Wie Redakteurinnen und Reporter mit lösungsorientiertem und leserzentriertem Journalismus zur großen Transformation beitragen und gleichzeitig Vertrauen und Glaubwürdigkeit zurückgewinnen können. Gedanken zur Zukunft des Journalismus in Deutschland.
Von Tong-Jin Smith
Es ist kein Geheimnis, dass etablierte journalistische Medien in einer Krise stecken. Die werbebasierten Geschäftsmodelle der privatwirtschaftlich organisierten Presse- und Rundfunklandschaft sind ins Wanken geraten. Aber auch inhaltlich befindet sich der Journalismus im Wandel. Ausgelöst durch gesellschaftliche Umbrüche, die digitale Disruption und der damit verbundenen Veränderung unseres Nachrichtenkonsums und unserer Kommunikationsgewohnheiten müssen Journalisten ihre Rolle in der Gesellschaft neu definieren und ihre Berichterstattung anpassen. Die Frage ist nur: wie?
Dazu lohnt sich ein Blick auf die aktuelle Situation. Wo stehen wir? Nun: Man könnte sagen, dass es uns in Deutschland noch verhältnismäßig gut geht – im Vergleich etwa zu den USA, wo das Zeitungssterben bereits weiße Flecken auf der Landkarte hinterlassen hat und das Vertrauen in etablierte Medien nicht erst mit Trump, Breitbart und Fox News in Frage gestellt wurde.
Fragmentierung des Publikums
Denn mit dem Ende der „Fairness Doctrine“, die einst von der Rundfunklizenzierungsbehörde FCC eingeführt worden war, haben amerikanische Radio- und TV-Sender ab 1987 begonnen, sich von einer ausgewogenen Berichterstattung zu verabschieden und sich stattdessen mehr und mehr zu ideologischen Sprachrohren entwickelt. Phänomene wie „Conservative Talk Radio“ mit ultrakonservativen bis reaktionären Moderatoren wie Rush Limbaugh oder Laura Ingraham und Verschwörungstheorieanhängern wie Alex Jones konnten sich in der Medienlandschaft etablieren und die Polarisierung der amerikanischen Öffentlichkeit vorantreiben. Mit ihnen kam unweigerlich die Fragmentierung des Publikums. Gefolgt von der algorithmisch gesteuerten Selektion durch Intermediäre wie Google und Facebook sowie der Möglichkeit quasi für jeden, in sozialen Medien aktuelle Themen zu kommentieren und sich als Bürgerjournalist zu betätigen. Heute ist angesichts verhärteter Fronten ein ziviler öffentlicher Diskurs fast unmöglich geworden.
In einem Land, in dem die parteipolitische Zugehörigkeit so selbstverständlich zur persönlichen Identität gehört wie die Frisur oder der Musikgeschmack, und wo über 50 Prozent der erwachsenen Bevölkerung laut dem Pew Institute Nachrichten über soziale Medien aufnehmen, haben es amerikanische Journalisten, die sich einer objektiven Berichterstattung verpflichtet fühlen, schwer. Zum einen sind sie längst nicht mehr die sogenannten Gatekeeper, die entscheiden, was in den öffentlichen Diskurs entlassen wird. Konkurrenz erhalten sie von einflussreichen Politikern, Prominenten, Aktivisten und Influencern via Twitter, Facebook und Instagram. Zum anderen schwindet in der Bevölkerung angesichts einer zunehmenden Vermischung von kommerziellen mit journalistischen Inhalten – sogar bei Qualitätsmedien wie der New York Times – und einem immer stärker wahrgenommenen Bias von Leitmedien zusehends das Vertrauen in ihre Themenwahl und Perspektive.
