Brüssel (csr-news) – Das Europäische Parlament hat den 14 Lobbyisten des Konzerns Amazon die Hausausweise und damit den dauerhaften Zugang zum Parlamentsgebäude entzogen. Zuvor war der Technologieriese der Einladung zu einer Anhörung im EU-Parlament nicht gefolgt. Nach Monsanto im Jahr 2017 sei dies erst das zweite Mal in der Geschichte des Europäischen Parlaments, dass einem Unternehmen die Hausausweise entzogen würden, berichtet die NGO LobbyControl.
Mehr als 30 zivilgesellschaftliche Organisationen und Gewerkschaften hatten die Entziehung der Ausweise in einem offenen Brief an EU-Parlamentspräsidentin Metsola gefordert. Der Aufruf folgt auf Amazons Fehlen bei einer Diskussion am 23. Januar im Ausschuss für Beschäftigung und soziale Fragen, in der es um die Arbeitsbedingungen in den Logistikzentren des Unternehmens ging. In der Vergangenheit hatte Amazon bereits ähnliche Einladungen des Parlaments ignoriert.
Max Bank von LobbyControl erklärte gegenüber der Presse: „Es ist respektlos, die Anhörung eines Parlaments nicht wahrzunehmen. Das muss Konsequenzen für Amazon haben. Ein Entzug der Hausausweise ist das richtige Signal. Wer die Fragen des Parlaments nicht beantworten will, sollte sich nicht an anderen Stellen Gehör verschaffen können.“
Wie eine Amazon-Sprecherin gegenüber CSR NEWS mitteilte, sei der Technologiekonzern „an einem konstruktiven Dialog über Herausforderungen der Logistikbranche“ interessiert und „weiterhin bereit, mit dem Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten zusammenzuarbeiten“. Zahlreiche Mitglieder des Europäischen Parlaments hätten bereits Amazon-Fulfillmentcenter in der EU besucht und der Konzern habe sein Angebot wiederholt, die Mitglieder des Ausschusses in naher Zukunft an einem seiner Standorte willkommen zu heißen.