Frankfurt > Bei den Auslandsinvestitionen von Großunternehmen klafft zwischen den CSR-Programmen und –Richtlinien und der Wirklichkeit in den Entwicklungs- und Schwellenländern eine große Lücke. Bei 36% der Bergbauunternehmen und 21% der Öl- und Gasunternehmen sind Menschenrechtsverstöße nachweisbar. Arbeitsrechtsverstöße wurden bei 62,5% der Unternehmen aus der Unterhaltungselektronikbranche, bei 53% der Unternehmen der Computerbranche und 40% der Mobiltelefonhersteller festgestellt. Das weist eine von oekom research erstellte und gemeinsam mit PriceWaterhouseCoopers herausgegebene Bestandsaufnahme unter 825 Grußunternehmen aus 38 Staaten und rund 40 Branchen aus. Trotz teilweise guter strategischer Ziele und fundierter Unternehmenspolitiken weisen die Global Player teils große Mängel in der Umsetzung ihrer unternehmenseigenen Standards auf.
Die Studie „Corporate Responsibility bei Auslandsinvestitionen“ beschreibt den wachsenden Trend zu Auslandsdirektinvestitionen in Entwicklungs- und Schwellenländer. Im Jahr 2007 erreichten die deutschen Auslandsdirektinvestitionen mit 124 Milliarden Euro ihren vorläufigen Höhepunkt. 12% dieser Investitionen waren im Jahr zuvor in Entwicklungs- und Schwellenländer geflossen. So schufen deutsche Unternehmen dort allein in den Jahren zwischen 2003 und 2006 rund 500.000 Arbeitsplätze.
Gleichzeitig wächst der Einfluss nachhaltigkeitsorientierter Investoren: Im Jahr 2007 erreichte das unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien verwaltete Vermögen in Europa ein Gesamtvolumen von 2,7 Billionen Euro und einen Anteil von 17,6%. Allein dem im Jahr 2000 gegründeten Carbon Disclosure Project (CDP) gehörten im Februar 2008 bereits 385 institutionelle Investoren mit einem Volumen von 57 Billionen US-Dollar an. Banken, die den Equator Principles beigetreten sind, bedienen 80% des weltweiten Marktes für Projektfinanzierungen. Die Investorenerwartungen und das öffentliche Interesse fördern positive Entwicklungen wie die Extractive Industries Transparency Initiative (EITI):
Zu EITI gehören insbesondere die Unternehmen des Öl- und Gassektors und der Bergbaubranche. In Bezug auf die Transparenz ihrer Zahlungen an Regierungen weisen sie so die besten Werte aus.
Voraussetzung einer fundierten Corporate-Responsibility-Strategie für Auslandssituationen ist die vollständige Analyse der sozialen und umweltbezogenen Situation in den Zielländern. Zugleich raten die Berichterstatter den Unternehmen, dort alle relevanten Gruppen in den Prozess einzubinden: lokale Medien, Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen, wissenschaftliche Institutionen, Politik und Verwaltung. „In einem ersten Schritt mag es für Unternehmen ausreichend sein, geltende rechtliche Bestimmungen im Rahmen ihres Auslandsengagements nur zu erfüllen. Doch die Übertragung von Umweltauflagen beispielsweise ist nicht nur limitierender Faktor, sondern schafft Vertrauen bei der Bevölkerung vor Ort und Anreize zur Entwicklung Klima- und ressourcenschonender Produkte und Dienstleistungen. Schwellenländer sollten als Zukunftsmärkte angesehen werden“, so Stefan Calvi, verantwortlicher Partner im Bereich Sustainable Business Solutions bei PwC.
Die Studie zum Download im Internet:
www.pwc.de/de/sustainability
Foto: Kinderarbeit in Asien (fotolia)