Würzburg (uvg-verein) – Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen und Hochschulen, ein Professor und ein Unternehmer produzierten ein gemeinsames RAP-Video, um Studierende für nachhaltige Unternehmensgründungen zu sensibilisieren. Das Video wird zukünftig Teil der Lehrinhalte zu „Impact Entrepreneurship“ von Prof. Dr. Bolsinger an der FHWS. Silva Schreiner sprach mit Beteiligten dieses Projektes.
Silva Schreiner: Wie kommt man auf die Idee eines RAP-Videos, um nachhaltige Gründungen anzuregen?
Luis: Ja wie sind wir darauf gekommen? Wir saßen da so beim Essen und haben darüber geredet, was wir denn für ein Projekt starten könnten? Das war 2020? Und da sind wir auf die Musik gekommen, die wir beide machen – Harald Bolsinger als „pensionierter“ Schlagzeuger des Heavy-Metal-Bandprojektes Yom Kippur und ich mit meinem aktuellen Deutschrap-Bandprojekt RG6 – und da kam uns sehr schnell die Idee das Thema Impact Entrepreneurship innovativ zu vertonen und künstlerisch bebildert zu interpretieren. Ein frei verfügbares Buch von Harald und einem befreundeten Unternehmer Bernd Hanheiser inspirierte uns dabei inhaltlich: Founders for Future!
Ging es Euch in erster Linie um die Musik oder um die Inhalte von Founders for Future? Was ist denn der Kerngedanke des Buches?
Fabi: Was sich daraus inzwischen entwickelt hat ist einfach der Wahnsinn. Wir haben so viele Leute mit an Bord holen können und da ein richtig vernetztes Projekt kreiert! Von Unternehmern, Marketingexperten und anderen Musikern, Darstellern, Mediaplanern, Filmexperten – alles was man sich eigentlich so wünscht für so ein Projekt. An dieser Stelle auf jeden Fall schonmal großen Dank an die Impact4Entrepreneurship gGmbH, die ein keines Budget beisteuern konnte und mit dem wir die Qualität des Videos signifikant aufwerten konnten! Ebenso großen Dank an alle Mitwirkenden, die hier mit ihrer Freizeit und Motivation unentgeltlich am Start waren! Es ging uns darum, die Kerngedanken des Buches innovativ künstlerisch zu verpacken – so wie wir diese verstehen – und Dritte darauf gemeinsam neugierig zu machen. Im Grunde dreht sich alles darum, dass wir zur Rettung der Welt selbst neue nachhaltige und erfolgreiche Unternehmen gründen müssen, die den zerstörerischen unbelehrbaren Großkonzernen ihre Märkte streitig machen. Und darüber nachzudenken, lohnt sich auch schon als Schüler oder Student.
Wie lässt sich das in einem Video umsetzen?
Nils: Ja, reden wir mal etwas über das Video und was wir uns dabei gedacht haben. Nachdem wir gemeinsam am Text gefeilt hatten und Hookvorschläge in unseren Meetings hin und her überlegt haben, stand der Song dann in einer geraumen Zeit fertig im Raum. Das Video hat uns noch mehr beschäftigt als Lyrics und Musik. Denn man sieht im Video viele kleine Elemente die wir als Inserts verwendet haben. Hier haben wir oft „plakativ“ gearbeitet, aber immer so durchdacht, dass damit inspiriert wird. Das geht von einem Müllhaufen, der recht klar zu interpretieren ist, hin bis zu z.B. einem Kugelspiel, welches vielschichtig interpretiert werden kann: „monotones Hin und Her“? „Eingepresste Gesellschaft/Wirtschaft auf die von zwei Seiten eingeschlagen wird?“ „Fremdgesteuerte freie Entfaltungsmöglichkeit?“. Ein Element ist, dass wir Freiraum schaffen, über jedem Insert lange philosophieren zu können und jeder wird sich da seinem eigenen kreativen Interpretationsspielraum hingeben – das möchte ich tatsächlich an dieser Stelle gar nicht so krass beeinflussen denn wie Albert Einstein gesagt haben soll: „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“ – Bei Geschäftsideen, die die Welt verbessern geht es ja gerade auch um Fantasie und Inspiration. Das wird auch im zugrundeliegenden Buch deutlich.
Ihr habt ja 4 Hauptpersonen im Video – warum? Reicht nicht ein einzelner Rapper, wie beispielweise beim Rap-Video von rezo, „Wenn SCHULFÄCHER RAPPER wären!“?
Luis: Rezos Video ist wirklich zeitlos Klasse und ja – man könnte auch einfach den Prof. zum Rapper machen und seinen Inhalt produzieren. Aber das war uns zu flach – wir wollten ja erstens nicht rezos Idee kopieren und zweitens auch nicht einfach Wissen in RAP verpacken. Das gibt’s zuhauf. Vielmehr soll durch die 3+2 Personen eine Entwicklung kunstvoll aufgezeigt werden, die man als weltverbessernder junger Gründer durchläuft. Mit dem Prof. der lehrt und coacht und dem erfahrenen Unternehmer, der als Mentor vernetzt und fördert, bilden wir zusätzlich das optimale Umfeld für Gründer ab, wie es im zugrundeliegenden Buch beschrieben wird.
