Autor: Henryk Seeger ist Unternehmer und war Gründungsmitglied des deutschen Start-ups Deutschland rundet auf.
Der Begriff Mikrospende bezeichnet eine Spende in sehr geringer Höhe, die ein bestimmtes Anliegen, ein Projekt oder einen Menschen unterstützen soll. Die Höhe der Spende liegt im Nachkommabereich, also im Euro-Zahlungsraum unterhalb von 1 EUR. Mikrospende ist im Sprachgebrauch kein oft benutzter Begriff sowie keine weitverbreitete Form der Spende, dennoch bietet sie in der Kooperation von Unternehmen und NPOs eine attraktive Möglichkeit, neue Zielgruppen als (Erst-) Spender zu gewinnen.
1. Verbreitung
Die Spendenbeteiligung der Bundesbürger bis 29 Jahre ist mit einer Beteiligung von 15% (vgl. 57% beim Alter 70+ Jahren) im Vergleich der Altersgruppen mit Abstand am geringsten. Die Durchschnittsspende aller lag im Jahr 2016 bei 35 EUR. Nur rund 38% der Menschen in Deutschland spenden. Die Zahlen bleiben seit Jahren nahezu unverändert, was darauf schließen lässt, dass eine Art Sättigungskurve eingesetzt hat und mit der heutigen Art, Spenden einzuwerben, keine großen Veränderungen im Volumen zu erwarten sind.
Betrachtet man die Altersstruktur mit dem Aspekt der Spendenhöhe als mögliche Barriere für junge Menschen zu spenden, so kann der bisherige Nicht-Spender als Nische wahrgenommen werden und sehr attraktiv für CSR-Aktivitäten im Mikrospenden-Bereich sein: Da junge Menschen auf Grund ihrer gesellschaftlichen Situation und ihres Einkommens gar nicht oder kaum spenden, sind CSR-Aktivitäten im Mikrospenden-Bereich eine große Chance diese Zielgruppe zu integrieren und ihnen einen leichten Zugang zum Spendenmarkt zu ermöglichen.
2. Methoden
Die drei weitverbreitetsten Methoden der Mikrospende sind:
- a) Spendendosen im Einzelhandel, in die Wechselgeld in kleine oft transparente Gefäße eingeworfen werden kann.
- b) Die moderne Variante hiervon ist Aufrunden während des Bezahlprozesses, wobei der finale Bezahlbetrag freiwillig aufgerundet werden kann. Der gesamte Prozess wird hierbei digital durchgeführt. Der Spendenbetrag wird auf der Rechnung ausgewiesen und direkt an soziale Einrichtung weitergeleitet. Es entfällt komplett das zeit- und kostenaufwändige Abholen, Einzahlen und Überweisen der gespendeten Münzen.
- c) Auch eine effektive Möglichkeit, mit wenigen Cents Gutes zu tun, ist das Abrunden von Gehaltsabrechnung beim Nettogehalt. So wird ein Monatsgehalt von zum Beispiel 2.039,13 EUR auf 2.039,00 EUR abgerundet und 13 Cents werden monatlich gespendet.
3. Painless Giving
Die einzelne Mikrospende fühlt sich nicht sehr relevant und bedeutsam an, aber die große Anzahl an Mikrospenden lässt enorme Summen entstehen. Der Begriff aus dem Englischen „Painless Giving“ (zu deutsch: schmerzfreies Geben) beschreibt die Tätigkeit der Mikrospende dabei sehr treffend.
Die Mikrospende hilft dabei, Gutes im „Vorbeigehen“ zu tun, und ermöglicht es (Erst-) Spendern, in Relation zu ihrem Geldbeutel auch etwas zu geben – ohne größeren Aufwand und ohne zu große finanzielle Einbußen.
Somit ist die Mikrospende eine unterschwellige Methode, um potenzielle Spender durch eine vergleichsweise geringe Spende an den Spendenmarkt heranzuführen und an den Spendenempfänger zu binden.
4. Praxis
In der Praxis gibt es zwei Varianten: Entweder initiiert ein Unternehmen selber das Einsammeln von Mikrospenden und verteilt den Spendenbetrag eigenständig (z.B. McDonald´s) oder ein Drittanbieter bietet den Service als Komplettpaket an, so dass weder die Initiierung, noch das Verteilen vom Unternehmen selber gesteuert wird (z.B. „Deutschland rundet auf“ oder „Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger“).
5. Quellen:
- duden.de/rechtschreibung/Mikrospende
- spiegel.de/wirtschaft/soziales/bargeld-deutsche-wollen-1-und-2-cent-muenzen-behalten-a-1184870.html).
- spendenrat.de/wp-content/uploads/2017/02/Bilanz_des_Helfens_2017.pdf
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