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20 Jahre Kooperation: Chiquita und die Rainforest Alliance

Sie war eines der ersten Produkte, dessen fehlende Nachhaltigkeit öffentlichkeitswirksam diskutiert wurde: die Banane. Umweltzerstörungen und die Arbeitsbedingungen der Menschen auf den Plantagen erregten die Gemüter. Einer der weltweit größten Bananenproduzenten reagierte darauf mit einer Partnerschaft: Chiquita begann vor 20 Jahren die Zusammenarbeit mit der Rainforest Alliance.

Antwerpen (csr-news) – Sie war eines der ersten Produkte, das unter dem Fokus gesellschaftlicher Unternehmensverantwortung diskutiert und dessen Erzeuger hart kritisiert wurden: die Banane. Umweltzerstörungen und die Arbeitsbedingungen der Menschen auf den Plantagen erregten die Gemüter. Einer der weltweit größten Bananenproduzenten reagierte darauf mit einer Partnerschaft: Chiquita begann vor 20 Jahren die Zusammenarbeit mit der Rainforest Alliance. Heute sind alle Bananen der globalen Marke mit dem grünen Frosch gekennzeichnet, der auf die Zertifizierung der Plantagen durch die Umweltschutzorganisation verweist. Über die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Nichtregierungsorganisation (NGO) sprach CSR NEWS mit George Jaksch, Senior Director of Corporate Responsibility and Public Affairs bei Chiquita.

Lange Jahre schlug dem Bananenmulti in der westlichen Welt harte Kritik entgegen. Er wurde als „Krake von Zentralamerika“ tituliert und neben dem Pestizideinsatz wegen Kinderarbeit, ausbeuterischen Löhnen, fehlendem Schutz der Gewerkschaftsvertreter gegenüber rechtem Terror und der Zerstörung der Biodiversität angeklagt. Inzwischen sind sich die meisten Kritiker einig: Chiquita ist auf dem Weg der Nachhaltigkeit und macht darauf gute Fortschritte. Dass der in über 60 Ländern aktive Konzern, dessen spanischer Name übersetzt „kleines Mädchen“ bedeutet, diesen Weg nicht alleine geht, hat mehrere Gründe: Chiquita profitiert von dem Wissen der Rainforest Alliance, stärkt die Durchsetzbarkeit von Veränderungen im eigenen Unternehmen und erhöht die Glaubwürdigkeit nach außen.

Wie begann die Zusammenarbeit? Vor 20 Jahren kam die NGO mit klaren Konzepten und Standards auf den Bananenkonzern zu, berichtet Jaksch. Die Kooperation mit der Rainforest Alliance sei für sein Unternehmen zuerst eine „unerwartete Vorstellung“ gewesen. Dann aber hätten die Vorteile dieser Zusammenarbeit überzeugt. Die 1987 gegründete Umweltorganisation setzt sich für den Schutz der Biodiversität und das Wohlergehen der Arbeiter und ihren Dorfgemeinschaften ein. Sie vergibt das Rainforest Alliance Certified™-Siegel und das Rainforest Alliance Verified™-Markenzeichen anhand strenger Nachhaltigkeitsstandards.

Wie laufen Prüfungen ab? Sie könnten unangemeldet erfolgen, würden in der Regel aber angekündigt, sagt Jaksch. Am Ende der Prüfung stehe ein Gespräch mit dem leitenden Manager vor Ort, das Schwachstellen aufzeige. Diese würden sodann in einem schriftlichen Bericht festgehalten, der für die notwenigen Verbesserungen eine Frist setze. Spätestens nach einem Jahr werde die Umsetzung dieser Verbesserungen überprüft.

Warum sind externe Prüfungen besser als interne? Besonders wichtig ist Jaksch die Objektivität des externen Prüfungsverfahrens. Unabhängigkeit sei bei Selbstprüfungen nicht sichergestellt. Die Kontrollen der NGO hätten zu einer disziplinierten Umsetzung von Veränderungen auf den Plantagen beigetragen, Lernprozesse unter der Belegschaft angestoßen und zu einem Umdenken geführt. Zudem sorgten die jährlichen Audits für einen kontinuierlichen und fortlaufenden Verbesserungsprozess. Denn ein Unternehmen sei kein starres System und niemals perfekt, so Jaksch.

