Berlin (csr-news) – In Deutschland verpassen zu viele junge Menschen nach der Schule den Zugang zu einer Ausbildung: Mehr als 2,6 Millionen Menschen zwischen 20 und 35 Jahren gelten als „Ungelernte“ – ein neues Rekordhoch. Betriebe gehen bei der Suche nach Fachkräften zunehmend leer aus, deshalb kann sie diese Entwicklung nicht kalt lassen. Und auch aus Perspektive der betroffenen jungen Menschen ist die Frage zu stellen, wie unser Ausbildungssystem integrativer werden kann. Mit dem Programm „Zeig, was du kannst!“ unterstützt die Stiftung der Deutschen Wirtschaft (SDW) Schülerinnen und Schüler des Hauptschulzweigs auf ihrem Weg ins Berufsleben. Nun hat die SDW eine Videoreihe veröffentlicht, die Ausbildende und Pädagog:innen für die Situation der Careleaver sensibilisiert.
Der Begriff bezeichnet junge Menschen, die – meistens nach Vollendung des 18. Lebensjahrs – aus einer Pflegefamilien oder einem Heim ausziehen und ihr Leben überwiegend selbständig meistern müssen. Der Weg in den Beruf ist eine Herausforderung für diese jungen Leute, weitere sind das eigenständige Wohnen, der Aufbau neuer Beziehungen, der Umgang mit Geld oder die Gesundheitspflege. Mit diesen und anderen Themen beschäftigt sich die neue 17-teilige Videoreihe, die „Zeig, was du kannst!“ in einer App zur Verfügung stellt. Die 15-minütigen Videos wenden sich an Ausbilder, Lehrer und Schulsozialarbeiter.
Das Programm „Zeig, was du kannst!“ besteht seit 16 Jahren und ist auf Jugendliche mit multiplen Problemlagen ausgerichtet, berichtet Silke Gerstenberger, die den Bereich Schülerförderung bei der SDW leitet. In den letzten Jahren wurden gezielt auch Careleaver aufgenommen. Das Programm setzt im vorletzten Schuljahr an und begleitet junge Menschen bis zum Ende des ersten Ausbildungsjahres. Derzeit werden etwa 450 Jugendliche an elf Standorten gefördert, darunter Rostock, Essen, Frankfurt a.M., Köln und Ludwigshafen. Zum Angebot gehören das Coaching in Kleingruppen und praxisorientierte Programme wie das zweitägige „Future Camp“ u.a. mit Bewerbungstrainings. „Durch dieses Training gewinnen die Jugendlichen an Selbstbewusstsein und Selbstwert“, sagt Gerstenberger. Die Careleaver gehören zu den Teilnehmern dieser Programme. Gerstenberger weiter: „Wir wollen sie nicht stigmatisieren.“
Ein hoher Unterstützungsbedarf entsteht auch dadurch, dass junge Menschen ganz überwiegend mit Vollendung des 18. Lebensjahres aus der stationären Jugendhilfe entlassen werden. Häufig dürften Kostengründe entscheidend sein, denn das Jugendhilferecht fordert diese Entscheidung nicht. Careleaver:innen selbst fordern in einer Petition, über den Zeitpunkt ihres Auszuges aus Jugendhilfeeinrichtungen stärker mitbestimmen zu können: https://www.change.org/p/careleaverrevolte-eine-petition-der-careleaver-innen