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Nachhaltiges Leben und Wirtschaften: Nur ein gutes Geschäft für regionale Banken?

Foto: 652234 auf Pixabay

Fast ein Drittel des deutschlandweiten Geschäftsvolumens von Banken wird von Genossenschaftsbanken und Sparkassen bedient.

Würzburg (csr-community) – Diese sind durch Ihre Organisationsform ganz klar regionalbezogen aufgestellt. Sparkassen haben als öffentlich-rechtliche Kreditinstitute einen öffentlichen Auftrag zu finanzieller Inklusion und den Fokus auf regionale Akteure. Kreditgenossenschaften verstehen sich als fester Bestandteil ihrer Region mit dem Auftrag, ihre Mitglieder zu fördern. Damit sind Sie DIE Kreditinstitute, denen eine besondere Verantwortung in der Transformation unserer Gesellschaft und Wirtschaft hin zu einem verantwortungsvollen Lebens- und Wirtschaftsstil zukommt – noch vor den „Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus“ wie beispielsweise der Umweltbank, Triodos oder GLS. Denn die regionalen Institute kommunizieren seit Jahr und Tag, dass sie anders sind, dass sie keine Gewinnmaximierung betreiben und dass sie im Grunde gemeinwohlorientiert agieren, wie es Art 151 der Bayerischen Verfassung beschreibt. Global denken und lokal – oder besser gesagt regional – handeln! Das ist es, was wir für eine echte Transformation unserer Gesellschaften ohnehin brauchen. Dabei sind Geld und Finanzkapital neben kluger Ordnungspolitik große Hebel für die Veränderung unserer Welt. Das hat auch die EU erkannt und deshalb den europäischen Finanzmarkt neu reguliert. Bald werden alle Banken – zwangsläufig – ein Mindestmaß an Nachhaltigkeitsausrichtung in Ihrer Geschäftsstrategie abbilden müssen. Spätestens dann werden sich alle Banken unisono damit hervortun, welch großartigen Beiträge sie zur Rettung der Welt leisten. Denn jetzt ist die Zeit, in der die europäische Regulatorik zu „Sustainable Finance“ zu greifen beginnt. Das Marketingnarrativ der nächsten 5 Jahre ist mit der neuen EU Ordnungspolitik bereits fixiert: Man wird in der Finanzbranche neue Begriffe (er)finden, um nicht das Wort „Nachhaltigkeit“ oder „Klimaneutralität“ bemühen zu müssen und natürlich werden alle Banken aufzeigen, wie verantwortungsvoll das eigene Geschäft – schon immer? – war und ist.

Von vorwiegend kapitalgetriebenen Direkt-, Privat- oder Großbanken ist es nicht zu erwarten, dass diese sich mit einer für sie selbst klein erscheinenden Region detailliert beschäftigen. Geschweige denn, diese gar zu „adoptieren“ und sich mütterlich und väterlich langfristig für ihr Wohl zu engagieren. Wenn sie es doch tun, dann ist das eine echte Besonderheit und verdient großen Respekt. Zumeist gilt das Engagement aber doch vorwiegend speziellen Zielkundengruppen, die den Banken attraktiv erscheinen. Die besondere Verantwortung für ihre Region kommt rechtsformbezogen tatsächlich den Kreditgenossenschaften und Sparkassen zu, die nicht zuletzt auch auf ein prosperierendes und resilientes Geschäftsgebiet angewiesen sind, um weiter selbst erfolgreich sein zu können. Das habe ich zum Anlass genommen, ein Schlaglicht auf ausgewählte Banken in Mainfranken zu werfen, als mich die MainPost zu einem kurzen Interview zum Thema gebeten hatte. Sicher ist das keine Tiefenanalyse und alles andere als vollständig – basiert sie doch nur auf Internetrecherche und Eigenerfahrung – aber die Einschätzungen können dennoch hilfreich sein, um eine Diskussion in Gang zu bringen die wir dringend brauchen. Zum einen wie glaubwürdig einzelne Institute mit ihren Nachhaltigkeitsaussagen wirklich sind und zum anderen, was sich daraus für Mainfranken ergibt:

Wie steht es mit den Agenten des mainfränkischen Wandels in der Finanzbranche? Wie glaubwürdig sind deren Aussagen von morgen auf Basis dessen, was sie aktuell an Engagement zeigen?

