppen/Initiativen:

Bücher/Quellen:

Handeln:

Faktenchecker:


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