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Verbraucher können über „dreiste Werbelügen“ abstimmen

Verbraucher können seit Montag darüber abstimmen, welcher Lebensmittelhersteller in diesem Jahr den „Goldenen Windbeutel“ bekommt. Erhalten soll den Negativpreis das Produkt, das nach Verbraucheransicht „die dreisteste Werbelüge des Jahres“ verbreitet, wie die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch in Berlin erklärte. Jede Stimme beim „Goldenen Windbeutel“ zeige den Herstellern, dass die Menschen mit ihren Werbepraktiken nicht einverstanden seien.

Berlin > Verbraucher können seit Montag darüber abstimmen, welcher Lebensmittelhersteller in diesem Jahr den „Goldenen Windbeutel“ bekommt. Erhalten soll den Negativpreis das Produkt, das nach Verbraucheransicht „die dreisteste Werbelüge des Jahres“ verbreitet, wie die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch in Berlin erklärte. Eine von Foodwatch eingesetzte Jury wählte dafür fünf Kandidaten aus, darunter Mini-Würstchen für Kinder und als gesund angepriesene Bonbons. Verbraucher können bis zum 16. Juni auf der Internet-Seite www.abgespeist.de ihre Stimme abgeben.

„Angesichts der alltäglichen Irreführung durch die Lebensmittelindustrie haben die Verbraucher allen Grund, sauer zu sein“, erklärte Anne Markwardt, Leiterin der Foodwatch-Kampagne. Jede Stimme beim „Goldenen Windbeutel“ zeige den Herstellern, dass die Menschen mit ihren Werbepraktiken nicht einverstanden seien. Foodwatch wendet sich mit der Kampagne gegen irreführende Werbepraktiken von Lebensmittelherstellern. Dazu stellt die Organisation auf ihrer Internetseite regelmäßig Produkte vor, die nach ihren Angaben nicht halten, was sie versprechen.

Nominiert für den Negativpreis ist unter anderem Joghurt der Marke Activia von Danone, der nach Meinung der Verbraucherorganisation „weder eine Wunderwaffe gegen Verdauungsbeschwerden noch ein Garant für perfektes Darmwohlbefinden“ ist. Nach Aussage von Danone gilt es hingegen als „wissenschaftlich belegt, dass Activia bei täglichem Verzehr dazu beitragen kann, eine träge Verdauung zu regulieren und ein aufgeblähtes Gefühl zu reduzieren“. Von einem Suggerieren größerer Effekte von Activia, wie es Foodwatch Danone vorwerfe, könne keine Rede sein.

Ein weiterer Kandidat für den „Goldenen Windbeutel“ sind die Nimm2-Bonbons des Herstellers Storck, dem Foodwatch irreführende Werbung mit Vitaminzusätzen vorwirft. Der Hersteller werbe mit „wertvollen Vitaminen“, die in der Regel völlig überflüssig seien. Kindern werde dadurch suggeriert, dass sie ihren Vitaminbedarf auch mit Süßigkeiten statt mit Obst und Gemüse decken können, kritisiert Foodwatch. Storck betont hingegen, dass Verbraucher das Bonbon seit Jahren „gerade wegen des Vitaminzusatzes“ schätzten, der einen „zusätzlichen Nutzen“ bringe.

An der ebenfalls nominierten „Milch-Schnitte“ von Ferrero kritisiert Foodwatch, dass der Hersteller den Riegel mit Spitzensportlern als Werbepartner als leichte Zwischenmahlzeit anpreist. Tatsächlich bestehe „Milch-Schnitte“ jedoch zu etwa 60 Prozent aus Fett und Zucker. Nach Angaben von Ferrero widerspricht der Konsum einer Milch-Schnitte als Zwischenmahlzeit prinzipiell nicht einem „ausgewogenen, sportlichen Lebensstil“. Mit Sportlern als Werbepartner werde zum Ausdruck gebracht, „dass Ernährung und Bewegung zusammen gehören“.

Beim vierten nominierten Produkt, den „Ferdi Fuchs Mini Würstchen“ für Kinder der Firma Stockmeyer, kritisieren die Verbraucherschützer vor allem den aus ihrer Sicht hohen Salzgehalt. Der Hersteller weist diese Kritik zurück. Wer den von Foodwatch angeführten Salzgehalt von zwei Gramm in 100 Gramm Wurst esse, müsste bis zu fünf der Würstchen zu sich nehmen.

Unter den Kandidaten für den „Goldenen Windbeutel“ ist zudem das „Schlemmertöpfchen Feine Gürkchen“ von Kühne. Obwohl laut Foodwatch Aromen und ein Farbstoff drin stecken, würden die Gewürzgurken wie ein handwerkliches Produkt mit jahrhundertealter Tradition und „besten natürlichen Zutaten“ verkauft. Aromen werden laut Kühne verwendet, weil zur Gurkenreife oft nicht genügend frische Kräuter und Gewürze zur Verfügung stünden und weil mit frischen Kräutern kein gleichbleibender Geschmack gewährleistet werden könne. Dies steht nach Auffassung des Unternehmens „in keinem Widerspruch zur Etikett-Auslobung ‚Tradtition seit 1772′“.


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