Amsterdam (csr-news) > UTZ und Rainforest Alliance verschmelzen zur Rainforest Alliance. Wie die beiden Organisationen heute mitteilten, soll aus den Stärken beider Standards ein neuer globaler Nachhaltigkeitsstandard entwickelt werden. Im dritten Quartal soll die Fusion vollzogen werden und anschließend die Arbeiten am gemeinsamen Lieferketten-Standard und einem einheitlichen Nachhaltigkeitslabel beginnen. Anfang 2019 sollen die Ergebnisse vorliegen. Ob es dann auch ein neues Siegel gibt, sei derzeit noch unklar, sagte ein Sprecher von Rainforest Alliance.
Doppelbelastung vermeiden
Derzeit sind rund 182.000 Kakao-, Kaffee- und Teebauern nach beiden Standards zertifiziert. Sie profitieren zukünftig von der Vereinheitlichung, etwa indem sie auf die administrative Doppelbelastung zweier Systeme verzichten können. Bei den Audits kooperieren die Organisation schon seit einiger Zeit, um die Doppelbelastung zu vermeiden. Für die 1,2 Millionen nach Rainforest Alliance zertifizierten Farmer und die rund 850.000 Farmen mit UTZ-Zertifizierung ändert sich bis zur Einführung des neuen Standards nichts. Auch danach wird es eine Übergangsregelung mit angemessenen Zeiträumen geben. „Tausende kolumbianische Kaffeeanbauer, die sowohl UTZ-zertifiziert als auch Rainforest Alliance Certified sind, werden von dieser Entwicklung profitieren“, so Roberto Vélez, CEO des Verbands kolumbianischer Kaffeebauern. „Es sollte ihnen große Vorteile bringen, wenn sie zum Beispiel nur noch eine Auditierung durchlaufen müssen und nicht mehr zwei. Dadurch können sie signifikant Kosten einsparen. So sollten Kaffeebauern effizienter in Nachhaltigkeit investieren und ihr Einkommen steigern können, um damit auch zu ökonomischer Nachhaltigkeit beizutragen.“ Der Verband kolumbianischer Kaffeebauern FNC vertritt mehr als eine halbe Millionen Familien, die sich dem Anbau von Kaffee in Kolumbien widmen.“
Größerer Einfluss
Nach dem Zusammenschluss der beiden Organisationen wird Han de Groot, derzeit Executive Director von UTZ, zum CEO der Rainforest Alliance ernannt. Nigel Sizer, zurzeit Präsident der Rainforest Alliance, wird die Rolle des Chief Program Officer, Advocacy, Landscapes and Livelihoods übernehmen. Durch diese Personalie wird auch verdeutlicht, dass es sich um einen Zusammenschluss auf Augenhöhe handelt, UTZ nicht einfach geschluckt wird. Dennoch wird UTZ als „Marke“ verschwinden und entweder vollständig im Siegel von Rainforest Alliance aufgehen oder eventuell durch ein neues Siegel ersetzt. „Die künftige Rainforest Alliance wird eine größere Reichweite und stärkere Stimme haben. Damit können wir die Umwelt besser schützen und es Farmern und Erzeugergemeinschaften, Unternehmen sowie Verbrauchern erleichtern, noch mehr verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen“, so Han de Groot, Executive Director, UTZ. „Wir blicken auf eine Geschichte kontinuierlichen Wachstums und starker Partnerschaften zurück – die neue vereinte Organisation wird unseren Einfluss vergrößern und der Erfüllung unserer Mission einen Schritt näherbringen: Einer Welt, in der nachhaltige Landwirtschaft die Norm ist.“
Auch für die Lizenznehmer wird sich vorläufig nichts ändern. Sie können bis zur Einführung des neuen Standards nach den bisherigen Lizenzbedingungen weiterarbeiten. „Seit Jahren unterstützt Mars die Zertifizierung Rainforest Alliance Certified und UTZ als Teil unseres Versprechens, unsere gesamte Lieferkette im Bereich Kakao als nachhaltig produziert zu zertifizieren“, sagt Pascal Balthussen, Vice President, Commercial, Mars Chocolate. „Um Nachhaltigkeit zu erreichen, braucht es eine noch größere Wirkung und mehr Sicherheit. Deshalb verbinden wir große Erwartungen mit dem Zusammenschluss: Dass er sich in größerem Maßstab positiv auf die Lebensbedingungen der Farmer und die Landnutzung auswirkt – denn das ist dringend notwendig.“
Einheitlichere Erkennbarkeit
Auch die Verbraucher Initiative begrüßt den geplanten Zusammenschluss der beiden Siegelorganisationen und verspricht sich davon eine größere Hebelwirkung bei Erzeugung und Absatz von nachhaltigeren Produkten im Massenmarkt. „Nachhaltigere Produkte erfreuen sich verstärkter Nachfrage. Eine einheitlichere Erkennbarkeit entsprechender Produkte kommt dem Verbraucherbedürfnis nach schneller Information entgegen“, so Georg Abel von der Verbraucher Initiative. Nach einer repräsentativen Umfrage des Bundesverbandes hält sich nur jeder Sechste bei Produktsiegeln für gut informiert. Angesichts von über 1.000 Zeichen allein auf dem deutschen Markt überrascht diese Zahl nicht. „Der geplante Zusammenschluss der beiden Zeichen trägt ab 2019 zur erhöhten Bekanntheit des gemeinsamen Labels bei und ist ein wichtiges Signal für den Massenmarkt“, so Abel.