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Livestreaming, Bewegtbilder und die alte E-Mail

Das betterplace-Team (Foto: betterplace)

Kanäle der digitalen Kommunikation: betterplace-Vorstand Björn Lampe im Interview

Berlin (csr-news) – Wie entwickeln sich digitale Kommunikationskanäle? Wodurch entsteht Nutzervertrauen? Darüber spricht im CSR MAGAZIN-Interview Björn Lampe, im Vorstand von betterplace verantwortlich für die strategische Ausrichtung. Lampe ist – wie er berichtet – seit 1992 „digital bewegt“.



CSR MAGAZIN: Was bietet betterplace den Unternehmen?

Björn Lampe (Foto: betterplace)

Björn Lampe: Wir bieten Unternehmen digitale Formen des Engagements: Im Kern geht es um Geldspenden; dazu bieten wir neue Möglichkeiten, diese digital umzusetzen: kommunikativer und deutlich transparenter. Unternehmen bieten wir z.B. eigene kleine Spendenplattformen und vielfältige Aktionsformate, etwa Verdopplungsaktionen, bei denen sie eingegangene Spenden mit derselben Summe aufstocken – und das transparent und nachvollziehbar. Wir bieten Unternehmen Gutscheine für ihre Mitarbeiter oder Kunden, die für Projekte ihrer Wahl eingesetzt werden können. Das Ganze wird noch demokratischer, wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter auffordern, selbst Projekte für dieses Programm vorzuschlagen.

Welche Zielgruppen erreichen Sie auf digitalen Kanälen?

Auf unserer Plattform erreichen wir Spender aus allen Altersgruppen. Der Schwerpunkt liegt bei den 20- bis 45-Jährigen, oberhalb wird es etwas dünner. Die ältesten Nutzer sind über 70 Jahre alt. Unsere Plattform ist so aufgesetzt, dass sie von jedem schnell genutzt werden kann.

Auf verschiedenen Kommunikationskanälen erreichen wir unterschiedliche Menschen. Ein Teil der Kommunikation geht von uns selbst aus. Besonders wichtig ist, wie Spender ihre Freunde einbeziehen; daraus können virale Effekte entstehen.

Welche Trends beobachten Sie im Blick auf die Nutzung digitaler Kanäle?

Wir setzen unterschiedliche Kanäle ein und eine klare Zuordnung ist schwierig. Lange Zeit war Facebook einer der wichtigsten, allerdings hat die Bedeutung von Facebook nachgelassen. Stark im Kommen sind Instagram und WhatsApp. Die E-Mail ist zurück und hat deutlich an Bedeutung gewonnen. Positive Erfahrungen sammeln wir zudem mit dem Livestreaming auf YouTube und Twitch. Bildsprache und Bewegtbilder werden deutlich wichtiger – auch mit Blick auf die Konvertierung hin zu Spenden.

Die mobile Nutzung nimmt massiv zu – weit über 60% greifen über mobile Endgeräte auf unsere Plattform zu: Menschen müssen nicht notwendigerweise am Laptop sitzen, um zu spenden. An der überwiegend mobilen Nutzung orientiert sich die Gestaltung unseres Auftritts: bildstark und mit kurzen Texten.

Und wir sehen, dass die Rolle der Influencer auch beim Spenden immer wichtiger wird. Fürsprecher mit großen Netzwerken können große Effekte auslösen. Man muss als Organisation allerdings Vertrauen in Influencer investieren und ein Stück Kontrolle abgeben.

Welche Rolle spielt Data Analytics für betterplace?

Wir analysieren unsere Spender sehr begrenzt. Datenschutz und Datensicherheit sind uns sehr wichtig. Die Daten, die wir analysieren, publizieren wir: Zahlungsmethoden, Uhrzeiten der Nutzung und ähnliches. Solche Daten können im gemeinnützigen Sektor etwas Gutes tun.

Daten werten wir nicht personenbezogen aus; der Spender soll selbst entscheiden, was mit seinen Daten geschieht. Wir setzen nur wenige Cookies ein, unsere Nutzer werden deutlich gefragt, ob sie dem zustimmen.

Transparenz gilt als eine wichtige Voraussetzung für das Nutzervertrauen.

Es ist seit dem Start der Plattform unser Grundsatz, möglichst transparent darzustellen, wie Spenden eingesetzt werden und was sie bewirken. Organisationen haben dafür auf betterplace.org verschiedene Möglichkeiten ihre Spender auf dem Laufenden zu halten. Das hat uns von anderen Plattformen abgehoben, wobei sich inzwischen viel getan hat – aber es gibt auch immer noch ‚Luft nach oben‘ – auch auf unserer Plattform.

Im Internet wollen Menschen auch emotional berührt werden.

Emotionalität gehört für mich dazu, denn Spenden ist auch ein emotionales Thema. Trotzdem ist es für uns immer wünschenswert, dass hier eine Sachebene erhalten bleibt.

Wie persönlich kann digitale Kommunikation gestaltet werden?

Per se ist digitale Kommunikation immer dann besonders persönlich, wenn sie auf mich und meine vorherigen Interaktionen eingeht. Das führt schnell wieder zu der Frage, wie ich verfügbare Daten nutzen will. Wenn ich das Gefühl habe, ich werde vom Websitebetreiber verfolgt, ist das relativ erschreckend. Gleichwohl: grundsätzliche Interessen – etwa aus Nutzerprofilen – kann man für ein persönlicheres Erlebnis nutzen.

Welchen ‚guten Rat‘ können Sie als NGO-Experte den Kommunikatoren in Unternehmen geben?

Ganz wichtig ist: Bleiben Sie authentisch, verbiegen Sie sich nicht und laufen Sie nicht aktuellen Trends hinterher. Je authentischer Sie kommunizieren, um so ernster werden Sie genommen. Eine Prise Humor und Selbstironie können dabei auch nicht schaden.

Vielen Dank für das Gespräch!

Der Text ist Bestandteil des 34. CSR MAGAZIN zum Thema „Digitale Kommunikation“. Das CSR MAGAZIN erscheint crossmedial und online first, die Printausgabe zum 27. März 2020. >>Hier lesen Sie alle bisher erschienenen Beiträge.


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