Politische Polarisierung
Entsprechend, so Joy Mayer vom Trusting News Forschungsteam am Pew Institute, haben erwachsene Amerikaner oft eine negative Einstellung zu Journalisten. 53 Prozent sagten 2020 in einer Umfrage, dass Journalisten sich nicht wirklich um die Menschen sorgten, über die sie berichten. „Mehr Menschen glauben, dass Journalisten der Demokratie schaden, als dass sie sie schützen“, so Mayer. Auch sei das amerikanische Publikum unzufrieden hinsichtlich der Transparenz journalistischer Arbeit, wie sie finanziert wird, und der Klarheit, ob es sich bei einem spezifischen Beitrag um eine Nachricht handelt oder um Meinung. „Zu viele Menschen fühlen sich von Journalisten unverstanden. Sie sehen nicht, dass ihre Leben in der Berichterstattung reflektiert werden.“
Ironischerweise zählen laut dem Digital News Report 2020 des Reuters Institutes ausgerechnet auch die Nachrichtenquellen, die am meisten genutzt werden – CNN und Fox – zu denen, die am wenigsten Vertrauen genießen. Hier zeigt sich deutlich die politische Polarisierung entlang konservativer (Republikaner) und liberaler (Demokraten) Linien. Am ehesten vertrauen Amerikaner demnach ihren lokalen TV-Sendern und auf sozialen Medien ihren Freunden, wie das Media Insight Project 2017 offenbarte. So spielt es auf Facebook & Co. weniger eine Rolle, ob eine Nachricht tatsächlich von einem journalistischen Outlet stammt oder nicht, entscheidend ist, wer sie in meinem Feed geteilt hat.
Auch wenn wir in Deutschland noch keine amerikanischen Verhältnisse haben, können wir doch einiges lernen, zumal die allermeisten sozialen Medien und Internetsuchmaschinen, die hierzulande genutzt werden, amerikanischen Eigentümern gehören. Ihre Wertvorstellungen, Geschäftspraktiken und Algorithmen bestimmen also bis zu einem gewissen Grad die öffentliche Meinungsbildung in Deutschland und setzen in gleichem Maße Journalisten und Medien unter Druck – auch hier darf man davon ausgehen, dass auf sozialen Medien Nachrichtenpublikationen weniger Einfluss haben als Freunde oder sogenannte Influencer. Relevant ist das, weil heute das Internet neben dem Fernsehen eine gleichwertige Nachrichtenquelle ist.
Größere Meinungs- und Themenvielfalt
Was Deutschland allerdings deutlich von den USA unterscheidet, ist nicht nur die Mediennutzung, sondern auch das Medienvertrauen. Hierzulande beziehen laut Untersuchungen des Hans-Bredow-Instituts nur rund 36 Prozent der erwachsenen Internetnutzer ihre Nachrichten hauptsächlich von Sozialen Medien und nur 3 Prozent ausschließlich – d.h. 97 Prozent nutzen einen Medienmix, was für eine größere Meinungs- und Themenvielfalt spricht. Und im Vergleich zu den USA, wo nur 29 Prozent den Nachrichtenmeldungen vertrauen, die sie aus verschiedenen Quellen erhalten, sind es in Deutschland immerhin 45 Prozent. Insbesondere die ARD Tagesschau (70 Prozent), die heute-Nachrichten des ZDF (68 Prozent) und Lokalzeitungen (64 Prozent) genießen ein hohes Maß an Vertrauen, obwohl ausgerechnet bei Letzteren eine deutliche Medienkonzentration zu beobachten ist und mancherorts nur noch eine Zeitung existiert. Im Gegenzug schneidet die Bild-Zeitung trotz ihrer Popularität mit nur 20 Prozent als wenig vertrauenswürdig ab.
„Statt nur eines einfachen Ersetzens von offline durch online Nachrichten, (…) tragen das Internet und soziale Medien zu einer komplexeren Ökologie hinsichtlich der Produktion und Konsumption von Nachrichten bei“, schreiben Nic Newman, William H. Dutton und Grant Blank 2014 in ihrem Buch „Society and the Internet: How Networks of Information and Communication are Changing Our Lives“. Genau das scheint sich aktuell zu bestätigen, insbesondere dann, wenn man sich die unterschiedlichen Bedürfnisse und Nutzungsverhalten verschiedener Publika anschaut.
