Frankfurt a.M. (csr-news) – Nestlé will bis 2030 insgesamt 1,3 Milliarden CHF (etwa 1,25 Milliarden Euro) in Nachhaltigkeitsprogramme im Kakaoanbau investieren. Das entspricht nach Unternehmensangaben einer Verdreifachung der Nachhaltigkeitsinvestitionen. In Zentrum sollen Einkommenssteigerungen für Familien im Kakaoanbau sowie die Förderung regenerativer Anbauverfahren und die Gleichstellung der Geschlechter stehen. Zudem sollen die vollständige Rückverfolgbarkeit der Produkte in der globalen Kakaobeschaffung und die ausschließliche Verwendung zertifizierter Kakaoprodukte unterstützt werden. So will Nestlé einen wesentlichen Beitrag gegen die Kinderarbeit im Kakaosektor leisten.
Laut dem am Donnerstag vorgestellten Plan sollen im Kakaoanbau tätige Familien in Westafrika für ihren Einsatz für die Umwelt und das lokale Gemeinwohl ebenso belohnt werden wie für Initiativen zur Ertragsteigerung und Erschließung neuer Einkommensquellen. Gefördert werden zum Beispiel die Anmeldung der Kinder in der Schule oder der Baumschnitt, der Anbau anderer Nutzpflanzen, Viehhaltung, Imkerei oder die Verarbeitung anderer landwirtschaftlicher Produkte.
Um die Rolle der Frauen zu stärken, sollen in den Programmen auch die Partnerinnen der Bauern berücksichtigt werden, die sich traditionell um Haushaltsaufgaben und Kinderbetreuung kümmern. Unterstützen will Nestlé zudem den Aufbau ländlicher Spar- und Kreditgenossenschaften, die das Sparen fördern und Darlehen für kleingewerbliche Tätigkeiten bereitstellen sollen – mit dem Fokus auf Frauen.
Nestlé-CEO Mark Schneider erklärte gegenüber der Presse: „Wir wollen den im Kakaoanbau tätigen Familien noch mehr konkrete, zukunftsorientiere Unterstützung bieten und ihnen bei der allmählichen Schließung der Einkommenslücke helfen, insbesondere in Regionen mit weitverbreiteter Armut und knappen Ressourcen“. Prüfungen des bezogenen Kakaos sollen nach dem Rainforest Alliance Sustainable Agriculture Standard erfolgen. Eine unabhängige Aufsicht des Programms soll ein Beratungsausschuss verschiedener Interessensvertreter unter Leitung der IDH -The Sustainable Trade Initiative sicherstellen.
„Klares Bekenntnis zur Notwendigkeit von Zusatzzahlen“
Das INKOTA-netzwerk begrüßt die Ankündigung als einen ersten Schritt. Es sei „ein klares Bekenntnis von Nestlé, dass sich das Kinderarbeitsproblem nicht ohne Zusatzzahlungen lösen lässt“, so Evelyn Bahn, Referentin Wirtschaft & Menschenrechte des INKOTA-netzwerk, gegenüber CSR NEWS. „Das neue Programm ist aber kein Ersatz dafür, dass Nestlé einen fairen Preis für alle Kakaobohnen bezahlen muss.“ Laut Bahn seien die geplanten Zusatzprämie zu niedrig, um die Lücke zu einem existenzsichernden Kakao-Preis zu schließen.
Für einen Durchbruch hält die Fachreferentin den Plan von Nestlé, bis 2025 eine komplett rückverfolgbare Lieferkette aufzubauen. Diese sei zudem eine Voraussetzung dafür, dass Zusatzprämien direkt an die Farmer gezahlt werden könnten.
In den Planungen des Konzerns sieht Bahn allerdings auch ein strukturelles Problem: „Am Weltmarkt besteht schon jetzt ein Überangebot an Kakao, was zu niedrigen Kakaopreisen führt.“ Wenn die Farmer im Zuge des Programms ihre Erträge verdoppelten, führe das zu einem weiteren Preisverfall – und von den geplanten Zusatzprämien bliebe nichts übrig.