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Hass im Netz gefährdet den öffentlichen Diskurs

Foto: Annie Spratt auf Unsplash

Studie belegt Rückzug der Betroffenen und fordert Verantwortung der Plattformen

Berlin (csr-news) – Das Internet ist der zentrale Ort für öffentliche Debatten, steht aber zunehmend unter Druck durch Beleidigungen und Drohungen. Diese sogenannte „Hate Speech“ führt dazu, dass sich viele aus Online-Diskursen zurückziehen und dieser so einseitiger werden. Das zeigt eine vom „Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz“ durchgeführte Studie. Deren Herausgeber fordern, Social-Media-Plattformen finanziell in die Verantwortung zu nehmen.

Vor allem Rechtsextreme nutzen soziale Netzwerke für Hassbotschaften und Desinformation, heißt es in der Studie. Diese Entwicklung sei besonders alarmierend im Hinblick auf die anstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament sowie die kommenden Landtags- und Kommunalwahlen in Deutschland. Einige Ergebnisse der Studie:

Hass im Netz kann alle treffen. Aber nicht alle gleich.“
Knapp die Hälfte der Menschen (49 %) hat bereits Online-Beleidigungen erlebt. Ein Viertel (25 %) berichtet von Drohungen mit körperlicher Gewalt, während 13 % sexualisierte Gewalt im Netz erfahren haben. Personen mit sichtbarem Migrationshintergrund, junge Frauen sowie Menschen mit homosexueller oder bisexueller Orientierung sind überdurchschnittlich oft betroffen. Besonders junge Frauen sind häufig Zielscheibe, wobei fast jede Zweite (42 %) ungewollt Nacktbilder erhielt.

Hass im Netz führt zum Rückzug aus demokratischen Diskursen.“
Über die Hälfte der Teilnehmenden gibt an, aufgrund von Angst ihre politische Meinung im Netz seltener zu äußern (57 %), weniger an Diskussionen teilzunehmen (55 %) und ihre Beiträge vorsichtiger zu formulieren (53 %). Eine große Mehrheit (82 %) befürchtet, dass Online-Hass die Meinungsvielfalt bedroht. Über drei Viertel (76 %) sind besorgt, dass sich die im Netz erlebte Aggressivität auf die reale Gewaltbereitschaft auswirkt. Fast alle Befragten (89 %) beobachten eine Zunahme von Hass im Internet in den letzten Jahren.

Plattformbetreiber finanziell in der Pflicht

Die Studienherausgeber fordern, soziale Netzwerke finanziell in die Pflicht zu nehmen. Ihre Geschäftsmodelle förderten Hass, Falschinformationen und Gewalt, was erhebliche Schäden für die Gesellschaft und die Demokratie bedeute. Diese Plattformen müssten effektiv gegen solche Schäden vorgehen; große Online-Plattformen sollten einen Teil ihres Profits nutzen, um die durch Hass und Hetze im Netz entstandenen gesellschaftlichen Kosten angemessen zu decken.

Zudem sollten Medienkompetenz und politische Bildung mit einer „nationalen Bildungsoffensive Medienkompetenz“ gefördert werden.

Für die Studie “Lauter Hass – leiser Rückzug” wurden im Oktober und November 2023 mehr als 3.000 Internetnutzer:innen in Deutschland ab 16 Jahren befragt.

Die Studienergebnisse im Internet: https://kompetenznetzwerk-hass-im-netz.de/lauter-hass-leiser-rueckzug/

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