Hamburg > Um Chancen und Risiken von CSR-Stiftungen ging es am Dienstag beim „Round Table CSR“ von Laurich & Kollegen in der Hamburger Handelskammer. „Mit einer CSR-Stiftung profitieren Unternehmen von der allgemein hohen Reputation des Stiftungswesens. Gerade die bedeutenden, von Unternehmen gegründeten Stiftungen schaffen positive Assoziationen“, betonte Dr. Wolf Schmidt, Inhaber von PhilPolisConsult und langjähriger Vorstand der Körber-Stiftung, in seinem Impulsreferat auf der Veranstaltung mit dem Titel „CSR-Stiftungen als Instrument strategischer Unternehmensführung“. „Eine CSR-Stiftung sorgt strategisch für die Absicherung positiver Bedingungen künftiger Unternehmenserfolge und trägt dazu bei, gesellschaftliche Chancen und Risiken zu managen, die für die eigene Geschäftstätigkeit wichtig sind“, so Schmidt weiter. CSR-Stiftungen erforderten kaum zusätzlichen materiellen Aufwand gegenüber einer unternehmensinternen CSR, eröffneten aber größeren Handlungsspielraum, so Schmidt. Mehr als 20 Nachhaltigkeits- und Kommunikationsexperten waren der Einladung der Hamburger Kommunikationsberatung Laurich & Kollegen in das Hanse Zimmer am Adolphsplatz gefolgt. CSR NEWS sprach mit Dr. Frank Laurich über die strategische Bedeutung unternehmensnaher Stiftungen:
CSR NEWS: Welchen Benefit haben Unternehmen, die ihr gesellschaftliches Engagement in einer Stiftung bündeln?
Dr. Frank Laurich: Unternehmen profitieren bei der Gründung einer CSR-Stiftung von der positiven Reputation des Stiftungswesens im Allgemeinen. Stiftungen sind in unserem Sprachraum solide, nachhaltig und haben eine sehr „bodenständige“ Ausstrahlung. Diese positive Assoziation von Stiftungen mit der Bekanntheit einer Unternehmensmarke verbinden – das hilft dem CSR-Engagement zum einen und dem Unternehmen zum anderen.
Die Gründung einer CSR-Stiftung kann daneben einen wohltuenden Effekt auf die strategische Ausrichtung der CSR haben. Denn über diesen zusätzlichen Akteur kann das Unternehmen sich besser fokussieren und einzelne Leuchtturmaktivitäten öffentlichkeitswirksamer darstellen.
CSR NEWS: Wie „nah“ sollten Unternehmensstiftungen an den Unternehmen sein? Ein Büro? Ein Mitarbeiterstamm? Identische Vorstände auf beiden Seiten? Oder ist mehr Abstand und Selbständigkeit einer solchen Stiftung zu empfehlen?
Laurich: Eine gute Unternehmensstiftung zeichnet sich durch ein austariertes Nebeneinander von „Nähe“ und „Distanz“ zum Unternehmen aus. Unter „Nähe“ verstehe ich vor allem ideelle Berührungspunkte zum Unternehmen und Verbundenheit zum Standort bzw. zur Region des Unternehmens. „Distanz“ ist da angebracht, wo die Versuchung besteht, zentrale Unternehmensverantwortungen in die Stiftung zu übertragen.
Personell kann eine Identität handelnder Führungskräfte sinnvoll sein. Sie bindet und spart letztlich auch. So kann die Kommunikation als Querschnittsabteilung z.B. sowohl das Unternehmen als auch die firmennahe Stiftung verantworten.
CSR NEWS: Es gibt bei den Unternehmensstiftungen kapitalintensive, die ihr Engagement aus den Zinsen finanzieren, und kapitalschwache, die aus regelmäßigen Zuwendungen des Unternehmens leben. Welche diese Formen bevorzugen Sie?
Laurich: Das kann man so nicht beantworten. Beides kann sinnvoll sein. Der Erfolg einer unternehmensnahen Stiftung ist nicht eine Frage des Stiftungskapitals. Wenn es das Unternehmen auf einen Schlag nicht hergibt, ist eine bewusst unregelmäßige Förderung in Anlehnung an den Unternehmenserfolg genauso vermittelbar. Die Ernsthaftigkeit muss nur spürbar sein. Ein Mindestkapital im niedrigen sechsstelligen Bereich würde ich als notwendig ansehen, um überhaupt handlungsfähig zu sein.
CSR NEWS: Ist für Unternehmen die Kooperation mit bestehenden Stiftungen eine Alternative zur Gründung eigener Stiftungen?
Laurich: Besser ist natürlich immer, sich eine eigene Stiftungsidentität zu schaffen. Für kleinere und mittlere Unternehmen mit geringer öffentlicher Sichtbarkeit kann es aber durchaus Sinn machen, mit einer potenten Stiftung in einem spezifischen Themenfeld zu kooperieren.
Zu den Zielen und Werten eines Unternehmens passende Partner – seien dies Stiftungen, Projekte, Kampagnen oder Nichtregierungsorganisation – gibt es etliche. Man sollte dann nur sehr klar die wechselseitigen Erwartungen vereinbaren.
CSR NEWS: Vielen Dank!
Foto: Dr. Frank Laurich (Laurich und Kollegen)