Berlin (csr-news) – Das „Bündnis für nachhaltige Textilien“ wurde 2014 als eine Reaktion auf die Rana-Plaza-Katastrophe gegründet. Der damalige Bundesentwicklungsminister Gerd Müller wollte möglichst viele Textilunternehmen an den Tisch bekommen und mit ihnen die Nachhaltigkeit in der textilen Wertschöpfungskette verbessern. Wie ist das gelungen? CSR NEWS fragte Linda Schraml, die das Bündnissekretariat leitet. Aufgrund von Terminkonflikten stellte Achim Halfmann die Fragen schriftlich.
CSR NEWS: Wie kann es gelingen, dass eine Initiative wie das „Bündnis für nachhaltige Textilien“ tatsächlich zu einem Impulsgeber für die Transformation der Branche wird?
Linda Schraml: Das Textilbündnis ist seit seiner Gründung ein Impulsgeber für Transformation. Und zwar einer Transformation, in der Vorreiter voranschreiten können und gleichzeitig die gesamte Branche in ihrer Breite mitgenommen wird. Seine Stärke ist seine Verfasstheit als Multi-Stakeholder-Initiative und der Fokus auf den risikobasierten Ansatz. Wenn systemischen Herausforderungen begegnet werden soll, dann ist es wichtig, dass Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft zusammenarbeiten. Gleichzeitig gelingt eine Transformation nur, wenn auch jedes Unternehmen seine individuelle unternehmerische Sorgfaltspflicht ernst nimmt. D.h. dass die Verantwortung jedes einzelnen Unternehmens für die Umsetzung von Menschenrechten und Umweltschutz in seiner spezifischen Lieferkette mit den jeweils dort vorherrschen Risiken im Mittelpunkt steht. Die Entwicklung gibt dem Textilbündnis Recht – nicht nur in Deutschland, wo seit diesem Jahr das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz gilt. Auch EU-weit ist die Erkenntnis gewachsen, dass der Fokus auf die Risiken in der Lieferkette wesentlich ist, um Veränderungen herbeizuführen. Diese Erkenntnis wird nun mit Gesetzesinitiativen untermauert.
Wenn Sie auf 10 Jahre Textilbündnis zurückschauen: Was haben Sie erreicht?
Die wichtigste Errungenschaft ist wohl, dass das Textilbündnis die Bedeutung des Sorgfaltspflichten-Ansatzes in den Mittelpunkt gestellt und die unternehmerische Umsetzung gefördert hat. Die Textilbranche ist sicher eine der Branchen in Deutschland, die am besten auf das Lieferkettengesetz vorbereitet ist. Mit dem Sorgfaltspflichtenansatz hat das Textilbündnis das Modell der geteilten Verantwortung gefördert und damit das Verständnis, dass es eben nicht reicht, Anforderungen an Lieferanten weiterzureichen – Hersteller und Brands müssen aktiv selbst Verantwortung übernehmen.
70 Unternehmen arbeiten aktuell risikobasiert an ihren Sorgfaltspflichten, 61 Unternehmen haben ihre Lieferkettendaten aggregiert offengelegt und in diesem Rahmen Daten zu 8755 Produktionsstätten zugeliefert. Um gemeinsam Veränderungen und Wirkungen vor Ort in den Fokusthemen zu erreichen werden allein in diesem Jahr 10 konkrete, neue Projekte starten.
Die Mehrheit der deutschen Textilunternehmen gehört dem Bündnis nicht an. Warum kommen nicht mehr Unternehmen an Bord?
Nicht jedes Unternehmen ist bereit und in der Lage, in der Vorreiter-Liga mitzuspielen. Entscheidend ist, dass sich am Ende alle Unternehmen werden bewegen müssen – freiwillig oder durch gesetzliche Anforderungen. Im Bündnis können Unternehmen die Entwicklung mitgestalten und sind gut vorbereitet. Die zahlreichen Austauschformate und Unterstützungsangebote helfen dabei, die richtigen Weichen zu stellen.
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