Welche Themen und Herausforderungen sind in der Partnerschaft besonders wichtig? Von der Rainforest Alliance habe Chiquita vieles über die Biodiversität gelernt, berichtet Jaksch. Gerade in den Tropen gebe es einige besonders gefährdete Arten. Ein weiterer wichtiger Bereich sei der Gewässerschutz. Hier weise der Katalog der NGO Pflichtanforderungen aus, die das Eindringen von Chemikalien in den Boden, das Grundwasser und Flüsse verhindern sollten. Gefordert sei natürlich auch die Einhaltung lokaler Gesetze, die von den Regierungen nur wenig überwacht werde. Die Zusammenarbeit mit der Rainforest Alliance helfe seinem Unternehmen, auf die anzuwendenden Gesetze und deren Veränderungen aufmerksam zu werden.

Beeinflusst eine 20-jährige Partnerschaft nicht die Unabhängigkeit der Beteiligten? Diese Gefahr sieht Jaksch in bei der „armlangen Beziehung“ zwischen Chiquita und der Rainforest Alliance nicht. Stärken der NGO seien ihre Kompetenz sowie der Umfang und die Vielseitigkeit ihrer Tätigkeit. Zudem machten die Bananen nur einen kleinen Teil des Portfolios der Umweltschutzorganisation aus. Im Verlauf der Partnerschaft habe sich nicht nur Chiquita verbessert, sondern auch die Rainforest Alliance konnte ihre Standards und Prüfungsverfahren weiterentwickeln und ihre Prüfer fortlaufend professionalisieren. Zudem kooperiere die große NGO aus Nordamerika mit vielen weiteren NGOs in Latein- und Mittelamerika in einem Netzwerk und profitiere so von deren lokaler Kompetenz.

Wie viel Transparenz ist innerhalb einer solchen Partnerschaft und gegenüber der Öffentlichkeit möglich? Eine völlige Transparenz kann es nicht geben, so Jaksch. Private Bananenproduzenten etwa hätten einen Anspruch darauf, dass Prüfungsergebnisse ihrer Plantagen für sie bestimmt seien und nicht weltweit veröffentlicht würden. Allerdings dürfe es keine Beschränkungen der Zertifizierer geben: Die Rainforest Alliance erhalte einen uneingeschränkten Zugang zu Arbeitsplätzen und Dokumenten.

Fördert die Zusammenarbeit mit einer NGO das Vertrauen in ein Unternehmen? Jaksch hält eine solche Zusammenarbeit als ein Element der unternehmerischen Bemühungen um ein nachhaltiges Wirtschaften für unerlässlich. Die Kooperation mit der Rainforest Alliance habe Chiquita erst nach einigen Jahren öffentlich gemacht. Damit habe die Kritik am Unternehmen nicht schlagartig aufgehört. Dennoch sei die Zusammenarbeit mit einer kompetenten und unabhängigen Organisation ein wichtiges Mittel, um Glaubwürdigkeit zu steigern und zu erhalten.

Was lässt sich aus der Kooperation von Chiquita und der Rainforest Alliance für andere Unternehmenskooperationen lernen? Zunächst müsse ein Unternehmen klären, ob es zu einem langfristigen Engagement mit einer NGO bereit sei, so Jaksch. Die Entscheidung für die Kooperation müsse weit oben im Unternehmen angesiedelt sein und über die Jahre hinweg immer wieder mit Leben gefüllt werden. Zudem müsse es eine Person geben, die eindeutig für die Pflege dieser Zusammenarbeit verantwortlich sei. Regelmäßig müsse die zugrundeliegende Strategie überprüft und verbessert werden. Wichtig sei es zudem, Mitarbeiter auf allen Unternehmensebenen zu schulen und sie in die Kooperation einzubinden. Das gelte auch für Manager und Gewerkschaftler. Als mögliche Partner für eine solche Kooperation eigneten sich auch kleinere NGOs, aber sie müssten Kompetenz beweisen und sich durch Beständigkeit Anerkennung erwerben.

Die Rainforest Alliance im Internet

Chiquita im Internet

Weitere Informationen zur CSR rund um die Banane finden Sie hier auf CSR-SEARCH.NET


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