Zwar gilt das Fernsehen deutschlandweit noch als wichtigste Nachrichtenquelle, aber insbesondere Jüngere informieren sich über das aktuelle Geschehen online und vor allem via soziale Medien – je nach Studie variieren die Angaben zwischen 70 und 85 Prozent. Es sind Zahlen wie diese, die sogar den öffentlich-rechtlichen Rundfunk dazu veranlassen, sich bei Instagram, Facebook, Youtube, Twitter und nicht zuletzt sogar bei TikTok zu engagieren. Und zwar nicht nur mit Angeboten ihres jungen Content-Netzwerks Funk, sondern ganz seriös mit der Tagesschau und heute. Aber reicht es, einfach präsent zu sein?
„Über den Content stellen“
Die Antwort ist nein. Denn in unserer Informationsgesellschaft leiden wir mittlerweile unter einem Informationsüberfluss. Wir können kaum mehr relevante Informationen von unterhaltsamer Ablenkung unterscheiden. Unternehmen, NGOs und politische Akteure kommunizieren an den Medien vorbei direkt mit ihren Stakeholdern und setzen emotionales Storytelling als erfolgreiche Content Strategie ein. Rezipienten kuratieren und produzieren ihre eigenen Nachrichten, die sich in ihrem Feed mit Memes, persönlichen Inhalten und Content Marketing mischen.
„Journalisten müssen sich über den Content stellen“, sagt Paul Bradshaw, Leiter des Masterprogramms „Data, Multiplatform and Mobile Journalism“ an der Universität von Birmingham. „Der professionelle Journalist kann nicht länger seine Rolle rechtfertigen als jemand, der Inhalte von der Quelle für den Konsumenten aufbereitet.“ Der deutsche Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen spricht hier von Gatereporting statt Gatekeeping.
Es gilt also, die Punkte im Universum zu verbinden anstatt nur einfach zu berichten, was ist. Kontext und Hintergrundwissen zu bieten, statt nur das zu wiederholen, was andere schon gesagt haben. Und hier kommt zum Tragen, was der Digitalanthropologe Ranty Islam über die journalistische Ausbildung sagt: „Journalistische Prinzipien funktionieren im Sinn der Aufmerksamkeitserregung nicht mehr unter den Bedingungen der digitalen Welt. Die zunehmende Boulevardisierung könnte durch das Modell des Konstruktiven Journalismus eingedämmt werden. Um die Spirale der Negativberichterstattung zu durchbrechen, soll hier das lösungsorientierte, nach vorne gerichtete Denken von Journalisten geschult werden.“
Regeln für wertvollen Journalismus
Dieser Grundgedanke spiegelt sich auch in den „sieben Regeln für wertvollen Journalismus“ wieder, die Elmar Theveßen, derzeit Leiter des ZDF-Studios Washington, aufgestellt hat. Unter anderem sagt er: „Journalisten sollten vor allem die Prozesse hinter den Ereignissen enthüllen, weil sie nur so verstehbar werden (…). Journalisten sollten sich auf absehbare Ereignisse besser vorbereiten, Hintergrundberichterstattung besser planen, statt sich von Events treiben lassen“ und „Journalisten sollten zu den großen Themen der Zeit die Splitter zu einem Gesamtbild zusammenfügen.“ Denn es ist die Aufgabe von professionellen Journalistinnen und Journalisten, in einer Demokratie einerseits eine Kontrollfunktion gegenüber „den Mächtigen“ wahrzunehmen, wie es die Schriftstellerin Jagoda Marinić formuliert. Und andererseits die Bürgerinnen und Bürger „mit den Informationen zu versorgen, die sie benötigen, um die bestmöglichen Entscheidungen bezüglich ihrer Leben, ihrer Gemeinschaft, ihrer Gesellschaft und ihrer Regierungen zu treffen“, wie der klassische Satz von Bill Kovach und Tom Rosenstiel, den Autoren von „The Elements of Journalism“, lautet.