Glaubwürdige Nachhaltigkeit in Banken

Glaubwürdigkeit hat mindestens zwei Kernaspekte. Zum einen geht es um die Faktenbasierung von Aussagen und zum anderen ergibt sie sich aus einer individuellen subjektiven Zuschreibung. Fakten lassen sich prüfen – das reguliert auch die EU derzeit wunderbar. Aus den Fakten ergibt sich die Integrität: Stimmen Kommunikation und belegbares Handeln überein – und zwar langfristig und dauerhaft? Wird die behauptete Richtung ganzheitlich umgesetzt oder nur als kleiner Teilbereich des Geschäftsmodells? Die subjektive Zuschreibung nimmt weitere Aspekte in den Blick: Ist die Bank überhaupt fähig und kompetent genug das umzusetzen, was sie als Losung ausgibt? Kann man ihr vertrauen, was den Motivationshintergrund für Veränderung betrifft? Es ist ein wesentlicher Unterschied, ob man reaktiv als last-mover neue Nachhaltigkeitspflichten umsetzt oder ob man schon lange proaktiv als first-mover wertegetrieben Dinge anders als alle anderen gemacht hat!

Glaubwürdigkeit von Nachhaltigkeitsanstrengungen beurteilt man in Banken am besten mit nicht mal einer Hand voll Punkten. Die vier Kernpunkte, die im Zusammenspiel eine gutes Bild ergeben sind

  • Anlageprodukte für Kunden,
  • Kreditgeschäft,
  • Eigenanlagen/Treasury und
  • Organisation/Governance.

Man stellt sich dann einfach folgende Fragen dazu: Ist das Produktsortiment nur durch nachhaltige Produkte ergänzt oder wird rein gar nichts Schädliches für Mensch und Umwelt mehr angeboten? Werden rote Linien konsequent gezogen? z.B. sind Anlagen in fossile Energien immer noch Teil des aktiven Angebots? Existiert ein Beurteilungssystem für Kredite, das einer transparenten Nachhaltigkeitszielsetzung folgt? Werden erwünschte Investments mit Konditionenverbesserungen gefördert? Investiert die Bank ihr überschüssiges Geld nur noch in nicht schädliche Unternehmen/Länder und macht sie die Zusammensetzung der Eigenanlagen transparent? Ist das Streben nach Nachhaltigkeit in der Organisation tatsächlich verankert und konfliktfrei umsetzbar? Gibt es beispielsweise ein eigenes Vorstandsressort zu Nachhaltigkeit oder eine Abteilung jenseits des Marketings? Stimmt die Anreizstruktur, indem Boni auch an Nachhaltigkeitsziele geknüpft werden – beim Vorstand gleichermaßen wie im Vertrieb? Bekommen Mitarbeitende einschlägige Weiterbildungen zu Nachhaltigkeitsthemen? Wird über Nachhaltigkeitsziele, -erfolge und -misserfolge transparent berichtet – evtl. auch ohne regulatorische Pflicht? Wird der eigene Betrieb ebenfalls nachhaltig gestaltet im Sinne eines guten Beispiels?

Regionalverantwortung von Sparkassen und VR-Banken

Aber all das sind Fragen, die für Sparkassen und Kreditgenossenschaften nicht die Kür darstellen sondern eigentlich nur die Pflicht. Natürlich habe ich mir diese Dinge in ausgewählten mainfränkischen Banken angeschaut, aber was viel wichtiger neben all dem ist:
Wie steht es mit dem Willen und der Kraft zur Transformation hin zu einer nachhaltigen Welt? Zunächst fürs eigene Haus und dann für die Region bzw. die Mitglieder, die von Wohl und Wehe der Region abhängig sind?!

 

 

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