Wien (csr-news) > Am 7.11.2017 von 09.00-16:30 Uhr findet zum ersten Mal das innovative Planspiel “Klimaverhandlungs-Experiment” (World Energy Negotiation Game) an der FH des BFI Wien statt. Strategie besteht nicht nur aus dem Vereinbaren von Zielen sondern insbesondere aus dem Entwickeln von Maßnahmen und Handlungen, um diese Ziele auch wirklich zu erreichen. Francisco Varela, Autor von „Der Baum der Erkenntnis“, brachte es auf den Punkt als er in einem Interview sagte: „It is the know-how that counts, not the know-what. When you get to this point, the know-what is only used to get started, but it is the know-how that counts and that is going to be transformative.” Nirgendwo wird dies derzeit deutlicher als im Bereich Klima- und Energiestrategie. Das Pariser Übereinkommen legt zwar Ziele fest, aber durch welche Maßnahmen und Handlungen diese Ziele erreicht werden können, darüber herrscht Unklarheit. Nicht erst seit dem Ausstieg der USA.
So wichtig strategisches Systemdenken ist, so ist es doch nur die eine Seite der Medaille. Denn das Entwickeln von Maßnahmen und Handlungen, um strategische Ziele zu erreichen, bedarf des offenen und konstruktiven Gesprächs. An der Management School des MIT wurde deshalb das “World Energy Negotiation Game” entwickelt – https://mitsloan.mit.edu/LearningEdge/simulations/worldenergy/Pages/default.aspx.
Hierbei handelt es sich um ein experimentelles Rollenspiel, das es den Teilnehmenden ermöglicht, unterschiedliche Politiken und Investitionen auszuprobieren, um das in Paris gesetzte ‚unter 2 ° Ziel‘ zur Verhinderung des weiteren Anstiegs der Erderwärmung, zu erreichen. Fast einen Tag lang versetzen sich TeilnehmerInnen dabei in die Rollen der involvierten VerantwortungsträgerInnen und können Policy-Lösungen, die zu einem stabileren Klima führen sollen, durchspielen. Dabei können deren Möglichkeiten und Handlungsspielräume erprobt werden, um zu erfahren wie groß die jeweiligen Kompromisse der einzelnen Gruppierungen sein müssten, um eine positive Dynamik in Gang zu setzen die eine Erreichung der Klimaziele ermöglicht. Ziel ist es, Interessierten und EntscheiderInnen von heute und morgen kollektives Lernen und Selbsterfahrung zu vermitteln, sowie konstruktiven Umgang mit fundamentalen Interessenskonflikten ebenso wie wirksame Gestaltungsmöglichkeiten der Zukunft aufzuzeigen.
Über das Planspiel
Um das “World Energy Negotiation Game” durchzuführen, werden die TeilnehmerInnen in Teams unterteilt, die unterschiedliche Energie- und Wirtschaftssektoren, ebenso wie internationale Organisationen, Staaten, NGOs und andere Involvierte repräsentieren. Diese Gruppierungen verhandeln miteinander, um ein globales Energieszenario zu schaffen, das zu einer sicheren, gerechten und sauberen Energiezukunft führen könnte. Jedes Team kontrolliert eine Handvoll Hebel, die mit ihrem Sektor zusammenhängen, wie z.B. CO2-Preise oder Steuern, Verbesserungen der Energieeffizienz oder das BIP. So hat etwa die Gruppe “Energieversorgung” die Kontrolle über Investitionen in erneuerbare, Gas-, Kern- und Kohleenergie. Die Gruppe “Staaten” hat die Möglichkeit zur Einführung von CO2 Steuern, die Bevölkerung kann über den Konsum das BIP beeinflussen. Die Gruppenvertreter verhandeln unter- und miteinander und präsentieren nach jeder Verhandlungsrunde ihre Pläne und Vorhaben. Diese Daten werden in Echtzeit von dem am MIT und Stanford entwickelten “En-ROADS-Simulator” kompiliert und analysiert, um ihre Auswirkungen auf das Klima zu bestimmen. Die Teilnehmenden bekommen innerhalb von wenigen Minuten die Auswirkungen ihrer Verhandlungsergebnisse auf das Klima präsentiert – Überraschungen garantiert!
Das experimentelle Rollenspiel wird von Karin Huber-Heim, wissenschaftliche Leiterin des 2-jährigen postgradualen Masterprogramms „Sustainability & Responsible Management“ an der FH des BFI Wien und Univ.-Prof. Christoph E. Mandl, Gründer und Leiter des Beratungs- und Forschungsunternehmens Mandl, Lüthi & Partner geleitet und moderiert.