Auf die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen der großen Transformation und den damit verbundenen öffentlichen Diskurs bezogen, ist ein lösungsorientierter Journalismus mehr denn je gefragt. Mehr denn je müssen Bürger in die Lage versetzt werden, die Zusammenhänge zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen, politischen Entscheidungen und ihren Konsequenzen zu verstehen. Neben dem reinen Informieren gilt es für professionelle Journalisten nun verstärkt, auch eine Bildungsaufgabe wahrzunehmen. Etwas, das für Kommunikations- und Medienwissenschaftler schon immer zu den Aufgaben der Massenmedien gezählt hat, aber erst jetzt – vielleicht aufgrund der Erfahrungen mit politischer Desinformation und der Coronavirus-Infodemie– für Journalisten zunehmend selbstverständlicher wird.
„Bessere Nachrichten“
Es gilt „bessere Nachrichten“ anzubieten, wie es in einer aktuellen Studie der Stiftung Neue Verantwortung heißt. Zwar könne formale Medienbildung zur Entwicklung notwendiger Nachrichten- und Informationskompetenzen bei Rezipienten führen, aber das allein reiche nicht aus. Auch Journalisten müssten Verantwortung übernehmen und erkennen, dass sie vor allem an Menschen mit formal niedriger Bildung vorbeiberichten, sie als Zielgruppe aus den Augen verloren haben. „Das bedeutet, journalistische Angebote schaffen es offenbar nicht, ihre Nachrichten und Informationen so aufzubereiten, dass sie für alle Bevölkerungsgruppen interessant, verständlich und hilfreich sind“, heißt es in der Studie.
Hier wird klar, dass aufgrund des Informationsüberflusses, der Komplexität der durch Medien vermittelten Realität, der Überspitzung von Debatten und Skandalisierung von Ereignissen die gesellschaftliche Rolle des Journalismus überdacht werden muss. Welche soziale Verantwortung Journalisten im Kontext der Polarisierung öffentlicher Diskurse haben und wie sie sie wahrnehmen können, ist eine aktuelle Frage der Journalismusforschung sowie innerhalb des Journalismus selbst.
Kein „um zu“-Journalismus
Eine Antwort ist die Implementierung einer lösungsorienterten Berichterstattung, die mögliche Antworten auf gesellschaftliche Probleme anbietet und ihrem Publikum Perspektiven aufzeigt, wie es selbst die Gesellschaft in die gewünschte Richtung steuern kann. „Das darf man aber keinesfalls mit Aktivismus verwechseln,“ sagt Josef Zens, Leiter des Kompetenzteams Wissenschaftskommunikation beim Journalistenverband DJV Berlin/JVBB. „Journalismus muss kritisch einordnen, was passiert, was möglich ist, welche Konsequenzen es gibt – auch bei Nicht-Handeln. Man darf eine Lösungsorientierung nicht mit ‚um zu‘-Journalismus verwechseln. Das ist zu nah an der PR.“
Auch sieht er es zwiespältig, wenn sich reichweitenstarke Medien kampagnenartig um gesellschaftspolitische Themen kümmern. Ein solches Beispiel sei die Ausgabe #keinGradweiter, die der Stern im vergangenen Herbst gemeinsam mit Fridays for Future gestaltet hat. Boris Rosenkranz vom Medienmagazin Übermedien hatte seiner Zeit geschrieben, der Stern sei „unter die Klimaaktivisten gegangen“. Was vielleicht im ersten Moment cool wirkt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als problematisch, weil es Verwirrung beim Publikum hinsichtlich der Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit von Journalisten auslöst: Genau das, was Menschen am Journalismus als relevante gesellschaftliche Institution zweifeln lassen.
Lösungsorientiert zu berichten kann – vor allem in Sozialen Medien – durchaus partizipativ und leserzentriert sein, aber sollte sich deutlich von Aktivismus und PR abgrenzen. The Guardian macht das z.B. in der Rubrik „The Upside“, wo über „innovative Lösungen für die größten globalen Probleme“ berichtet wird, wie es auf der Über-uns-Seite heißt. So wie investigative Berichterstattung Skandale und Missstände im Interesse der Öffentlichkeit ans Tageslicht bringt, bietet lösungsorientierter Journalismus mögliche Antworten auf besagte Probleme. Allerdings ohne dass die verantwortlichen Reporter und Redakteurinnen dafür unter die Aktivisten gehen müssen. Stattdessen präsentieren sie evidenzbasierte Geschichten, die eine gründliche Recherche voraussetzen sowie ein gewisses Maß an Fachwissen bei den Journalisten selbst.
