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Tönnies: Verantwortung ist mehr als Verpflichtung

Bank Phrom auf Unsplash

Wie der Fleischverarbeiter auf seinen CSR-Seiten über Werkverträge informiert

Ein Kommentar von Achim Halfmann

Velbert (csr-news) – „Unser Anspruch: Gesunde und genussvolle Ernährung. Nachhaltige Tierhaltung. Verantwortungsvolle Produktion.“ Das liest jeder Besucher der Tönnies-Firmenwebsite als erstes. Und seine Nachhaltigkeitsseiten leitet das Unternehmen mit dem Statement ein: „Tönnies bekennt sich zu seiner Verantwortung für Mensch, Tier und Umwelt und arbeitet kontinuierlich daran wirtschaftliches Handeln, nachhaltige Entwicklung und soziale Verantwortung in Einklang zu bringen.“ Was ist schiefgelaufen? Über die negativen Auswirkungen des unternehmerischen Handelns von Tönnies für die Menschen in der Region wird schließlich deutschlandweit diskutiert.

Vielleicht ist das eine Antwort: Die Verantwortungsübernahme hat das Familienunternehmen mit der Erfüllung gesetzlicher Pflichten verwechselt, denn Tönnies verweist vor allem auf die Grenzen seiner Verantwortung.

Das kritische Thema „Werkverträge“ wird auf den CSR-Seiten im Tönnies-Webauftritt ausführlich behandelt. Etwa die Hälfte der 16.500 Mitarbeiter der Tönnies-Gruppe sind Werkvertragsmitarbeiter. Warum? „Seit Jahren versucht das Familienunternehmen, qualifizierte und kompetente Schlachter und Zerleger für sich zu gewinnen – angesichts des bundesweiten Fachkräftemangels keine einfache Aufgabe“, so die Tönnies-Website. Vielleicht würden höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen helfen?

Oder zu den Grenzen der eigenen Verantwortung als „Werkbesteller“ – ebenfalls auf der Website: „Der Werkbesteller darf die Arbeitnehmer des Werkvertragspartners nicht wie seine eigenen Mitarbeiter behandeln. Er ist nicht weisungsbefugt, darf deren Qualifikationen nicht überprüfen und ist nicht befugt, die Kranken- und Sozialversicherungsbelange zu regeln. Die Einhaltung der ordnungsgemäßen Werkvertragsabwicklung wird von den zuständigen Behörden (Zoll, Rentenversicherung) überprüft.“ Bei anderen Gelegenheiten berufen sich Unternehmer gerne auf die Freiheit der Vertragsgestaltung. Da hätte es offensichtlich Potential für eine verantwortungsvollere Ausgestaltung mit den Personaldienstleistern gegeben. Warum nicht die Unterkunftsbedingungen der Mitarbeiter vertraglich regeln?

Wenn ein Unternehmen die Grenzen und nicht die Chancen der Corporate Social Responsibility in den Vordergrund stellt, handelt es am Grundgedanken der CSR vorbei. Es geht um gesellschaftliche Verantwortungsübernahme – über das gesetzlich Gebotene, das Marktübliche, das von Kunden Geforderte hinaus. Verantwortungsbekenntnisse, die an der Oberfläche (oder auf der Website) bleiben, schaden dem Vertrauen in Unternehmen. Wer die Bekundungen von Tönnies zu seiner Werkvertragspolitik liest, der gewinnt den Eindruck: Hier hat es das Unternehmen nicht ernst gemeint.


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