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Wirtschaftsethik und Persönlichkeitsbildung

Katharina Wieland Müller / pixelio.de

[exklusiv] Ethik braucht verantwortungsbereite Akteure. Was tragen Hochschulen zur Persönlichkeitsbildung bei?

Velbert (csr-news) – Das CSR MAGAZIN hat Hochschullehrer aus Deutschland, der Schweiz und Österreich danach gefragt, wie die Wirtschaftsethik in die Lehre eingebunden sein sollte, was eine Beschäftigung damit bewirken kann und wie es um die Nachhaltigkeit der Hochschulen selbst bestellt ist. Einen Übersichtsbeitrag dazu bringt die März-Ausgabe des CSR MAGAZIN. Hier veröffentlichen wir die Antworten der Hochschullehrenden im Volltext. Heute:

Was kann eine Hochschule zur Persönlichkeitsbildung ihrer Studierenden beitragen?

Prof. Jürgen Weibler (Universität Hagen): Die Ausgangsfrage ist: Wollen die Studierenden verantwortungsbewusst handeln – oder muss Ethik und Moral erst noch gelehrt werden? Richtig ist in der Regel: Studierende wollen verantwortungsbewusst handeln. Studien zeigen hinreichend, dass prosoziales Verhalten, ein Gefühl für Gerechtigkeit und sogar die Bereitschaft, egoistisches Verhalten Dritter (mit möglichen Nachteilen für die eigene Person) zu sanktionieren, evolutionär mitgegeben ist. Es käme darauf an, dies und die Gründe dafür, zu verdeutlichen sowie aufzuzeigen, wie und wodurch diese prinzipielle Sensibilität für ein ethisches Verhalten im Alltag herausgefordert wird. Dass dann die wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung von ihrer gegenwärtigen Herangehensweise mit wenigen Ausnahmen überstark Wettbewerb, Konkurrenz und Opportunismus nicht nur als analytisches, sondern auch normatives Modell von Beziehungen gegenüber Dritten pflegt, diese Logik gar auch auf ursprünglich nicht wirtschaftliche Fragen mindestens implizit empfiehlt, anzuwenden, schafft teilweise erst die Probleme, die durch eine wirtschaftsethische Ausbildung angegangen werden sollen. Generell kommt es darauf an, so genannte Selbstverständlichkeiten der Standardlehre hinsichtlich ihrer Vorfestlegungen, deren Hintergründe und Bedeutungen, und die damit einhergehenden Folgen herauszuarbeiten. Diese wäre eine notwendige theoretische Aufklärungsarbeit mit dem Ziel der Herausbildung eines eigenen Urteilvermögens. Zur praktischen Persönlichkeitsbildung gehört aus wirtschaftsethischer Sicht zwingend anzuerkennen, dass die Bereitschaft, dem eigenen Gewissen nach Beurteilung der Lage zu folgen, realiter wohl nicht immer belohnt wird. Aber warum sollte man auch sonst Ethik in einem Studium der Wirtschaftswissenschaften lehren?

CSR NEWS-Partner lesen hier die Statements von Prof. Harald Bolsinger (Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt), Prof. Stefan Heinemann (FOM Hochschule), Prof. Ulrich Holzbaur (Hochschule Aalen), Prof. Markus Huppenbauer (Universität Zürich), Prof. Annette Kleinfeld (Hochschule Konstanz),  Dr. Daniela Ortiz (FHWien der WKW), Prof. Guido Palazzo (Universität Lausanne), Prof. Stefan Schaltegger (Leuphana Universität Lüneburg): Prof. Markus Scholz (FHWien der WKW): Prof. i.R. Jürgen Schwalbach (Humboldt-Universität Berlin), Prof. Andreas Suchanek (HHL Leipzig), Dr. Bernd Wagner (Dozent an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) und Prof. Josef Wieland (Zeppelin Universität Friedrichshafen).


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