Ein schönes Element in der man die Charakterentwicklung verfolgen kann sind die Surroundings der Darsteller, also so wird zum Beispiel im ersten Part Nils von unseren Maskenstatisten immer wieder geschubst und angerempelt. Das soll die Ellbogengesellschaft darstellen und spiegelt sich auch ein wenig im Text wider, dass man als junger Mensch sich im Bildungssystem oft nur bedrängt und gedrängt fühlt und kaum Möglichkeiten empfindet, sich wirklich selbst zu entfalten und man auch noch nicht genau erkennt „was ist Fake und was ist echt?“. Kleines Easteregg: Die Büchertasche die Nils auf dem Rücken hat ist sogar tatsächlich noch aus seiner Schulzeit ;). Im zweiten Part, also dem nächsten „Lebensabschnitt“ – zum Beispiel im Studium oder einer Ausbildung – hat man dann Fabi, der sich Gedanken macht „weiter auf der Suche nach dem richtigen Geschäftsmodell“. Fabi ist auf seinem Weg, um die Welt zu verändern, er wird allerdings von der Gesellschaft/dem System (verkörpert durch unsere Maskenstatisten) blockiert und hat Mühe auszubrechen – aus dem Umfeld seines Studiums oder seines Ausbildungsplatzes. Trotzdem investiert er sich für eine nachhaltige unternehmerische Idee und wagt es, einen Unterschied zu machen. Im letzten Part stehen die Statisten dann um mich herum und nicken zustimmend, lassen mir auch ausreichend Platz. Der Entrepreneur, den ich dann verkörpere, hat es also innerhalb des Systems doch geschafft, etwas zu verändern und konnte sogar noch „Erfolg für alle generieren.“ Anerkennung und Akzeptanz gibt’s von der gesichtslosen Masse, die zuvor noch gebremst und verhindert hat, erst in dem Stadium.
Wie passt ein Ferrari zum Streben nach Nachhaltigkeit?
Nils: Gut, dass Du fragst – das ist aus unserer Sicht ein sehr schönes Element, das Diskussionen anregen kann und soll. Wir haben einen ganz schönen Aufwand getrieben, um den Ferrari einzubauen. Profifilmteam auf der Autobahn, Versicherungen und Genehmigungen, zusätzliche Drehtage usw. Bolsinger und Hanheiser sind im Buch „Founders for Future“ der Meinung, dass nachhaltige Geschäftsmodelle rentabel sein müssen, damit sie sich im Markt von selbst multiplizieren und als neuer Standard durchsetzen können. Warum also nicht ein Symbol für monetären Erfolg mit einbauen? Eine Luxusvilla haben wir auch auf der Ideenliste gehabt, aber der Ferrari passte noch besser zum Grundstil. Natürlich haben wir ein bisschen mit Augenzwinkern den vermeintlich unbezahlbaren Traumferrari als Brückenelement genommen – vom erfolgreichen Gangster-Rap Klischee „fette Karre, Goldkette und Materialismus“ zu einem deepen Inhalt. Für das Gesamtkonzept soll er aber eigentlich nur vermitteln, dass man etwas Nachhaltiges mit Impact machen kann und damit auch viel Geld verdienen kann und auch soll! Ich weiß… Ferrari verbraucht viel etc. ist das notwendig usw… solche Diskussionen werden wir mit Sicherheit haben, aber: Einen Ferrari fahren, weil man z.B. Milliarden Menschenleben verbessern konnte? Ist das immer noch unverhältnismäßig? Bill Gates wohnt auch nicht in einer 1-Zimmer-Wohnung, sondern fliegt mit Privatjets zu seinen Spendenprojekten. Diese Diskussion wollen wir bewusst herausfordern!
Ihr wollt also kein pauschales Schwarz-Weiß-Denken in Vorurteilskategorien haben – dennoch ist Eure Produktion in Graustufen…?
Luis: Ja warum denn grau? Auf die Antwort wartet man bestimmt. Also klar kann man jetzt sagen man spart sich da richtig Geld für einen Coloristen, aber unser eigentlicher Gedanke ging mehr in die Richtung, dass Farben als Zeichen für Vielfalt und Nachhaltigkeit derzeit noch nicht in der eindimensionalen Welt der unternehmerischen Gewinnmaximierung erkennbar sind. Wir leben in der Zeit, in der noch Veränderung zu unternehmerischer Nachhaltigkeit in großem Stil kommen muss, auch wenn sie – mit Bolsingers Worten – „bereits von der Weltgemeinschaft gewollt und gefördert wird.“ Der Konsum der im Video ein bisschen durch den Müll verkörpert wird, sowie die Medien wie z.B. die antiquierte Spielkonsole oder das Schachbrett aber auch der Ferrari sollen uns gezielt und punktuell aus der „grauen Welt“ rausreißen – Lust auf eigene Bilder, Erinnerungen und Vorstellungen in Farbe machen. Im Video geben wir dem allerdings noch nicht nach: Um die Zukunft bunt und lebenswert zu machen brauchen wir tatsächliche einen unternehmerischen Paradigmenwechsel. Dazu reicht auch grün allein nicht. Diese neue bunte Welt, in der man gewinnt, indem alle profitieren – Menschen und Schöpfung – die müssen wir uns erst noch erarbeiten. Deshalb schließt das Video mit einem klaren Call to Action!
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