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Wirtschaftsbosse kuschen in China

Randy Colas auf Unsplash

„Freies Unternehmertum basiert auf Meinungsfreiheit“

Ein Kommentar von CSR NEWS-Redakteur Achim Halfmann

Das Big Business in China darf nicht an einer Unterstützung freiheitlicher Bestrebungen scheitern. Diesen Eindruck hinterlassen regelmäßig Konzerne und ihr Spitzenpersonal in China. Jüngstes Beispiel: Dior aus dem Modekonzern LVMH, das sich für die Präsentation einer Mitarbeiterin vor Studenten entschuldigte, bei der diese Dior-Geschäfte in China auf einer Karte ohne Taiwan präsentierte. Der demokratische Inselstaat proklamiert seine Unabhängigkeit von der Volksrepublik.

Der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Alexander Skipis, kritisierte auf der aktuellen Frankfurter Buchmesse, dass beim Besuch von Siemens-Chef Joe Kaeser in China „auf unerträgliche Weise“ um das Thema der von Demonstrationen erschütterten chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong „herumlaviert“ worden sei. Das berichtet Die Welt (Samstagsausgabe) und zitiert Skipis mit den Worten: „Jede Freiheit, auch die Freiheit des freien Unternehmertums, basiert auf der gesellschaftlichen Freiheit, der Meinungsfreiheit und der Demokratie.“

Können es sich Konzerne leisten, auf Umsätze in China zu verzichten? Klar ist: Eine Lizenz für das Chinageschäft erhält nur, wer auf Kritik an der chinesischen Führung und ihrem Umgang mit bürgerlichen Freiheitsrechten verzichtet.

Westliche Firmen scheinen zudem fröhlich bei kritikwürdigen Entwicklungen in der Volksrepublik mitzumischen: China perfektioniert die digitale Kontrolle seiner Bürger und baut auf dieser Grundlage ein Social Scoring-System auf. Passend dazu will das US-Unternehmen Comcast in seinem Pekinger Freizeitpark die Gesichtserkennung als Zahlungsmethode einführen und diese über den chinesischen Internetkonzert Alibaba abwickeln. Good Business oder Bad Business?

Das angepasste Verhalten westlicher Wirtschaftslenker steht sicher im Interesse eines kurz- und mittelfristigen Shareholder Values. Aber es wird höchste Zeit für eine Diskussion über die politische Verantwortung von Unternehmen. Denn sie sind keinesfalls politisch neutrale Akteure, sondern ermöglichen durch ihre Leistungen und Produkte staatliches Agieren und Regieren – und das gilt nicht nur für die Rüstungsindustrie. Freies Unternehmertum braucht offene Gesellschaften, auch wenn im Reich der Mitte der Versuch gestartet wurde, freies Unternehmertum in einer geschlossenen Gesellschaft zu ermöglichen. Wer sich die freie Meinungsäußerung verbieten lässt oder diesem Verbot mit Selbstzensur zuvorkommt, missachtet die Grundlagen unserer Gesellschaftsordnung.


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