Berlin > Die Baubranche und Stadtplaner müssen sich nach Ansicht des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in den kommenden Jahrzehnten auf Herausforderungen durch den Klimawandel einstellen. Klimaanlagen seien gegen die zunehmende Hitzeeinwirkung auf Gebäude „sicher nicht das richtige Mittel“, sagte DWD-Vizepräsident Paul Becker am Dienstag in Berlin. Um Gebäude besser zu kühlen, seien vor allem eine Verschattung und bessere Belüftung notwendig. Auch die Isolierung gegen extreme Außentemperaturen müsse verbessert werden.
Schon Mitte des Jahrhunderts werde es häufiger zu einem sogenannten Wärmestau kommen, sagte der DWD voraus. Außerdem mache starker Regen größere technische Aufwendungen erforderlich, um Gebäude abzudichten und Wasser abzuführen. „Hier sind intelligente Lösungen gefragt“, sagte Becker.
Die Stadtplanung müsse derweil auf den Ausbau von Frischluft-Schneisen setzen sowie auf mehr Grün- und Wasserflächen. Auch eine aufgelockerte Bauweise sei eine Maßnahme gegen Hitzeprobleme. Zudem könnten Fassadenbegrünungen oder das Anpflanzen hitzebeständiger Bäume wie Platanen den Temperaturanstieg mindern. Zugleich sei es notwendig, Kanalsysteme anzupassen, um die höheren Regenmengen abzuleiten. Auch hierbei könnten laut DWD mehr Grünflächen in der Stadt helfen, Folgeschäden zu verhindern.
Konkrete Auswirkungen hat der Klimawandel laut DWD zudem auf die Arbeit am Bau. Die Zahl der sogenannten Schlechtwetter-Tage könnte durch die laufenden Klimaveränderungen demnach deutlich abnehmen. An Schlechtwetter-Tagen, wenn Arbeiten durch Schnee oder Kälte zu stark behindert werden, können Bauarbeiter zu Hause bleiben. Gegenwärtig gebe es im Flachland rund 20 Schlechtwetter-Tage, bis 2050 werde diese Zahl im Mittel um drei Tage zurückgehen, sagte Paul Becker voraus.
Dem DWD-Vizechef zufolge wird die Zahl der Schlechtwetter-Tage in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts weiter absinken – auf etwa zehn pro Jahr. Allerdings könnten starke Regenfälle neue Behinderungen darstellen und auch starke Hitze möglicherweise ein neues Hindernis für Bauarbeiter werden. Insgesamt werde die Bauwirtschaft aber durch den Klimawandel entlastet.