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Verbraucher wollen nachhaltigere Unternehmen

Demoplakat: Planet over Profit
Markus Spiske auf Unsplash

Ein Drittel sieht kurzfristige Gewinnorientierung als Hindernis

Berlin (csr-news) – Deutschland hat schon am heutigen Mittwoch alle für das Jahr 2022 zur Verfügung stehendenden Ressourcen rechnerisch aufgebraucht. Der Erdüberlastungstag markiert den Tag, an dem die Nachfrage der Deutschen nach Ressourcen und Dienstleitungen dem entsprechen, was die Erde innerhalb eines Jahres generieren kann. Hätten alle Menschen weltweit einen ressourcenintensiven Lebensstil wie die Deutschen, bräuchte es rechnerisch drei Erden, um die Bedürfnisse der Menschen zu stillen.

Dabei wünschen sich viele eine verträglichere Lebensweise. 90 Prozent der Deutschen halten Nachhaltigkeit und soziale Faktoren für wichtiger denn je. Das geht aus einer Umfrage des Marktforschungsinstitut Savanta in Auftrag des Softwarehersteller Oracle hervor.

Demnach sind viele Befragte mit dem geringen Vorankommen in den Bereichen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung unzufrieden. Die überwiegende Mehrheit glaubt, dass die Welt nicht genügend Fortschritte hin zu einer nachhaltigeren Entwicklung gemacht hat. Das liegt aus Sicht der Befragten daran, dass die Menschen zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt (41 Prozent) oder zu egoistisch sind, um den Planeten zu retten (39 Prozent). Jeder dritte Befragte ist überzeugt, dass kurzfristige Gewinne mehr zählen als langfristig ökologische Vorteile und deshalb die Nachhaltigkeit auf der Strecke bleibt.

Mehr als ein Drittel der Umfrageteilnehmer glauben, dass Unternehmen bessere Voraussetzungen haben, Veränderungen hin zu mehr Nachhaltigkeit anzustoßen, als Einzelpersonen und Regierungen. Sie wünschen von Unternehmen nicht nur das Formulieren von Zielen, sondern dass sie ihren Worten Taten folgen lassen.

Beinahe zwei Drittel der Deutschen würden mit dem Kauf eines bestimmten Produkts aufhören, wenn der Hersteller Nachhaltigkeit und soziale Initiativen nicht ernst nimmt. Fast jeder Sechste würde seinen Arbeitgeber verlassen, um für eine Unternehmen zu arbeiten, das sich mehr um Nachhaltigkeit bemüht.

Der Umfrage zufolge wären über drei Viertel der Verbraucher bereit, einen Aufpreis für grünere Produkte zu zahlen, wenn sie Fortschritte in Umwelt- und Sozialfragen eindeutig belegen können.

Grüner Konsum noch häufig reines Lippenbekenntnis

Wirtschaftsexperte Thomas Osburg sieht dagegen noch große Lücken bei den Einstellungen zur Umwelt und dem tatsächlichen Einkaufsverhalten. „Das beobachten wir seit Jahren. Die Menschen sprechen sich in Umfragen für nachhaltige Produkte oder Dienstleistungen und einen grünen Lebensstil aus, aber im Einkaufskorb landen häufig herkömmliche Produkte“, sagt Thomas Osburg, Professor für nachhaltiges Marketing und Leaderships an der Hochschule Fresenius für Wirtschaft und Medien, im Gespräch mit CSR NEWS. Das sehe man beim Konsum von Bioprodukten, der etwa sechs Prozent des gesamten Lebensmittelumsatzes in Deutschland ausmache und nur langsam steige. Auch die Autobranche verkaufe immer größere und klimaschädlichere Modelle.

Auf nachhaltige Unternehmensführung zu setzen, ist aus Sicht des Ökonomen Osburg aber dennoch sinnvoll. „Wenn ein Produkt die Basisfunktionen erfüllt, wenn also Preis, Aussehen und Funktion stimmen und auch das Image des Unternehmens passt, dann kann nachhaltiges oder soziales Engagement den Unterschied machen und kaufentscheidend sein“, so Osburg weiter. Lebensmittel müssten in erster Linie schmecken und haltbar sein, wenn aber noch nachhaltige Eigenschaften herausgestellt würden, könnte das die Verbraucher von einem Produkt überzeugen.

Nachhaltige Unternehmensführung als Wettbewerbsvorteil

Auch die Wirtschaft sieht Vorteile in nachhaltigeren Geschäftsmodellen. „Immer mehr Unternehmen setzen für ihre Arbeitsprozesse und Lieferketten soziale und ökologische Standards. Da dies auch Auswirkungen auf die Wahl der Zulieferer und Geschäftspartner hat, werden klima- und umweltfreundliche sowie sozialverträgliche Produktionsbedingungen zu einem echten Wettbewerbsvorteil“, sagt Steffen Kawohl, Fachreferent für Energiewende vom Deutschen Mittelstands-Bund.

Allerdings fehlen in kleineren Unternehmen noch häufig dafür die Ressourcen. „Während größere Unternehmen eigene Abteilungen beziehungsweise Stellen schaffen können, die sich mit dem Thema Corporate Social Responsibility befassen, verfügen kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) häufig nicht über die finanziellen oder zeitlichen Ressourcen oder das Wissen“, sagt Kawohl gegenüber CSR NEWS. Hier müsse sich ein Mitarbeiter oder die Geschäftsführung neben den täglichen Aufgaben mit der Planung, Umsetzung und dem Nachweis von CSR-Maßnahmen beschäftigen. Es fehle den KMU häufig eher an den Kapazitäten als am Willen, seiner sozialen und ökologischen Verantwortung nachzukommen.

Für die Studie „No Planet B“ wurden 11.000 Menschen aus 15 Ländern befragt. Menschen in Australien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Indien, Japan, Mexiko, Saudi-Arabien, Singapur, Südafrika und den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden zu Nachhaltigkeit und sozialen Bemühungen zwischen Februar und März dieses Jahres durchgeführt. In Deutschland wurden 1.000 Verbraucher befragt.


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