Zürich (csr-news) – Ein Datenleck bringt die Schweizer Bank Credit Suisse in die Kritik: Nach den von NDR, WDR und SZ ausgewerteten Informationen hat die Großbank über Jahre hinweg auch für Kriminelle, umstrittene Staatschefs und korrupte Beamte Konten geführt.
Der Datensatz mit den brisanten Informationen wurde der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) zugespielt. Wie die Tagesschau berichtet, versah der Hinweisgeber diese mit dem Statement: „Ich glaube, dass das Schweizer Bankgeheimnis unmoralisch ist. (..) Diese Situation ermöglicht Korruption und bringt die Entwicklungsländer um dringend benötigte Steuereinnahmen.“ Koordiniert wurden die Recherchen zu dem Leak vom internationalen Journalistennetzwerk Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) und der SZ, Journalistinnen und Journalisten von „Le Monde“, „The Guardian“ und dem „Miami Herald“ waren – neben anderen – beteiligt.
In dem als „Suisse Secrets“ bezeichneten Datenleck geht es insbesondere um Konten, die bis in die 2010er Jahre geführt wurden. Zu deren Inhabern gehörten etwa mehrere Familienangehörige von Kasachstans Ex-Präsidenten Nursultan Nasarbajew. Nach den Recherchen befanden sich auf einem Firmenkonto, über das Nasarbajews Schwiegersohn verfügen konnte, zeitweise Werte in Höhe von mehr als 843 Millionen Schweizer Franken. Jordaniens König Abdullah II., der in anderen Datenlecks mit fragwürdigen Investitionen über Briefkastenfirmen aufgefallen war, führte bei der Credit Suisse ein Konto mit einem zeitweisen Höchststand von 230 Millionen Schweizer Franken. Wie die Tagesschau weiter berichtet, zählten auch der ehemalige Vize-Energieminister Venezuelas, Nervis Villalobos, und der wegen illegaler Finanz- und Ölgeschäfte verurteilte Rodoljub R. zu den Kunden der Großbank.
In seiner gestrigen Stellungnahme teilt das Institut mit: „Die Credit Suisse weist die Vorwürfe und Unterstellungen über angebliche Geschäftspraktiken der Bank entschieden zurück.“ Die Berichterstattung bezöge sich auf zum Teil lange zurückliegende Vorgänge und basiere auf unvollständigen, fehlerhaften oder selektiven und aus dem Zusammenhang gerissenen Informationen.
Für die Großbank ist es offensichtlich auch ein Problem, dass es zu dem „Suisse Secrets“ genannten Datenleck kommen konnte: „Die Credit Suisse verfügt über robuste Kontrollen in Bezug auf Datenschutz und die Verhinderung von Datenlecks, um ihre Kundinnen und Kunden zu schützen“, so die Bank weiter in ihrer Stellungnahme.
Dass die Credit Suisse jetzt auf „robuste Kontrollen“ verweist, mit denen sie zukünftige Datenlecks verhindern und ihre Kunden schützen will, ist das falsche Signal. Eine ethisch begründete Unternehmenskultur wäre besser.