Von Rudolf X. Ruter
Diese transparente und verantwortungsvolle und Führung gewinnt zunehmend einen immer höheren gesellschaftlichen Stellenwert. Die gesellschaftliche Aufgabe von Unternehmen, Wertschöpfungs-prozessen im Sinne eines individuellen und gemeinsam verantwortlichen Handelns zu organisieren, wird tagtäglich von vielen Stakeholdern – insbesondere der Öffentlichkeit – kritisch hinterfragt und aktiv eingefordert. Gewinn ist nicht alles.
Wer ist Garant eines nachhaltigen Erfolgsmanagements?
Neben dem Gesellschafter ist der Aufsichtsrat der oberste Garant für nachhaltiges Erfolgsmanagement. Der Aufsichtsrat muss durch ein aktives (Nach-) Fragen sicherstellen, dass er die wesentlichen moralisch-ethischen Leitplanken und Werte-Vorstellungen des Unternehmens kennt und akzeptiert. So kann er ‚in Augenhöhe’ mit den Führungskräften und den Aktionären / Eigentümern / Gesellschaftern die wesentlichen Entscheidungen und deren Auswirkungen diskutieren, nachvollziehen, selbstständig beurteilen, mitentscheiden und mitverantworten. Somit kann er sich als Sparringspartner des Vorstands intensiv mit der Geschäftsstrategie und der Nachhaltigkeit des Unternehmens auseinandersetzen.
Der Aufsichtsrat macht sich Nachhaltigkeit zu seiner eigenen, persönlichen Angelegenheit und findet u. a. die Antworten auf folgende Fragen:
- Wie sind unsere Sinn- und Werte-Orientierung und unser Unternehmens-leitbild im täglichen Agieren integriert?
- Enthält unsere Corporate Governance eine Nachhaltigkeitsorientierung?
- Wie lautet unser unternehmerisches Verständnis der Nachhaltigkeit?
- Wie sieht unser unternehmerisches Nachhaltigkeitsmanagement aus?
- Wie lauten unsere konkreten Nachhaltigkeitsziele im Unternehmen?
- Ist Nachhaltigkeit der wesentliche Bestandteil unserer Strategie?
- Sind kurzfristige und strategische Produkt- und Marktziele abgestimmt?
- Wie lautet unser unternehmerisches Reputations- und Risikomanagement?
- Wofür fühlen wir uns verantwortlich und verpflichtet?
Die Kernfrage lautet: Ist unser Unternehmen glaubwürdig? Ist unsere Nachhaltigkeitsberichtserstattung glaubwürdig oder nur ‚Greenwashing’? Wo werden z.B. Chancengleichheit, Diversity Management, Identifizierung von relevanten Anspruchsgruppen, Klima- und demografischer Wandel, Product Carbon Footprint, Wasser, Energieeffizienz, Ressourceneinsparung in unserem Unternehmen dokumentiert und kommuniziert?
Der ehrbare Aufsichtsrat setzt die Leitplanken und ist Vorbild
Transparente, verantwortungsvolle und nachhaltige Unternehmensführung beinhaltet nicht nur rechtliche und performance- und effizienzorientierte, sondern im Wesentlichen auch moralisch-ethische Aspekte. Eine transparente Sinn- und Werte-Orientierung des Unternehmens gelebt durch die Führungswerte aller Entscheidungs-träger ist gefordert. Im Unternehmen müssen Werte von allen sichtbar und verlässlich gelehrt und (vor-) gelebt werden.
Transparenz und Abstimmung der gewünschten Sinn- und Werte-Orientierung des Unternehmens und der gelebten Werte aller Führungskräfte, ist die oberste Aufgabe eines Aufsichtsrats. Er muss dies durch das „Setzen und Einhalten von moralisch-ethischen Leitplanken“ im unternehmerischen Alltag sicherstellen. Er achtet darauf, dass ein funktionsfähiges Reputations- und Ethikmanagement im Unternehmen zum Wohle des Unternehmens existiert.
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Gedankensplitter aus meinem Buch: Tugenden eines ehrbaren Aufsichtsrats. Leitlinien für nachhaltiges Erfolgsmanagement. Von Rudolf X. Ruter, 2015, ca. 160 Seiten, fester Einband, ISBN 978-3-503-16562-9, Erich Schmidt Verlag – Edition Governance