Lösungsorientiert arbeiten
„Generell muss der Journalismus wissenschaftlicher werden“, sagt Zens und meint damit nicht, dass in jeder Redaktion Wissenschaftler sitzen sollen. Vielmehr sieht er die Notwendigkeit, dass sich Lokalredakteure oder Wirtschaftsreporterinnen in-house an Kollegen wenden können sollen, die Erkenntnisse aus der Forschung genauer verfolgen. Gleichzeitig sollten alle Journalisten ein gewisses Verständnis für wissenschaftliche Prozesse haben. „Wir leben in einer Wissensgesellschaft, da sollte man verstehen, wie Wissen entsteht, wie Forschung funktioniert, wie man Fakten und Daten prüft.“ Das gehöre zu den zehn Grundregeln des Recherchierens. Man könne dann Scharlatane erkennen und ließe sich eben nicht von der PR einspannen – auch nicht von der Wissenschafts-PR.
Wer lösungsorientiert arbeitet, erkennt bei komplexen Themen wie Klimawandel oder Coronavirus idealerweise auch den Unterschied zwischen wissenschaftlichem Konsens auf der einen und dem politisch-gesellschaftlichen Diskurs bezüglich der Lösungen auf der anderen Seite. Bisher haben Journalisten etwa in der Klimaberichterstattung vor allem die Auswirkungen dokumentiert. Das sei einfach, dramatisch und sorge für Schlagzeilen, meint Elizabeth Arnold, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität von Alaska. Aber wenn man dem öffentlichen Interesse im Sinne von Kovach und Rosenstiel dienlich sein will, gehöre mehr dazu als nur eine Stimme von rechts und eine von links bezüglich einer politischen Entscheidung einzuholen oder Klimaforscher und Klimawandels-Leugner gegenüberzustellen. Die schwierigere Geschichte sei die Erklärung der darunter liegenden Policy. „Wenn man mal darüber nachdenkt, ist das genau das, womit man dem öffentlichen Interesse am besten dient, die Gesellschaft informiert und den Menschen die Chance gibt, ihre Rolle als Bürger wahrzunehmen und entsprechend abzustimmen.“
Kritisches Interagieren mit Nachrichten
Und so wie Josef Zens dafür plädiert, dass alle Journalisten Science Literacy brauchen, so plädiert Elizabeth Arnold dafür, dass alle Journalisten ein Grundverständnis von Klimaforschung und –wandel haben. Denn das Thema berührt letztlich alle Ressorts von der Politik über Wirtschaft bis Sport, Kultur und Unterhaltung. Lösungsorientierter Journalismus sollte dann konstruktive Reaktionen bei seinem Publikum auslösen. Keine Pauschlösungen im Sinne eines Silver Bullets propagieren oder aktivistisch sein. Vielmehr trägt lösungsorientierter Journalismus dazu bei, Rezipienten zu zeigen, wie sie kritisch mit Nachrichten interagieren können und macht den journalistischen Arbeitsprozess transparent, so David Bornstein und Tina Rosenberg, die Gründer des Solutions Journalism Network.
Die große Transformation ist ein gesamtgesellschaftlicher Prozess, Journalisten können nur dazu beitragen, wenn sie im Interesse der Öffentlichkeit Zusammenhänge erklären, Kontext bieten und Geschichten erzählen, die andere zu Lösungen inspirieren – egal ob im Fernsehen oder auf Instagram. Indem sie sich über den Content stellen und Informationen einordnen, können sie Relevanz, Glaubwürdigkeit und Vertrauen gewinnen. Indem sie Antworten statt Schlagzeilen liefern, bleiben sie auch für Jüngere und formal weniger Gebildete relevant, können zur sozialen Kohäsion beitragen und die Demokratie stärken.
Dr. Tong-Jin Smith
ist Hochschuldozentin und freie Journalistin. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.
Tong-Jin.Smith@csr-news.net
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