Berlin (csr-news) > Die Weltwirtschaft wächst zusammen und ist durch raschen technologischen Fortschritt gekennzeichnet. Allerdings scheint wirtschaftlicher Fortschritt nicht länger mit sozialem Fortschritt einherzugehen. Letztlich sollte es das Ziel der G20 sein, die Weltwirtschaft so zu gestalten, dass die wichtigsten Bedürfnisse der Menschen erfüllt sind. Dies bedeutet aber auch, dass sich die G20 bemühen sollten, neben dem Wirtschaftswachstum auch einen robusten, integrativen und nachhaltigen Wohlstand zu fördern. Beim Think20-Dialogforum in Berlin haben Wissenschaftler, Politiker und Wirtschaftsvertreter zwei Tage lang Lösungen für die globalen Herausforderungen beraten. Ihre Empfehlungen haben sie an Kanzleramtsminister Peter Altmaier übergeben.
Weltweite Probleme angehen
Altmaier sagte, Innovation sei angetrieben durch zu lösende weltweite Probleme und die technische Entwicklung, nicht von der Politik. Daher sei notwendig, Regierungsstrukturen zu schaffen, um in einer vernetzten Welt die Probleme weltweit zu diskutieren. „Wir haben verstanden, dass technischer Fortschritt ebenso wie die Gefahren durch den Klimawandel, Migration, Armut und Terrorismus nur in einer eng verknüpften Welt gemeinsam angegangen werden können“, sagte der Kanzleramtsminister. Große Herausforderungen stellten Migration und Flucht dar. Die Ereignisse im Herbst 2015 hätten gezeigt, dass kein funktionierender internationaler Rahmen bestand, um mit so einem Problem umzugehen. Viele Länder in Europa, aber auch in Afrika, helfen, um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern. Die G20, so Altmaier weiter, dürfe sich nicht mehr vor allem um wirtschaftliche und finanzielle Fragen kümmern. Sie müsse sich kollektiv sozialer und ökologischer Risiken annehmen. Insbesondere die Probleme Afrikas müssten partnerschaftlich gelöst werden.
Lösungen für neue Herausforderungen finden
Es sei sicher wichtig, die Militärausgaben zu erhöhen, Außen- und Sicherheitspolitik seien auf der Agenda, aber in einer anderen Weise als in der Vergangenheit. Heute ginge es nicht mehr primär um Raketen und Waffen, es gehe vor allem um Bildung, berufliche Qualifikation und die Einbindung von Frauen in den Arbeitsprozess und in die politische Diskussion. Dies gelinge besser in demokratischen Strukturen und globaler Abstimmung. Die versammelten Fachleute führten in ihren Empfehlungen aus, es sei an der Zeit, dass die Mitgliedstaaten der G20 eine gemeinsame Perspektive entwickeln. Diese müsse es der Weltbevölkerung ermöglichen, eine wirtschaftlich florierende, ökologisch nachhaltige und sozial integrative Zukunft zu verwirklichen, die unvorhergesehenen Erschütterungen gegenüber widerstandsfähig ist. Die Mitgliedstaaten der G20, aber auch alle anderen Staaten, müssen ihren jeweiligen Weg gehen und gleichzeitig eine gemeinsame Perspektive für Probleme entwickeln, die alle betreffen.
Drei einfache Gedanken
Diese gemeinsame Perspektive sollte auf drei einfachen Gedanken beruhen: Erstens hängt die Zukunft der Menschheit davon ab, dass die globalen Gemeingüter, zu denen die Weltwirtschaft und die Biosphäre zählen, stabilisiert und bewirtschaftet werden. Sie bilden die Voraussetzung für Frieden, Sicherheit und menschliches Wohlergehen in der Zukunft. Zweitens erfordert die Bewirtschaftung dieser globalen Gemeingüter Investitionen in eine umfassende Kultur der globalen Zusammenarbeit sowie ein System des globalen kollektiven Handelns. Und drittens wird globale Regierungsführung von oben herab nicht funktionieren, solange nicht der Mensch in den Mittelpunkt des Globalisierungsprozesses rückt. In der Agenda 2030 zum Klimaschutz, auf die sich alle Regierungen im September 2015 verständigt haben, werden die Grundpfeiler einer solchen dringend benötigten globalen Perspektive bereits widergespiegelt. Entsprechend muss der Schwerpunkt der jeweiligen G20-Agenda, die sich von Jahr zu Jahr weiterentwickelt, darauf liegen, weltweit für Wohlergehen zu sorgen, und zwar auf der Grundlage von Wohlstand, der Befähigung zu aktiver Mitgestaltung und sozialer Integration.