Der Footprint globaler Transporte besitzen für die Nachhaltigkeit von Lieferketten eine hohe Bedeutung. Ein großer Teil der Rohmaterialien und Produkte reist auf dem Seeweg um die Welt. Zu den Nachhaltigkeitsbemühungen in der Schifffahrt und dem Beitrag der Finanzmarktakteure dazu fragte CSR MAGAZIN den Portfoliomanager bei der Danske Bank, Anders Grønning.
Die Fragen stellte Achim Halfmann.
CSR MAGAZIN: Der Schiffstransport spielt in globalen Lieferketten eine große Rolle. Können Sie Beispiele dazu nennen, welchen Anteil dessen CO2-Emissionen an der Gesamtklimabilanz von Produkten besitzen?
Anders Grønning: Ja, der Transport per Schiff ist sehr wichtig für die globalen Lieferketten und der Transportweg mit der höchsten Energieeffizienz. Der Sektor trägt zu 2-3% der globalen CO2-Emmisionen bei, wenn er so weiter wächst wie zuletzt, könnte der Beitrag erheblich steigen.
Ein viel diskutiertes Problem ist der Schwefelgehalt. Warum werden gerade in der Schifffahrt Treibstoffe mit einem hohen Schwefelgehalt eingesetzt?
Aus Erdöl, das an die Raffinerien geliefert wird, entstehen diese verschiedenen Produkte. Typischerweise ist der Schiffsdiesel von niedrigerer Qualität als z.B. der Diesel für Autos. Schiffe haben eine Nutzungsdauer von 20 Jahren oder mehr, die Erneuerung der Flotten wird also eine ganze Weile brauchen.
Wie steht es aktuell um die gesetzliche Regulierung der Schifffahrt mit dem Fokus auf den Klimaschutz – und worauf kann sich die Branche einstellen?
Die International Maritime Organization (IMO) hat eine Strategie entwickelt, die darauf abzielt, die Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um 50% verglichen mit denen von 2008 zu reduzieren. Die Co2-Emissisonen sollen bis 2050 um 70% reduziert werden. Die IMO Mitgliedsstaaten werden die einzelnen Maßnahmen dafür in den kommenden Jahren diskutieren. Dies wird weitreichende Veränderungen für die Schifffahrt mit sich bringen und Sektor-übergreifende Kooperationen und Investitionen erfordern, da die Ziele mit den derzeitigen Technologien nicht erreicht werden können. Hier ist auch politische Unterstützung notwendig, um die Forschung und Innovationen zu fördern. Hier stehen aktuell EU-Programme wie „Horizon 2020“, „Connecting Europe Facility“ und „Interreg“ zur Verfügung.
Welche Perspektiven bestehen für einen klimafreundlicheren Schiffstransport? Was ist technisch möglich?
Der Schiffstransport konnte die Energieeffizienz in den vergangenen Jahren deutlich verbessern. Es wurde beispielsweise in die Elektrifizierung, größere Schiffe sowie bessere Rutenplanung investiert. Dieser Effekt lässt nun nach und dadurch erfordert es nun andere Maßnahmen. Um klimafreundlich zu werden, benötigt der Sektor ganz neue Technologien und Kraftstoffe, die noch gar nicht entwickelt worden sind. Die Reederei Maersk fokussiert sich dabei beispielsweise auf drei alternative Kraftstoffe: Alkohol, Biomethan und Ammoniak. Die Transformation erfordert eine Sektor-übergreifende Kooperation, bei der Motorenhersteller eine wesentliche Rolle spielen. Heute existiert die notwendige Technologie noch nicht, ich bin jedoch davon überzeugt, die von mehreren Reedereien ausgegeben Zielsetzungen auch das große Ziel der Klimaneutralität 2050 ermöglichen werden. Dies bedeutet, dass das gesamte Portfolio bis dahin ausgewechselt sein muss und ab 2030 die ersten neuartigen Schiffe ausgeliefert sein müssen.
Wer kann in der Branche als Vorreiter gelten – und was kennzeichnet diese „First Mover“?
Es hängt davon ab, wie man „First Mover“ definiert. Maersk ist Vorreiter in Bezug darauf, dass es als erstes Transportunternehmen eine Strategie, im Jahr 2050 Co2-neutral zu sein, ausgegeben hat. Hapag Lloyd waren die ersten, die eine Technologie entwickelten, bestehende Schiffe auf die Nutzung von LNG umzurüsten. Dies hilft die Schwefelemissionen zu reduzieren, verursacht jedoch weiter Treibhausgase und kann daher nur als mittelfristige Lösung betrachtet werden.
Mehrere Banken – darunter Ihr Haus – haben die „Poseidon-Prinzipien“ eingeführt. Was steckt dahinter und welchen Einfluss besitzen Banken auf das Nachhaltigkeitsengagement der Reedereien?
Die „Poseidon-Prinzipien“ verfolgen das Ziel, einen weiteren Anreiz für den Sektor anzubieten, seine Co2-Emmisionen durch Datenaustausch, Benchmarking und einheitliches Berichtwesen zu senken. Aus meiner Sicht wäre es sinnvoll, die Kreditkonditionen bei den jeweiligen Transportunternehmen nach deren Emissionen zu staffeln.
Vielen Dank!