London > Das weltweite Zertifizierungssystem für sogenannte saubere Diamanten ist nach Ansicht einer der Gründungsorganisationen gescheitert. Die Nichtregierungsorganisation Global Witness kündigte am Montag an, sie ziehe sich aus dem Kimberley-Prozess zum Kampf gegen den Handel mit sogenannten Blutdiamanten zurück. Als Blutdiamanten werden Edelsteine bezeichnet, deren Abbau und Handel zur Finanzierung blutiger Konflikte dienen. „Wir müssen nun erkennen, dass das System, das mit so vielen guten Absichten begonnen hatte, viel Nützliches erreicht hat, aber letztendlich doch gescheitert ist“, sagte Global-Witness-Gründungsdirektor Charmian Gooch.
Fast neun Jahre nach dem Start des Kimberley-Prozesses 2003 sei „die traurige Wahrheit, dass die meisten Verbraucher weiterhin nicht sicher sein können, woher ihre Diamanten stammen und ob sie Waffengewalt oder repressive Regime finanzieren“, sagte Gooch. Dem Kimberley-Prozess gehören 75 Staaten an, die sich verpflichten, Importe und Exporte von Diamanten genau zu kontrollieren. Ziel ist es, dass keine Edelsteine in Umlauf geraten, die bewaffnete Konflikte finanzieren.
Auslöser für den Rückzug von Global Witness war den Angaben zufolge die Entscheidung von Juni, den Handel mit Diamanten aus zwei Minen in Simbabwe wieder zuzulassen. Diese Minen sind unter der Kontrolle des Militärs, rund 200 Menschen sollen dort getötet und Bewohner der Region zur Arbeit in den Minen gezwungen worden sein. Die Entscheidung zu Simbabwe habe „ein internationales System zur Konfliktprävention in ein zynisches Akkreditierungssystem für Firmen verwandelt“, sagte Gooch. Auch der Handel mit Blutdiamanten aus der Elfenbeinküste und eklatante Verstöße in Venezuela hätten nicht verhindert werden können. Dadurch sei Global Witness zuletzt zum Komplizen beim Weißwaschen schmutziger Diamanten geworden.