Berlin (csr-news) – Mit dem Green Talents-Wettbewerb bringt die Bundesregierung seit 2009 junge Nachhaltigkeitsforscher aus aller Welt zusammen. Forschung sei ein Kernelement der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie, sagte der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Michael Meister, auf der Preisverleihung am 26. Oktober, die erstmals digital stattfand. „Aber nationale Forschung reicht nicht aus“, so Meister weiter. „Es braucht starke internationale Netzwerke.“
Unter etwa 500 Bewerbungen ermittelte eine Jury die 25 Preisträger und Preisträgerinnen des diesjährigen Wettbewerbs. Die Ausgezeichneten beschäftigen sich mit Themen, die von Klimawandel bis zu Energiesystemen reichen. Erstmals gehören Forschende aus Benin, Japan und Malawi dazu. „Ich bin froh, dass Sie Deutschland und die deutsche Forschungslandschaft kennenlernen, wenn sie zu ihrem Forschungsaufenthalt nach hier kommen“, so Meister, der hofft, dass dieser Besuch bald möglich sein wird.
Bildung mit Impact
Zu den Ausgezeichneten gehört Sadaf Taimur, die an der Universität Tokio in den Nachhaltigkeitswissenschaften promoviert. Die junge Wissenschaftlerin stammt aus Pakistan und hat dort zunächst Umweltchemie studiert, in Unternehmen sowie in einer NGO gearbeitet und ein Startup gegründet, bevor sie für ihre weitere akademische Ausbildung nach Japan kam. Dort forscht sie nun dazu, wie Hochschulbildung transformativ gestaltet werden kann.
„Wir erzeugen viele Lösungen, aber integrieren diese nicht in die Gesellschaft“, sagt Taimur. Hochschulbildung ziele auf die Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten, weniger aber auf ein verändertes Handeln. „Wir brauchen Menschen, deren Handeln in der Praxis einen Unterschied macht“, so die Wissenschaftlerin.
Ein transformativer Bildungsansatz setzt auf Lernumgebungen, die Dialoge, Diskurse und Reflexion fördern. In solchen Settings sei der Lehrende nicht „Boss“ oder „Allwissender“, sondern Moderator von Wissen; Hierarchien werden abgebaut. Elemente solcher Lernumgebungen sind z.B. Mindmapping-Tools, mit denen Studierende ihre unterschiedlichen Sichtweisen austauschen und aufeinander zu hören lernen. Zugleich reichen die Aktivitäten der Studierenden über den Seminarraum hinaus in die Gesellschaft hinein. „Erfahrungen in der wirklichen Welt fördern kritisches Denken“, sagt Taimur. Deshalb sollten Studierende die Chance erhalten, ihre Lernergebnisse außerhalb des Unterrichtsgeschehens umzusetzen.
Transformative Bildung für Unternehmen
Von ihren Forschungsergebnissen können auch Unternehmen im Blick auf die Fortbildung ihrer Mitarbeiter profitieren. „Unternehmen investieren viel Geld in Kompetenzbildung und Wissensvermittlung“, sagt Taimur. „Aber die Vermittlung von Wissen ist nicht identisch mit der Veränderung von Verhalten.“ Methoden der transformativen Bildung könnten dazu beitragen, dass sich Investitionen in Human Resources am Ende tatsächlich auszahlen.
Die Forschungen von Sadaf Taimur erstrecken sich nicht nur auf Japan, sondern beziehen Schweden, Kanada und Deutschland ein. Ausgangslagen in Japan und Deutschland seien verschieden, deshalb müssten Bildungsinhalte jeweils kontextualisiert werden. „Es gibt Unterschiede, aber es gibt mehr Gemeinsamkeiten“, so Taimur. So sei Katastrophenvorbeugung ein zentrales Nachhaltigkeitsthema in Japan, in Deutschland aber kaum präsent. Die Frage nach dem Umgang mit einer alternden Bevölkerung aber verbinde beide Länder.
Für eine nachhaltigere gesellschaftliche Zukunft stelle die Bildung ein zentrales Handlungsfeld dar, sagt Taimur: „Bildung gehört zum Kern der Nachhaltigkeitsagenda.“