Berlin (csr-news) > Der amerikanische Politikwissenschaftler John G. Ruggie ist Preisträger des A.SK Social Science Award 2017, eines der höchstdotierten internationalen Preise in den Sozialwissenschaften. Ruggie gehört zu den führenden Theoretikern auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen. Seine Arbeiten zu einer sozialen Ausgestaltung der Globalisierung, die den Bedürfnissen des Menschen Rechnung trägt, haben ebenso Eingang in die politische Praxis gefunden. Als Stellvertretender UN-Generalsekretär für strategische Planung (1997 bis 2001) erarbeitete er den Global Compact der Vereinten Nationen, heute die weltweit größte Initiative für verantwortungsvolle Unternehmensführung. Als UN-Sonderbeauftragter für Unternehmen und Menschenrechte (2005 bis 2011) entwickelte er die UN-Leitlinien für Unternehmen und Menschenrechte.
Bis heute sind dem UN Global Compact über 13.000 Unternehmen und Organisationen aus Zivilgesellschaft, Politik und Wissenschaft in 170 Ländern beigetreten (unglobalcompact.org). Die Leitlinien, 2011 einstimmig angenommen vom UN-Menschenrechtsrat, dienen Staaten und Unternehmen als maßgebliche Blaupause für ein sozial verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln. Ruggies Ansatz bedeutet im Kern: Menschenrechte müssen in die alltäglichen Unternehmensentscheidungen eingebettet werden. Die OECD hat ihren Richtlinien für multinationale Unternehmen ein Menschenrechtskapitel in Anlehnung an die sogenannten Ruggie-Rules hinzugefügt, die Europäische Union hat ihre Regeln zur sozialen Unternehmensverantwortung auf Grundlage dieser Regeln überarbeitet. Viele Staaten, darunter auch Deutschland, entwickeln Nationale Aktionspläne zu Wirtschaft und Menschenrechten. Die International Bar Association, die weltweit führende Vereinigung internationaler Anwälte, fühlt sich den Leitlinien ebenso verpflichtet wie der Weltfußballverband FIFA. Die international besetzte Jury des A.SK-Preises hebt John Ruggies Verdienste in Theorie und Praxis hervor. Für den Harvard-Professor bilden Normen und Geschichte das Fundament internationaler Beziehungen. Als Forscher habe Ruggie die Analyse der Weltpolitik zurück in die Soziologie, Politikwissenschaft und Geschichte geführt, heißt es in der Preisbegründung.
John G. Ruggie wurde 1944 in Graz geboren und wanderte als Kind mit seinen Eltern nach Kanada aus. Seine akademische Karriere führte ihn in die USA, an die Columbia University, die University of California San Diego und an die Harvard University. Er ist Berthold Beitz Professor für Menschenrechte und Internationale Beziehungen an der Kennedy School of Government der Harvard University und Affiliated Professor in International Legal Studies an der Harvard Law School. Von 1997 bis 2001 war Ruggie Stellvertretender UN-Generalsekretär, von 2005 bis 2011 UN-Sonderbeauftragter für Unternehmen und Menschenrechte. 1999 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Der Preis wird John G. Ruggie am 14. Oktober 2017 am WZB überreicht.
Der mit 100.000 Euro dotierte A.SK-Preis wurde vom chinesischen Unternehmerpaar Angela und Shu Kai Chan gestiftet. Er wird seit 2007 alle zwei Jahre vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) vergeben. Ausgezeichnet werden Forscher und Forscherinnen aus den Sozialwissenschaften, die einen wichtigen Beitrag zu politischen und wirtschaftlichen Reformen geleistet haben. Die bisherigen Preisträger sind Sir Anthony Atkinson, Martha Nussbaum, Transparency International, Paul Collier und Esther Duflo.