München (csr-magazin) – Khala ist ein Startup im Modesegment und spricht eine junge Zielgruppe mit Produkten aus Malawi an. Melanie Rödel, die Gründerin des Labels, ist Diplom-Psychologin und Betriebswirtin. Mit ihr sprach Achim Halfmann über die Herausforderungen einer nachhaltigen Unternehmensgründung in Afrika und die Kommunikation via Instagram.
Frau Rödel, wie kommt eine Psychologin dazu, ein Fashion-Label zu gründen?
Melanie Röder: Als Studentin habe ich gemeinsam mit anderen eine NGO gegründet, die Fundraising für Wasserprojekte in Malawi durchführte. Unsere Projektreise 2015 inspirierte mich, ein soziales Unternehmen in Malawi zu gründen. Ich wollte überdauernde Strukturen schaffen, die nachhaltig etwas verändern können. Der Markt in Malawi ist begrenzt, europäische Unternehmen zeigen wenig Interesse an dem kleinen Land, in dem es an Rohstoffen, Fachkräften und einer gut funktionierenden Infrastruktur fehlt.
Ich habe ein Jahr lang überlegt, wie man den europäischen Markt für Produkte aus Malawi öffnen kann. Daraus entstand Khala, für das wir Anfang 2017 eine Crowdfunding-Kampagne starteten. Ende 2017 haben wir dann die Produktion aufgenommen, mit der wir Menschen in Malawi faire Arbeitsbedingungen und ein existenzsicherndes Einkommen bieten möchten.
Unsere Produkte – etwa Wendejacken, T-Shirts, Röcke und Hosen – haben wir zuerst online vertrieben. Inzwischen gibt es einen ersten Laden in München und ein weiteres Geschäft wird im April in Landsberg unsere Produkte aufnehmen.
Die soziale Nachhaltigkeit steht also oben auf Ihrer unternehmerischen Prioritätenliste.
In Malawi haben wir eine Limited angemeldet, die aktuell acht Menschen beschäftigt. Unsere Mitarbeiter sind rentenversichert und erhalten Krankengeld, wir zahlen für die Bildung der Kinder und stellen Fahrräder zur Verfügung. Das Unternehmen vor Ort wird von meiner Kollegin Sarah Roos geleitet, die in der malawischen Hauptstadt Lilongwe lebt. In Malawi sind Arbeitsplätze Mangelware, weshalb wir solche schaffen wollen. Inzwischen hat sich ein festes Team gebildet, wir produzieren stabil.
Wo steht Ihr Unternehmen in Sachen ökologische Nachhaltigkeit?
Es ist nicht einfach, Mode zu 100% nachhaltig zu produzieren. Wir verwenden nachhaltig produzierte Stoffe, die wir in Südafrika einkaufen. Unsere größte Herausforderung in puncto Nachhaltigkeit ist der typisch ostafrikanische Chitenje-Stoff, für den wir bisher keine nachhaltig zertifizierte Bezugsquelle finden konnten. Der Aufbau eines nachhaltigen Unternehmens in Malawi braucht einen langen Atem.
In unserer Produktion gibt es nahezu keine Offcuts, also Stoffreste, die weggeschmissen werden. Die Reste verarbeiten wir zu Haarbändern, Herrenfliegen oder Jutebeuteln.
Zur Nachhaltigkeit zählt für uns auch, dass wir zeitlose Mode auf den Markt bringen: Wir bieten qualitativ hochwertige und lange haltbare Produkte. Unsere Wendejacken sind so gestaltet, dass sie das ganze Jahr über getragen werden können. Langfristig wollen wir unseren Kunden anbieten, ihre Kleidungsstücke bei uns reparieren lassen zu können.
Khala will eine junge Zielgruppe ansprechen und nutzt dazu Instagram. Ihre Beiträge erscheinen in englischer Sprache, Ihre Kunden leben in Deutschland. Warum?
Wir sind ein internationales Unternehmen und haben uns Transparenz auf die Fahnen geschrieben: Deutsche Postings würden unsere Kollegen in Malawi nicht lesen können. Unsere Mitarbeiter sollen jederzeit über alles informiert sein, das im Unternehmen passiert. Und langfristig streben wir den Zugang zu internationalen Märkten an.
Was platzieren Sie auf Instagram?
Unsere Themenauswahl hängt von dem ab, was gerade im Unternehmen passiert. Da wir noch jung sind, und ein kleines Team sind, macht jeder alles. Momentan bin ich verantwortlich für Instagram. Mit der Zeit bekommt man ein Gespür dafür, was auf Instagram funktioniert. Ich nutze „Later“, eine Plattform, mit der ich Beiträge vorbereiten und zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlichen kann. Wir wollen Geschichten erzählen und unsere Kunden mit auf die Reise der Produktion ihrer Kleidung nehmen. Das sind Hintergrundberichte zu Khala und unserer Vision oder Infos über fairen Handel und unsere Kleidungsstücke. Die Fotos zeigen häufig unser Studio und unsere Kollegen in Malawi, da sie das Herz von Khala sind.
Perspektivisch wollen wir unseren Instagram-Auftritt interaktiver gestalten und stärker mit unseren Followern in den Dialog gehen.
Vielen Dank für das Gespräch!
>> Das Interview ist Teil der Reportagen zum 34. CSR MAGAZIN “Nachhaltig – im digitalen Dialog”.