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DAX-Aufsichtsräte zeigen sich selbstkritisch

Zunehmende Verantwortung und steigende Haftungsrisiken sind die wichtigsten Veränderungen für die Tätigkeit von Aufsichtsräten in börsennotierten Aktiengesellschaften.

Landshut (csr-news) > Die Tätigkeit von Aufsichtsräten börsennotierter Aktiengesellschaften steht seit Jahren immer wieder in der Kritik. Medienberichte über Nachfolgeregelungen, Frauenquote, Vergütung, Aufsichts- und Kontrollfunktion haben zu Forderungen nach einer weiteren Professionalisierung der Aufsichts-, Kontroll- und Beratungsfunktion von Aufsichtsräten sowie Maßnahmen zur Sicherung der Qualität von Aufsichtsräten geführt. Nicht zuletzt durch die CSR-Richtlinie wurden zudem ihre Aufgaben nochmal erweitert.

Die Hochschule Landshut hat für ihre Aufsichtsratsstudie 2017 ca. 1.600 Aufsichtsräte, Vorstände und Meinungsbildner um ihr Urteil gebeten. Demnach sind sich rund 95 Prozent der Aufsichtsräte und Vorstände in allen DAX-Unternehmen einig, das zunehmende Verantwortung und steigende Haftungsrisiken die Tätigkeit von Aufsichtsräten am stärksten verändern. Die Qualität der amtierenden Aufsichtsräte im eigenen und in anderen Unternehmen wird von über 80 Prozent der Aufsichtsräte (84%) und Vorstände (85%) als gut oder sehr gut beurteilt. Am höchsten sind die Zufriedenheitswerte bei fachlichen Kenntnissen und Fähigkeiten. Der größte Nachholbedarf besteht bei Selbstverständnis und Haltung der Aufsichtsräte. Weniger relevante Entwicklungen sind für die befragten Aufsichtsräte und Vorstände der Generationenwechsel in den Aufsichtsräten, der Eintritt neuer, junger Aufsichtsräte sowie der Wettbewerb zwischen Frauen und Männern.

Quelle: Hochschule Landshut

Frauenanteil sowie Unabhängigkeit und Konfliktbereitschaft werden kritisch gesehen

Am höchsten ist die Zufriedenheit mit Aufsichtsräten auf einer Skala von 0-3 bei der beruflichen Erfahrung (2,2), der Zusammenarbeit mit Vorstand bzw. CEO (2,1) sowie dem professionellen Netzwerk (2,1). Am geringsten ist sie beim Frauen-Anteil in Aufsichtsräten (1,2), der Unabhängigkeit und Konfliktbereitschaft (1,3), der Übernahme von Verantwortung (1,3) sowie der Bereitschaft, sich mit Problemen auseinanderzusetzen und kritische Fragen zu stellen (1,5).

„Damit bewegt sich das Urteil über die Aufsichtsräte überwiegend im schwach positiven Bereich“, so Studienleiter Michael Bürker, Professor für Marketing, Kommunikation und Marktforschung an der Hochschule Landshut. Die befragten Aufsichtsräte würden sich durchaus kritisch beurteilen. Überraschend sei, wie einig sich DAX-Aufsichtsräte und -Vorstände in den meisten Fragen sind.

Aufsichtsräte sollen mehr Haltung zeigen

„Bedenklich ist, dass gerade dort, wo die Ansprüche am höchsten sind, die Zufriedenheit am stärksten abweicht“, betont Bürker. Dies gelte insbesondere für die Unabhängigkeit und Konfliktbereitschaft der Aufsichtsräte (-1,4), deren Bereitschaft, sich mit Problemen auseinanderzusetzen und kritische Fragen zu stellen (-1,3) sowie Verantwortung nicht an externe Berater oder Wirtschaftsprüfer weiterzugegeben (-1,1). Am ehesten glauben Aufsichtsräte wie Vorstände, dass Weiterbildungsmaßnahmen die Qualität der Aufsichtsratsarbeit erhöhen können. Weniger optimistisch sind sie bei gesetzlichen Regelungen, einem höheren Frauenanteil oder einer besseren Honorierung.


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