Kaiserslautern (csr-news) > Korruption durchzieht viele Bereiche, wie der Bericht der Anti-Korruptionsorganisation Transparency International jährlich zeigt. Um dagegen vorzugehen, gibt es in vielen großen Unternehmen Präventionsprogramme. In kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist dies jedoch selten der Fall. Wie man es schafft, dass sich auch diese mit der Problematik befassen und Maßnahmen ergreifen, hat das Team um Professorin Tanja Rabl von der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern im Rahmen des Projekts „RiKo“ untersucht.
Risiko wird unterschätzt
Um Korruption entgegenzuwirken, setzen viele große Unternehmen auf Präventionsprogramme, die ein Bündel vielfältiger Maßnahmen umfassen. Dies können zum Beispiel verpflichtende Leitlinien sein, Schulungen für das Personal oder feste interne und externe Ansprechpersonen für die Korruptionsthematik. Anders sieht es in vielen KMU aus. „Korruption wird oftmals nicht als Problem für das eigene Unternehmen wahrgenommen und das Risiko als sehr gering eingeschätzt“, sagt Professorin Tanja Rabl, die an der TU Kaiserslautern den Lehrstuhl für Personalmanagement, Führung und Organisation innehat und sich in ihrer Forschung mit Korruption, ihren Ursachen und Folgen beschäftigt. „Auch heißt es von der Geschäftsführung öfter, dass alles familiär zugehe, man sich persönlich kenne und Korruption viel schneller auffallen würde als in Großunternehmen.“
Doch wie gelingt es, diese Unternehmen dafür zu sensibilisieren, Korruption im eigenen Betrieb zu verhindern? Mit dieser Frage haben sich Rabl und ihr Team in einer Studie befasst. Dabei haben sie zunächst im Rahmen einer Befragung unter 339 Führungskräften in KMU untersucht, welche Faktoren eine Rolle dabei spielen, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen beziehungsweise nicht tätig zu werden. „Wichtig ist der Druck, der unter anderem durch Lieferanten, Kunden, Banken, Investoren, Gesetzgeber und Öffentlichkeit entsteht“, nennt die Wirtschaftswissenschaftlerin als ein Kriterium für eine hohe Sensibilisierung. Auch eine moralische Verpflichtung der Führungskräfte spiele eine Rolle. Auf der anderen Seite würden Anstrengungen gescheut, wenn Führungskräfte glauben, keine ausreichenden Fähigkeiten und Erfahrungen zu besitzen, um geeignete Maßnahmen im Unternehmen umzusetzen. „Auch fehlende finanzielle, zeitliche und personelle Ressourcen werden als Gründe aufgeführt, um das Thema nicht anzugehen“, sagt Rabl weiter. Zudem werde Korruption für das eigene KMU oft überhaupt nicht als Problem wahrgenommen.
Für Korruptionsprävention sensibilisieren
Auf Basis dieser Ergebnisse haben Rabl und ihr Team einen Workshop entwickelt, der darauf abzielt, KMU für Korruptionsprävention zu sensibilisieren. „Wir vermitteln dabei wichtige Grundlagen zu Korruption und Korruptionsprävention. Wir diskutieren anhand von verschiedenen Fallbeispielen, was problematisches Verhalten sein kann. Außerdem betrachten wir, was Ursachen für Korruption sein können und welche Konsequenzen Korruption für KMU nach sich ziehen kann“, fährt sie fort. Vor allem aber beleuchten sie, welche Chancen sich ergeben, wenn das eigene Unternehmen Maßnahmen ergreift, um Korruption vorzubeugen. So können über Korruptionsprävention nicht nur gesetzliche Verpflichtungen erfüllt und negative Konsequenzen vermieden werden. Es können dadurch auch die Beziehungen zu Auftraggebern sowie zu Banken und Investoren verbessert und positive Effekte bei den Beschäftigten wie beispielsweise eine höhere Bindung an das Unternehmen erreicht werden.
Als Ausgangspunkt für Korruptionspräventionsbemühungen in KMU wird im Workshop besonderes Augenmerk auf die Risikoanalyse gelegt, mit der Unternehmen spezifische Risiken für sich selbst identifizieren können. Hierbei dreht es sich um Fragen wie: Welche Korruptionsrisiken sehen wir in unserem eigenen Unternehmen? In welchen Bereichen des Unternehmens besteht das größte Risiko? Welcher Personenkreis kann betroffen sein? Was können wir dagegen tun? „Für KMU gibt es keinen ‘One size fits all’-Ansatz, also keinen einheitlichen Ansatz, der für alle gleichermaßen passend ist. Jedes Unternehmen muss die Risiken individuell für sich prüfen und bewerten und dann auf sich zugeschnittene Maßnahmen wählen“, sagt Rabl. „Wir zeigen auf, wie es möglich ist, passende Schritte zu ergreifen.“
Die Studie entstand im Verbundprojekt „Risikomanagement der Korruption aus der Perspektive von Unternehmen, Kommunen und Polizei (RiKo)“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und vom Technologiezentrum des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI TZ) als Projektträger begleitet wurde. Unter der Leitung von Professorin Rabl haben auch die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Anna Werner und Maren Albrecht an dem Thema gearbeitet. Sie ist im Sammelband „Korruptionsprävention in Unternehmen und Kommunen. Eine interdisziplinäre Studie“ im Springer Verlag erschienen. Zudem hat Professorin Rabl gemeinsam mit dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) eine Broschüre herausgegeben, die KMU einen Einstieg in das Thema Korruptionsprävention ermöglicht.