Bietigheim-Bissingen > Jedes Jahr dürfen die etwa 30 Fischer in der japanischen Küstenstadt Taiji 2.300 Delfine fangen. Fast 2.200 dieser Tiere werden getötet und leiden dabei minutenlang. Das will der deutsche Verein atlanticblue mit Videoaufzeichnungen belegen. Das Problem: In Japan stört dies nur wenige, das Fleisch der Tiere wird überwiegend im Land selbst verspeist. In der Region Taiji spielt aber auch der Tourismus eine Rolle. Dieser Umgang mit Meeressäugern und Angebote für westliche Touristen passen nicht zusammen, findet Dieter Hagmann von atlanticblue. Deshalb weist der Verein in Deutschland auf das Leiden der Tiere hin – und er will in Japan Nichtregierungsorganisationen in ihrem Einsatz unterstützen.
Den lebend gefangenen und im Wasser liegenden Delfinen werde mit einer Metallstange in den Hinterkopf gestochen. Die Wunde werde sofort mit einem Holzstab verschlossen, um das Austreten von Blut zu verhindern und eine unblutige Tötung vorzutäuschen. Der Tod trete dann aber nicht innerhalb weniger Sekunden ein, wie die Delphinfänger behaupteten, sondern er sei lang und qualvoll. Die westliche Empörung darüber lasse sich nicht einfach nach Japan tragen, sagt Hagmann. Den meisten Japanern sei das Problem nicht bekannt, sie ließen sich aber auch nicht von Europäern belehren. atlanticblue kooperiert deshalb mit japanischen NGOs, um vor Ort ein Bewusstsein für das Leid dieser Tiere zu schaffen.
atlanticblue weist auch darauf hin, dass einige der nicht getöteten Delfine in Aquazoos und Wasserparks landen – unter anderem in der Türkei. Für die Europäische Union gelten Einfuhrbestimmungen, die den Export dieser Tiere verhindern. Für das Jahr 2008 hat das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) nach eigenen Angaben belegt, dass zehn Delfine aus Taiji für insgesamt 280.000 Dollar von einem türkischen Vergnügungsunternehmen für ein Delfinarium in Alanya importiert worden waren. Nach massiven Protesten des WDSF haben Reiseveranstalter wie TUI, REWE-Touristik und Thomas Cook Ausflüge in türkische Delfinarien gestrichen – wegen der teilweise ungeklärten Herkunft der Tiere, aber auch wegen nicht artgerechter Haltung.
Weitere Informationen im Internet:
www.atlanticblue.de
www.wdsf.eu