Berlin (csr-news) – Die im Kontext der US-Wahlen deutlichen Spaltungen der amerikanischen Gesellschaft warfen ihre Schatten auf die heutige Jahrestagung des Verbandes Unternehmensgrün. Angesichts der Corona-Pandemie und des Umbaus der Wirtschaft in Richtung Dekarbonisierung sagte Ellen Ueberschär, Vorständin der mitveranstaltenden Heinrich-Böll-Stiftung: „Die Verunsicherung ist groß“. Jetzt gehe es darum, die Menschen zu integrieren auf dem Weg des Wandels mitzunehmen. Das „schützt uns vor Populismus und Spaltung“, so Ueberschär weiter.
Zugleich machte die Stiftungsvorständin eine „große Veränderungsbereitschaft in weiten Teilen unseres Landes“ aus. Jetzt brauche es innergesellschaftliche Diskussionen über die Prioritätensetzung angesichts von Pandemiebewältigung und Wirtschaftsumbau. Ueberschär weiter: „Ohne strategische Allianzen, ohne breite Bündnisse in dieser Gesellschaft werden wir nicht vorankommen.“
Die Geschäftsführerin des Vereins UnternehmensGrün, Katharina Reuter, verwies auf die Erfolge nachhaltiger Unternehmen in der Krise: „Nachhaltige Unternehmen sind resilienter“, sagte Reuter. Das belegten etwa die Performance nachhaltiger Fonds und die Tragfähigkeit partnerschaftlich organisierter Lieferketten. Wichtig sei es, „in der Krise die politische Stimme der Grünwirtschaft lauter zu machen“, so Reuter.
In ihrer Keynote verwies auch die Präsidentin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Marie-Luise Wolff, auf die Risiken sozialer Verwerfungen. „Soziale Spaltung ist also ein Nährboden für anti-demokratische Entwicklungen“, sagte Wolff. Ökologische Themen seien immer auch soziale Themen. Wolff weiter: „Die ökologischen Updates müssen so gestaltet sein, dass sie nicht nur einigen, sondern allen in einer Gesellschaft nutzen.“
Ökologische Fragen seien lange ein Spaltungsthema innerhalb der Wirtschaft gewesen. Die BDEW-Präsidentin riet zu einer Besinnung darauf, was Gesellschaft antreibe: „Ist Wirtschaft eine Veranstaltung von Selbstoptimieren?“ Das Soziale sei in der Wirtschaft keine selbstverständlich vorhandene „Sowieso-Qualität“. Es gehe darum, dass von marktwirtschaftlich erzeugten Kooperationsgewinnen alle profitieren könnten.
Im Blick auf die Energiewende forderte Wolff einen Blickwechsel: „Diskutieren sollen wir nicht länger über Verzicht, sondern über die ganz alte Frage: Was macht eigentlich ein gutes Leben aus?“ Ökologisch nachhaltiges Verhalten erfordere Umstellungen und sei zugleich „eine Frage der Kultur und der mentalen Ausrichtung einer Gesellschaft“.
Die Jahrestagung des vor 28 Jahren gegründeten ökologisch orientierten Unternehmensverband UnternehmensGrün fand in diesem Jahr digital statt.
Der Verband im Internet: https://www.unternehmensgruen.org/