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Diversity-Management: Homosexualität in Unternehmen

Mit dem Aufmacher „Deutschlands Wirtschaft soll rosa werden“ berichtet das Handelsblatt in seiner heutigen Ausgabe über eine Initiative der Allianz-Versicherung zur besseren Integration von Homo-, Bi- und Transsexuellen in der Arbeitswelt. Hintergrund sei eine vertrauliche Mail, die Allianz-Personalchef Christian Finckh an die Personalvorstände der 30 DAX-Unternehmen geschickt hatte.

München/Düsseldorf > Mit dem Aufmacher „Deutschlands Wirtschaft soll rosa werden“ berichtet das Handelsblatt in seiner heutigen Ausgabe über eine Initiative der Allianz-Versicherung zur besseren Integration von Homo-, Bi- und Transsexuellen in der Arbeitswelt. Hintergrund sei eine vertrauliche Mail, die Allianz-Personalchef Christian Finckh an die Personalvorstände der 30 DAX-Unternehmen geschickt hatte. Danach möchte die Allianz mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft über Homosexualität in der Arbeitswelt diskutieren und eine stärkere Sensibilisierung für dieses Thema erreichen. Nach Recherchen des Handelsblatt stößt dieses Ansinnen in den angeschriebenen Unternehmen auf Verwunderung bis hin zu Ablehnung. Entweder sind die Unternehmen der Meinung, die sexuelle Orientierung ihrer Arbeitnehmer sei eine Privatangelegenheit und gehe das Unternehmen nichts an, oder sie verweisen auf ihr Diversity-Management als Bestandteil der Unternehmenspolitik. Auf Nachfrage von csr-news bestätigte Petra Krüll, Sprecherin der Allianz, die Einladung zu einer Diskussionsrunde Ende September. Die Idee zu einem offenen Gedankenaustausch kam Finckh im Mai auf der Karrieremesse „MILK CAREER“ gemeinsam mit den Akteuren des gleichnamigen Netzwerks. Über die Resonanz der angeschriebenen Unternehmen konnte man bei der Allianz noch keine Auskunft geben, zu erwarten ist allerdings eine höhere Beteiligung, als der Handelsblatt-Artikel vermuten lässt. Ausdrücklich begrüßt wird die Initiative von Bernd Schachtsiek, Vorstand des Völklinger Kreis, dem Bundesverband schwuler Führungskräfte. „Diese Initiative setzt ein wichtiges Zeichen für ein umfassendes Diversity Management. Entscheidend für die Akzeptanz in den Unternehmen ist ein klares Signal von oben nach unten, genau das macht die Allianz“.

Stellt sich die Frage, ob Homosexualität eines der letzten Tabuthemen der Wirtschaft ist, bzw. gibt es in deutschen Unternehmen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung? Inzwischen gehört Diversity-Management für nahezu alle DAX-Konzerne zur Personalpolitik und schließt insoweit eine Benachteiligung aufgrund von Geschlecht, Hautfarbe, Nationalität, Alter, Religion oder eben sexueller Orientierung ausdrücklich aus. Tatsächlich fühlen sich, nach aktuellen Studien, 80 Prozent der homosexuellen Berufstätigen am Arbeitsplatz diskriminiert, nur 12 Prozent gehen deshalb offen mit ihrer Sexualität um. Schachtsiek: „Mehr als 50 Prozent der Homosexuellen outen sich nicht an ihrem Arbeitsplatz, weil sie Nachteile befürchten, d.h. auch, sie bringen nicht ihre volle Arbeitsleistung. Insofern ist Diversity Management auch ein klarer Wirtschaftsfaktor“. In einer Studie des Völklinger-Kreises aus dem Jahr 2008 gaben 37 Prozent der befragten Unternehmen an, ihr Diversity-Management in diesem Bereich zu intensivieren, also weit mehr zu leisten als vom Gleichstellungsgesetz (AGG) gefordert. Immerhin 93 Prozent der Befragten gaben an, eine Anlaufstelle im Unternehmen zu haben. In einigen der großen Konzerne, beispielsweise bei Ford, IBM, der Deutschen Bank oder der Commerzbank, haben sich schwul-lesbische Netzwerke gegründet, die von der jeweiligen Unternehmensführung unterstützt werden. Aktuell wurde vom Völklinger-Kreis eine weitere Studie zum Thema durchgeführt, die Ergebnisse werden voraussichtlich im Oktober veröffentlicht.


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