Stuttgart (csr-news) > In einem partizipativen Prozess wird diese in den kommenden Wochen gemeinsam mit DGNB Mitgliedern, Auditoren und Consultants diskutiert, erprobt und weiter optimiert. Die aus der Kommentierungsphase resultierende Marktversion soll Ende des Jahres fertiggestellt sein. Zu den größeren Änderungen zählen die Möglichkeit zur Übererfüllung von Kriterien mit direktem Bezug zur Circular Economy und zum Klimaschutz sowie die stärkere Gewichtung von Themen, die den Beitrag eines Gebäudes im städtebaulichen Kontext beleuchten.
Die Version 2017 des Zertifizierungssystems ist das Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung der DGNB mit den Erfahrungen der letzten Jahre sowie den Marktentwicklungen und -anforderungen rund um das Thema Nachhaltigkeit und der entsprechenden Zertifizierungen. Das System soll gleichsam als Motivation und Planungstool dienen, um nachweislich bessere Gebäude zu bauen und zu betreiben. „Wir haben das DGNB System so weiterentwickelt, dass es klarer als je zuvor für das Nachhaltigkeitsverständnis der DGNB steht und als Werkzeug dabei hilft, in der Planungs- und Baupraxis die passenden Antworten auf unsere wichtigsten Zukunftsfragen zu finden“, erklärt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB.
So hat die DGNB beispielsweise für einen bewussteren Umgang mit Ressourcen und zur Förderung von Materialkreisläufen für eine spätere Wieder- oder Weiterverwendung sogenannte Circular-Economy-Boni bei einer Vielzahl von Kriterien eingeführt. Diese wirken sich positiv auf das Zertifizierungsergebnis aus. Ähnliches gibt es zum Thema Klimaschutz mit den Agenda-2030-Boni für Projekte, die in besonderem Maße zur Umsetzung der Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen beitragen. Um den Zusammenhang einer nachhaltigen Bauweise mit den SDGs herauszuarbeiten und transparent zu machen, wurden darüber hinaus sämtliche Kriterien auf deren Verlinkung zu den Zielen überprüft. Künftig erhält jedes Projekt, das eine DGNB Zertifizierung erfolgreich abschließt, eine Aussage darüber, inwieweit es einen Beitrag zur Erreichung der SDGs geleistet hat.
Innovationsräume zur Förderung von neuen, mutigen Lösungen
Mit den Innovationsräumen hat die DGNB ein neues Instrument in die Kriterien integriert, das Planer motivieren soll, die bestmöglichen und für das Projekt sinnvollsten Lösungen zu verfolgen. Dies soll auch eine Planungskultur unterstützen, die auf einer aktiven Auseinandersetzung mit den Anforderungen der spezifischen Bauaufgabe fußt und zu einer Individualisierung von Projekten beiträgt. Stärker adressiert werden Themen, die den Beitrag eines Gebäudes im städtebaulichen Kontext betrachten. So wurden die vier Kriterien der Standortqualität nicht nur überarbeitet. In der Kommentierungsversion ist ebenfalls vorgesehen, dass diese ab sofort unmittelbar in das Zertifizierungsergebnis einfließen.
Neu hinzugekommen sind die Kriterien „Nutzerkommunikation“, „FM-gerechte Planung“ sowie „Biodiversität“, das es bislang nur in der Quartierszertifizierung gab. Zahlreiche weitere Kriterien wurden methodisch überarbeitet und weiterentwickelt. Hierzu zählt beispielsweise die „Ökobilanz“, die aus bislang zwei separaten Kriterien zum Ressourcenverbrauch und den emissionsbedingten Umweltwirkungen in ein gemeinsames überführt wurde. Auch bei den Kriterien „Verantwortungsbewusste Ressourcengewinnung“, „Gebäudebezogene Kosten im Lebenszyklus“ und „Einsatz und Integration von Gebäudetechnik“ (früher „Anpassungsfähigkeit der technischen Systeme“) gibt es grundlegende Anpassungen.
Möglichkeit zur Kommentierung
Die jetzt vorgestellte Version des Kriterienkatalogs ist die Grundlage für eine umfassende Kommentierungsphase, die die DGNB bis Ende August 2017 durchläuft. An dieser können sich sämtliche DGNB Auditoren und Consultants sowie alle rund 1.200 Mitgliedsorganisationen des Vereins beteiligen. Im Zuge der Kommentierung gibt es unter anderem zwei Feedback-Workshops in Stuttgart und Berlin. Bis Jahresende sollen die Anmerkungen bearbeitet und umgesetzt werden. Gleichzeitig wird das neue System an ersten Projekten erprobt. „Das DGNB Zertifizierungssystem ist nicht das Werk Einzelner. Es ist das Ergebnis der Zusammenarbeit einer großen Zahl anerkannter Experten, die mit ihrem Know-how alle Facetten des nachhaltigen Planens und Bauens abdecken“, erklärt Lemaitre. „So ist es für uns selbstverständlich, dass wir auch bei der Entwicklung der Version 2017 auf den enormen Wissensschatz aus unserem Netzwerk zurückgreifen.“
Ein System für neun Gebäudenutzungen
Anwendbar sein wird diese Version 2017 zunächst für neun unterschiedliche Nutzungsprofile. So wird in der Marktversion in jedem der 37 Kriterien der jeweilige Gewichtungsfaktor für eine spezifische Gebäudenutzungsart aufgeführt. Kriterien, die für eine Nutzung nicht relevant sind, entfallen. Damit leistet die DGNB einen Beitrag zur stärkeren Vereinheitlichung innerhalb der Nachhaltigkeitszertifizierung von Gebäuden. Auch die Anwendbarkeit auf Nutzungsprofile, für die bislang kein eigenes System verfügbar ist, wird vereinfacht.
Klare Positionierung im Green-Building-Markt
Die neue Version des DGNB Systems darf auch als klares Zeichen der Non-Profit-Organisation in der aktuellen Diskussion rund um Nachhaltigkeit und Klimaschutz verstanden werden. Vor dem Hintergrund der globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel werden die Ernsthaftigkeit im Umgang mit den Themen der Nachhaltigkeit und insbesondere deren praktische Umsetzung an Wichtigkeit weiter zunehmen. Daher distanziert sich die DGNB mit der neuen Version der Nachhaltigkeitszertifizierung mehr denn je von den Anbietern von Green-Building-Ratingsystemen, die nicht auf den Prinzipien der Ganzheitlichkeit, Lebenszyklus- und Performanceorientierung beruhen. „Grundsätzlich stehen die DGNB und das DGNB System nicht für das Zertifizieren als Selbstzweck, als reines Marketinginstrument oder der Zurschaustellung eines Leadership-Gedankens“, so Lemaitre. „Vielmehr geht es uns darum, mithilfe einer Zertifizierung eine ganzheitliche Qualität umzusetzen. Hierzu zählt ganz selbstverständlich auch die transparente Qualitätskontrolle durch einen unabhängigen und neutralen Zertifizierungsprozess.“