Berlin (csr-news) > Ende Februar hat die Bundesregierung ihr Ressourceneffizienzprogramm ProgRess verabschiedet. Bundesumweltminister Röttgen bezeichnete das Programm als einen „Masterplan für nachhaltiges Wachstum“. Mit der Informationsoffensive „Wettbewerbsvorteil Ressourceneffizienz – Das zahlt sich aus“ wollen Bundesumweltministerium und VDI nun den Mittelstand erreichen.
Katherina Reiche, Staatssekretärin im Bundesumweltministerium: „Die neuen Informationsinstrumente richten sich an Entscheider im Mittelstand und sollen ihnen das Thema Ressourceneffizienz und seinen konkreten wirtschaftlichen Nutzen praxisnah vermitteln“. Reiche bezeichnete den effizienten Umgang mit Rohstoffressourcen als eine Schlüsselkompetenz zukunftsfähiger Gesellschaften. Hintergrund ist die in den letzten Jahren dramatisch ansteigende Nachfrage nach Rohstoffen. Gleichzeitig werden diese Ressourcen immer knapper, laut einer Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist die Versorgung in Deutschland bei einigen Metallen und Mineralien schon sehr kritisch. Nicht zuletzt kann der effiziente Umgang mit Ressourcen auch zu deutlichen Kostenvorteilen führen. Nach Berechnungen des VDI liegen die Ausgaben für Materialien im verarbeitenden Gewerbe bei rund 43 Prozent der Gesamtkosten. Mögliche Einsparpotenziale sind nach Angaben des VDI noch längst nicht ausgeschöpft. Genau an diesem Punkt setzt auch die Informationskampagne für kleine und mittlere Unternehmen an. Dazu wurde in Zusammenarbeit mit dem DIHK und der IHK-Berlin ein Management-Leitfaden entwickelt. Mit dem Titel „So einfach geht Ressourceneffizienz“ wird knapp und kompetent ins Thema eingeführt. Sascha Hermann, Geschäftsführer des VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH (VDI ZRE): „Der Management-Leitfaden ist eine echte Gebrauchsanweisung für die Umsetzung von Ressourceneffizienz.“ Insgesamt setzt das Programm auf Marktanreize, Information, Beratung und Bildung. „Anhand konkreter Beispiele wird ausführlich dargestellt, wie in besonders relevanten Feldern Ressourcen effizienter genutzt werden können“, so Reiche. So sollen Unternehmen erkennen, das Effizienzmaßnahmen schon nach kurzer Zeit zu messbaren finanziellen Einsparungen führen können.
Eingebettet ist die Informationskampagne in das übergreifende Programm ProgRess. Damit will die Bundesregierung Deutschland als Vorreiter in Sachen Ressourceneffizienz positionieren. Röttgen: „Wir wollen zeigen, wie die Ressourceneffizienz in einem hoch entwickelten Industrieland ohne Wohlstandseinbußen gesteigert und gleichzeitig der Verbrauch von Rohstoffen gesenkt werden kann“. Dazu beschreibt ProGress im Kern neue Handlungsansätze, Maßnahmen und Beispiele. Dabei wird die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet: Es geht darum, eine nachhaltige Rohstoffversorgung zu sichern, Ressourceneffizienz in der Produktion zu steigern, Konsum ressourceneffizienter zu gestalten, eine ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft auszubauen sowie übergreifende Instrumente zu nutzen. Dazu Peter Kurth, Präsident des BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft: „Dieses Programm geht eindeutig in die richtige Richtung, da es auf mehr Recycling, einen Ausbau der Produktverantwortung und eine Stärkung der Bioabfallverwertung setzt. Die Sekundärrohstoffwirtschaft bedarf keiner öffentlichen Förderung, sondern sie wird bei den richtigen Rahmenbedingungen einen stabilen Beitrag zu mehr Ressourceneffizienz leisten.“ Ganz andere Töne aus dem Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung: „Das von der Bundesregierung verabschiedete Deutsche Ressourceneffizienzprogramm ist das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben steht. Wenn nicht endlich auch konkrete Maßnahmen umgesetzt werden, um das Recycling in Deutschland stärker zu fördern als bisher. Was wir sicher nicht brauchen, sind Programme, die sich letztlich als wirkungsloses Placebo entpuppen“, so Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock. Der Naturschutzbund Deutschland hält das Programm für „Ressourcenschonung light“. „Der politische Wille, Ressourcenschonung als Leitlinie einer nachhaltigen Wirtschaft zu verankern, ist in diesem Programm nicht zu erkennen“, kritisiert deren Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
Auch das Umweltbundesamt hat sich in seinem neusten Jahresbericht dem Thema Ressourcenschonung gewidmet. UBA-Präsident Jochen Flassbarth: „Für Unternehmen ist es wirtschaftlich interessant, statt Gold, Kupfer oder Palladium immer wieder neu auf dem Weltmarkt einzukaufen, möglichst ressourceneffizient zu produzieren und Rohstoffe zu recyceln. Das entlastet auch die Umwelt.“ Nach Auffassung des UBA verfolgt die Wirtschaft bislang die falsche Strategie. Statt immer neue und günstigere Vereinbarungen mit den Lieferländern zu treffen, sei es viel sinnvoller Rohstoffe schon in der Herstellung sparsam einzusetzen und langlebige Produkte zu entwickeln. Zudem birgt die Steigerung der Rohstoffeffizienz ein enormes Beschäftigungspotenzial: „Bis zu 700.000 Arbeitsplätze sind bei konsequenter Umsetzung aller Materialeinsparungspotenziale im verarbeitenden Gewerbe bis 2030 möglich“.
Ende 2011 hat das VDI Zentrum für Ressourceneffizienz eine Umfrage unter 960 kleinen und mittelständischen Betrieben zur Umsetzung ihrer Effizienzstrategein durchgeführt. „Die Ergebnisse der neuen Studie machen deutlich, dass in deutschen Unternehmen noch viele Effizienzpotentiale zu heben sind. Ressourceneffizienz ist noch kein Mehrheitsthema, wird es aber in Zukunft für die Unternehmen mit Sicherheit werden“, so Sascha Hermann, Geschäftsführer des VDI ZRE. Hier gibt es die Studie „Umsetzung von Ressourceneffizienz-Maßnahmen in KMU und ihre Treiber“ zum Download.