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CSR im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel

Nah am Verbraucher und nah am Produzenten, in dieser Rolle kommt dem Lebensmitteleinzelhandel eine besondere Bedeutung beim Thema nachhaltiger Konsum und CSR zu. Wie dass in unserem Nachbarland Österreich aussieht, haben Forscher der Universität Graz untersucht und damit die Grundlage für einen umfangreichen Supermarkt-Ethiktest des Verbrauchermagazins „Konsument“ gelegt.

Graz >  Nah am Verbraucher und nah am Produzenten, in dieser Rolle kommt dem Lebensmitteleinzelhandel eine besondere Bedeutung beim Thema nachhaltiger Konsum und CSR zu. Wie dass in unserem Nachbarland Österreich aussieht, haben Forscher der Universität Graz untersucht und damit die Grundlage für einen umfangreichen Supermarkt-Ethiktest des Verbrauchermagazins „Konsument“ gelegt.

Der Lebensmittelhandel in der Alpenrepublik ist von einer starken Konzentration geprägt, die drei größten Unternehmen Rewe, Spar und Hofer vereinnahmen über 80 Prozent des jährlichen Umsatzes. Den 8,3 Millionen Österreichern mag das Recht sein, solange der Handel ein nachhaltiges Sortiment anbietet. In den letzten Jahren ist der Anteil von Biolebensmitteln schrittweise gestiegen und erreicht beispielsweise bei Kartoffeln inzwischen einen Anteil von fast 19 Prozent. Die Grazer Forscher hatten aber nicht nur das nachhaltige Sortiment im Blick, sondern untersuchten ebenso den ökologischen Fußabdruck, die wahrgenommene Verantwortung in der Lieferkette und die Arbeitsbedingungen. Fazit: Der österreichische Lebensmittelhandel hat im internationalen Vergleich Nachholbedarf. Nachhaltigkeit findet verstärkt in Nischen statt, die Konzerne reagieren auf gesellschaftlich relevante Themen, vernachlässigen aber die systematische Umsetzung nachhaltiger Konzepte.

Positive Ansätze deutet die Sortimentsgestaltung im Bereich Fisch an. Das Angebot zertifizierter Produkte beispielsweise nach MSC hat deutlich zugenommen. Insbesondere Lidl zeigt hier klare Fortschritte, hat das Thema bei der Geschäftsleitung angesiedelt und will die nachhaltige Einkaufspolitik, die bislang nur für Eigenmarken gilt, auf das gesamte Sortiment ausweiten. Beim Konkurrenten, dem Discounter Hofer, macht Fisch aus nachhaltiger Zucht knapp über 40 Prozent des Angebots aus. Als bislang einziger Händler hat Spar das Thema breiter aufgestellt. Neben dem Frischesortiment und der Tiefkühlware hat Spar seine nachhaltige Sortimentsgestaltung auch auf Konserven ausgeweitet. Weniger gut schneidet Rewe ab, die Sortimentspolitik gilt als wenig transparent im Bereich Nachhaltigkeit, positiv ist jedoch die verstärkte Aufnahme heimischer Biofische in den Geschäften.

Wo Licht ist, ist auch Schatten und der fällt auf den Umgang mit Nutztieren und Tierschutz im Allgemeinen. Während für 91 Prozent der Österreicher, artgerechte Tierhaltung ein wichtiges Qualitätsmerkmal von Lebensmitteln ist, scheint dies beim Handel eine eher untergeordnete Bedeutung zu haben. Durch Skandale hervorgerufen hat sich zwar die Ächtung von Eiern aus Käfighaltung durchgesetzt, ähnliche Ansätze finden sich sonst allerdings kaum. Das aktuelle Thema der Kastenhaltung bei Schweinen findet in den Lebensmittelkonzernen bislang kaum Gehör. Auch beim Tierschutz zeigt Spar das deutlichste Engagement, problematische Produkte wie Kaninchenfleisch, Gänse- oder Entenstopfleber werden ausgelistet. Insgesamt werten die Forscher das Engagement der Handelsunternehmen im Tierschutz jedoch als relativ schwach.

Die komplette Studie gibt es hier zum Download. Neben den bereits erwähnten Bereichen wurde die Sortimentspolitik insgesamt untersucht, ebenso wie der Umweltschutz, die Standortpolitik, die Personalpolitik und die institutionelle Verankerung der Nachhaltigkeitspolitik. Auf über 100 Seiten vermittelt die Studie einen Einblick in Nachhaltigkeitsbemühungen des österreichischen Lebensmitteleinzelhandels. Den Beitrag der Zeitschrift „Konsument“ mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse und einer Bewertung der Handelsunternehmen gibt es hier.


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