München (csr-news) – Ein umfassendes Werbeverbot für ungesunde Kinderlebensmittel unterstützen 61 Organisationen aus Wissenschaft, Verbraucher- und Kinderschutz aktuell in einem offenen Brief an die FDP-Führung. Dieser Brief liegt der Süddeutschen Zeitung (SZ) vor. Der Hintergrund: Die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert verpflichtende Werbeverbote für ungesunde Lebensmittel zum Schutz von Kindern und Jugendlichen. Dabei bezieht sich die WHO auf Studien, nach denen sich weniger Reklame positiv auf die Essensauswahl von Kindern auswirken – wenn die Einschränkungen für alle Werbekanäle gelten.
Die Kritik von Fachleuten an der Werbung der Lebensmittelindustrie ist grundsätzlich: „Die Lebensmittelindustrie bewirbt fast ausschließlich ungesunde Nahrungsmittel, die viel Zucker, Fett oder Salz enthalten und welche die Entstehung von Übergewicht fördern“, erklärte Thomas Fischbach, der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt:innen, im Juli. „Da die Ernährungsgewohnheiten in Kindheit und Jugend geprägt und dann zu einem hohen Grad im Erwachsenenalter beibehalten werden, versucht die Lebensmittelindustrie, Kinder als Kunden von morgen mit Hilfe spezieller Kinderprodukte und entsprechender Werbung frühzeitig an Marken und Produkte zu binden. Daten belegen, dass Kindermarketing das Risiko erhöht, überschüssiges Gewicht zuzulegen.“ Freiwillige Selbstverpflichtungen der Industrie hätten sich als wirkungslos erwiesen. Fischbach fordert daher verpflichtende Regelungen, wie sie aktuell in der Bundesregierung diskutiert werden.
Der Mediziner ist zugleich Vorsitzender des Bündnisses Kinder- und Jugendgesundheit. „Das Bündnis Kinder- und Jugendgesundheit ist überzeugt, dass ein Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richten, einen positiven Effekt auf die Prävention von Übergewicht, Fettleibigkeit und chronischen Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben wird“, teilte der Zusammenschluss im Juli gegenüber der Presse mit. „Ein Werbeverbot sollte sich einfügen in einen Maßnahmenkatalog zu dem auch Ernährungsbildung, eine Zuckersteuer und eine steuerliche Begünstigung von gesunden Lebensmitteln gehören.“
In ihrem Koalitionsvertrag hatten die Ampel-Parteien vereinbart: „An Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt darf es in Zukunft bei Sendungen und Formaten für unter 14-Jährige nicht mehr geben.“ Nun streiten in der Bundesregierung Grüne und FDP darüber, wie umfangreich das Werbeverbot sein soll. Der offene Brief, den u.a. der AOK-Bundesverband, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, die Deutsche Diabetes Gesellschaft, das Deutsches Krebsforschungszentrum und das Deutsche Kinderhilfswerk unterzeichnet haben, kritisiert das FDP-Engagement für eingeschränkte Werbeverbote. Mit ihrer Ablehnung stelle sich die Partei „gegen den einhelligen Konsens in der Wissenschaft und unter Fachorganisationen“, heißt es laut SZ in dem Schreiben.
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- Die > WHO-Richtlinien zur an Kinder gerichtete Lebensmittelwerbung (Juli 2023)
- Die > Forderungen des Bündnisses Kinder- und Jugendgesundheit e.V.