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„AI for Good“ greift zu kurz

Matthias Spielkamp, Geschäftsführer von AlgorithmWatch, am 7.9.23 in Berlin (Foto: Achim Halfmann / CSR NEWS)

AlgorithmWatch-Geschäftsführer Matthias Spielkamp stellt soziale Nachhaltigkeit in den Fokus

Berlin (csr-news) – Das von großen Industriekonzernen gesetzte Fraiming „AI for good“ greife zu kurz, sagte Matthias Spielkamp, Mitgründer und Geschäftsführer von AlgorithmWatch, auf der gestrigen Community Convention des Bundesumweltministeriums in Berlin. Spielkamp forderte eine stärke nachhaltigkeits-fokussierte politische Rahmensetzung für die Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI, englisch AI). Mit Blick auf die großen Digitalkonzerne warnte der NGO-Experte: „Wir haben es mit einer Dominanz von Unternehmen zu tun, die politisch immer schwieriger zu regulieren ist.“

In seinem Beitrag zeigte Spielkamp am Beispiel der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen Chancen und Risiken der KI-Entwicklung. Im Blick auf Geschlechtergerechtigkeit und weniger Ungleichheit verwies er auf die „intersektionale Diskriminierung“, also auf Vorurteile im Blick auf Rasse und Geschlecht, die sich in KI-generierten Texten und Bildern finden. Solche Vorurteile aus KI herauszubekommen sei „eine Herkulesaufgabe und die haben wir auch noch nicht bewältigt.“

Deepfakes: „extrem mächtige Technologie“

Spielkamp ging auch auf das Problem der Deepfakes ein, also täuschend echter, aber künstlich erzeugter Videos. „Diese Technologien sind extrem mächtig“, so der NGO-Experte. Das Problem sei nicht neu, aber mit generativer KI sei die Herstellung von Deepfakes einfacher geworden.

Eine Flut an Desinformationen befürchtet Spielkamp – mit Blick auf die bisherigen Erfahrungen – trotzdem nicht. „Nicht die Produktion war der Flaschenhals, sondern die Verbreitung.“ Für die Hersteller von Deepfakes sei es schwierig, die Sperren der großen Plattformen zu überwinden.

Nicht nur Technikwissen, sondern auch Medienkompetenz

Digital verbreitete Falschinformationen sind eine Herausforderung für die Gesellschaft. „Die freiheitliche Gesellschaft setzt voraus, dass Menschen Entscheidungen treffen können“, so Spielkamp. Dies sei unter den komplexen Bedingungen schwer möglich. Es reiche daher nicht, an den Schulen lediglich Informatik als Fach einzuführen, denn gefordert seien Urteilsfähigkeit und Medienkompetenz. „Wir können nicht die ganze Zeit bei der Nachhaltigkeit auf die Technologie gucken“, sagte Spielkamp. „Wir müssen auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt schauen.“ Immer noch verließen 6 % der Schüler die Schulen ohne Abschluss und 20 % könnten kaum lesen und schreiben.


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