Berlin (csr-news) > Schätzungen zufolge werden in der EU jährlich rund 88 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet. Ein nicht unerheblicher Teil davon in Deutschland. Rund 18 Millionen Tonnen, oder ein Drittel der insgesamt in einem Jahr produzierten Lebensmittel, sollen es in diesem Jahr sein, wie die Naturschutzorganisation WWF vorrechnet. Theoretisch würden also alle bislang in diesem Jahr produzierten Nahrungsmittel auf dem Müll landen. Nur ein theoretisches Gedankenkonstrukt, wie der WWF einräumt, und doch macht es deutlich, wie viele Lebensmittel in Deutschland alltäglich verschwendet werden. Mit dem „Tag der Lebensmittelverschwendung“ am 2. Mai will die Naturschutzorganisation diesen Umstand symbolisch verdeutlichen.
Das Thema ist längst in der Politik angekommen, erst vor wenigen Woche hat der EU-Umweltausschuss die Mitgliedsstaaten zu wirksameren und entschlosseneren Maßnahmen gegen die Lebensmittelverschwendung aufgefordert. Auch die Bundesregierung hat der Verschwendung den Kampf angesagt, doch so richtig verbessern wollen sich die Zahlen nicht. Da sich die Bundesregierung lautstark zu dem Ziel bekennt, die Lebensmittelverluste bis 2030 zu halbieren, müsste der symbolische „Tag der Lebensmittelverschwendung“ damit eigentlich jedes Jahr um mehrere Kalendertage nach vorne rutschen. Doch das ist nicht der Fall, so die Kritik. „Seitens der Bundespolitik hat es in der Vergangenheit viele Ankündigungen gegeben. Aber bis heute fehlt es an einer fundierten Erfassung der Lebensmittelverluste“, so Tanja Dräger de Teran, WWF-Referentin für Landwirtschaft. „Damit ist es auch nicht möglich nachzuweisen, ob überhaupt und was konkret erreicht worden ist.“
So würden nach Berechnungen des WWF jährlich rund 2,6 Millionen Hektar landwirtschaftliche Fläche bewirtschaftet, nur um die darauf angebauten Produkte wieder zu wegzuwerfen. Hinzu kämen unnötig freigesetzte Treibhausgasemissionen in Höhe von 48 Mio. Tonnen. „Wir brauchen endlich eine abgestimmte nationale Strategie zur Verminderung von Lebensmittelverlusten, die klare und verbindliche Zielvorgaben vom Produzenten über die Lebensmittelindustrie bis hin zum Handel und der Gastronomie erarbeitet“, so Tanja Dräger de Teran. „Damit alle Aktivitäten zielgerichtet gebündelt werden, ist zudem eine schlagkräftige Koordinierungsstelle notwendig.“