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Lohnt sich Nachhaltigkeit?

Unternehmen mit Consumer-Fokus profitieren von nachhaltigen Geschäftsmodellen. Im B2B-Bereich lässt sich noch kein eindeutiger Vorteil feststellen.

Stuttgart (csr-news) > Um die Frage zu beantworten: Lohnt sich Nachhaltigkeit für Unternehmen, hat die Landesbank Baden-Württemberg die Finanzergebnisse von rund 3.000 Unternehmen aus 60 Ländern verglichen. Dabei zeigte sich ein eher uneinheitliches Bild. Unternehmen im Konsum- und Handelssektor können am ehesten mit höheren Margen rechnen.

Verglichen wurden die jeweils 25 Prozent nachhaltigsten mit den 25 Prozent am wenigsten nachhaltig arbeitenden Unternehmen in verschiedenen Branchen. Zur Bewertung der Nachhaltigkeit stützten sich die Analysten auf die Bewertungen der Ratingagentur oekom. „Für Unternehmen lohnt sich Nachhaltigkeit vor allen Dingen dann, wenn entweder der Absatz gesteigert werden kann, oder höhere Preise für nachhaltige Produkte am Markt durchsetzbar sind“, so die Autoren der Untersuchung. Für internationale Vergleichbarkeit wurde die EBIT-Marge herangezogen, weil diese die operative Ertragskraft eines Unternehmens widerspiegelt, unterschiedliche Steuer- und Zinsbelastungen aber nicht mit einfließen.

Handel profitiert

Die deutlichsten Unterschiede zwischen nachhaltiger und konventioneller Geschäftsstrategie haben die Analysten bei den Lebensmittel- und Getränkeherstellern feststellen können. Nachhaltige Unternehmen konnten demnach im Geschäftsjahr 2016 eine um vier Prozentpunkte höhere Marge erzielen als ihre konventionellen Mitbewerber. In den Jahren zuvor lag der Vorsprung in der Spitze sogar bei sechs Prozentpunkten. Zwar räumen die Analysten ein, dass noch weitere Faktoren die EBIT-Marge beeinflussen, aber die Unternehmen dieser Branche können ihr Nachhaltigkeitsengagement über die Preise an die Kunden weitergeben und diese nehmen auch höhere Preise in Kauf. Konzerne die davon profitieren sind unter anderem Danone, Kellogg oder Mondelez.

Dieser Margenvorteil zeigt sich im gesamten Konsum- und Handelssektor, wenn auch etwas geringer ausgeprägt. Rückblickend auf die vergangenen fünf Jahre konnten nachhaltige Unternehmen in diesen Branchen mit konstant etwa zwei Prozent höheren Margen rechnen. Unternehmen wie Beiersdorf, Henkel und adidas konnten hier besonders profitieren.

Keine Unterschiede im Maschinenbau

Beim Blick auf B2B-Branchen zeigt sich allerdings ein etwas anderes Bild. Beispielsweise konnte bei Maschinenbauern für die vergangenen zehn Jahre kein signifikanter Unterschied festgestellt werden. Egal ob mit nachhaltigem Geschäftsmodell oder nicht, unterm Strich erreichen die Unternehmen in etwa die gleiche EBITA-Marge. Ähnlich sehen die Auswertungsergebnisse für Automobilzulieferer, Chemie-, Pharma- oder Bauunternehmen aus. Allerdings, so die Autoren, sind dafür vor allem weitere Faktoren ausschlaggebend, die deutlichen Einfluss auf die Marge haben. So seien die Qualität der Produkte, Verhandlungsmacht oder auch langjährige Geschäftsbeziehungen wichtige, beeinflussende Faktoren. Doch sei damit zu rechnen, dass sich auch in B2B-Branchen die Margenunterschiede in den kommenden Jahren zeigen werden, vermuten die Analysten. Beispielhaft nennen sie BMW, die bereits bei mehr als 5.600 Zulieferern Nachhaltigkeitskriterien abfragt. Wer den vorgegebenen Anforderungen nicht gerecht werden konnte, musste einen korrigierenden Maßnahmenplan vorlegen. „Gewinnt diese Entwicklung weiter an Bedeutung, so liegt die Vermutung nahe, dass weniger nachhaltige Zulieferer zukünftig bei Auftragsausschreibungen seltener zum Zuge kommen könnten“, so die Autoren.

Umgekehrtes Bild bei Energieversorgern

Ein gänzlich anderes Bild zeigt sich bei Unternehmen der Energie- und Versorgungswirtschaft. Nachhaltigkeit scheint hier auf den ersten Blick von Nachteil zu sein. Beispielhaft werden die Unternehmen RWE, EnBW und E.ON genannt, die als Branchenbeste von oekom geratet werden – nicht jedoch als besonders nachhaltige Unternehmen – und in den vergangenen zehn Jahren deutlich niedrigere Margen erzielten, als ihre Mitbewerber mit schlechtem Nachhaltigkeitsrating. Die Gründe seien in dieser Branche allerdings vielschichtig, räumen die Analysten ein. Zu den nachhaltigsten Energieunternehmen zählt unter anderem das dänische Unternehmen Oersted. Als Marktführer im Bereich Offshore-Energie setzt das Unternehmen auf grüne Energie. Nach einigen Jahren mit niedrigen Margen, stieg diese jedoch im Geschäftsjahr 2016 deutlich an. Fazit der Autoren: „Dies könnte ein Fingerzeig für die gesamte Branche in den kommenden Jahren sein.“


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